»Über den Zaun hinweg«
Heinz Fischer und Christoph Leitl im Gespräch mit Herbert Lackner über die Zukunft von Parteien und Sozialpartnerschaft, Rechtspopulismus und Donald Trump, Medienkritik und Hasspostings.
Herbert Lackner:Sie kommen aus sehr unterschiedlichen Ecken der österreichischen Gesellschaft – Heinz Fischer, aus einer roten Beamtenfamilie, Christoph Leitl aus einer schwarzen Unternehmerfamilie. Wie haben Sie zusammengefunden?
Heinz Fischer: Also erstens sind wir beide keine streitsüchtigen Menschen, und ich habe etwa zum Präsidenten der Bundeswirtschaftskammer Rudolf Sallinger schon vor 40 Jahren ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Meine Frau und ich waren von ihm und seiner Frau öfters in seiner Wohnung eingeladen. Er hat mir seine Lebensphilosophie erklärt, hat aber auch meine Auffassungen und meine Standpunkte respektiert, das waren sehr gute und nützliche Gespräche. Ich habe auch Robert Graf sehr geschätzt, als Wirtschaftsminister und als Parlamentarier. Ein kluger Burgenländer, der in der Emigration in New York geboren ist, weil viele Burgenländer in den 1920er-Jahren aus wirtschaftlicher Not auswandern mussten. Er hat dann in seine Heimat zurückgefunden. Und mit Christoph Leitl hat sich diese bewährte Tradition fortgesetzt.
Wie haben Sie sich angenähert?
Heinz Fischer: Ganz unprätentiös. Ich glaube, dass es sowohl für ihn als auch für mich wertvoll ist, wenn man nicht nur in der eigenen politischen Umgebung Gesprächskontakte hat, sondern, gewissermaßen über den Zaun hinweg, auch andere Meinungen und Standpunkte kennenlernt. Und Christoph Leitl ist ja ein sehr diskussionsfreudiger Mensch. So sind viele interessante Gespräche zustande gekommen, die zunehmend auch mit persönlicher Freundschaft verbunden waren. Und wir haben auch viele Auslandsreisen gemeinsam gemacht.
Christoph Leitl: Eine Freundschaft, die dann am Berg besiegelt worden ist. Heinz Fischer ist ja einer, der gerne Bergeshöhen erklimmt, und da haben wir eine Bergwanderung miteinander gemacht. Das