Fitzgeorge Street bot unter einem grauen Märzhimmel einen frostigen, öden Anblick dar, als Mr. Sheldon nach einwöchiger Abwesenheit aus London hierher zurückkehrte. Er war in Little Barlingford gewesen und hatte seine kurzen Ferien unter alten Freunden und Bekannten verlebt. Das Wetter war jenen beliebten weiten Ausflügen zu Wagen oder zu Pferde, die man bei solchen Gelegenheiten als ein ganz besonderes Vergnügen betrachtet, nicht günstig gewesen. Die stürmischen Winde eines ungewöhnlich kalten Märzmonats hatten Mr. Sheldon in den Gassen seiner Geburtsstadt umtost und fast von den Türschwellen seiner Verwandten hinweg geblasen. Es ist daher kaum verwunderlich, daß er bei seiner Rückkehr nach London in keiner besseren Verfassung war als zu Beginn seiner Reise. Ja, die achttägige Abwesenheit hätte gar einen nachteiligen Einfluß auf ihn geäußert, sagte die alte Frau, die ihn bediente, während er ein Kotelett aß und zwei Tassen sehr starken Tee trank.
Mr. Sheldon brachte dieses improvisierte Mahlzeit zügig hinter sich. Es schien ihm viel daran zu liegen, den besorgten Äußerungen seiner Haushälterin über ihn und seine Gesundheit ein Ende zu machen und sie aus dem Zimmer zu bekommen. Sie war bereits vor beinahe dreißig Jahren mit seiner Pflege betraut gewesen, und die Erinnerung, daß sie zu jener Zeit sehr vertraut mit ihm gewesen war, da er ein hübscher, schwarzäugiger Knabe und sehr oft geneigt gewesen war, plötzlich und ohne jede ersichtliche Veranlassung ganz steif am Körper und dunkelrot im Gesicht zu werden, bewog sie, sich nun dann und wann gewisse Freiheiten herauszunehmen. Sie beobachtete ihn verstohlen, während er in einem großen Armstuhl mit hoher Lehne saß und mürrisch in das eher schlecht als recht brennende Feuer sah, und sie hätte ihn gern ein wenig über Barlingford und die Bewohner dieser Stadt ausgefragt.
Doch Philip Sheldon war nicht der Mann, dem gegenüber selbst eine alte Wärterin es wagen durfte, sich viele Freiheiten herauszunehmen. Er war ein guter Dienstherr, bezahlte seinen Leuten ihren Lohn mit unfehlbarer Pünktlichkeit und machte ihnen sehr wenig Mühe. Dabei war er aber zugleich in der ganzen Welt der letzte, mit dem ein geschwätziges Weib ihr Spiel treiben konnte. Dies gestand Nancy Woolper – aus Höflichkeit nannte man sie Mrs. Woolper – selbst ihrer nächsten Nachbarin Mrs. Magson, wenn ihr Herr das Thema eines kleinen Nachmittagsklatsches abgab. Die Oberhäupter eines Haushalts können jahrelang in einer Nachbarschaft wohnen, ohne auch nur die äußere Erscheinung ihrer Nachbarn kennenzulernen, doch in den Dienerstuben vornehmer Häuser im Westen findet ebenso wie in den bescheidenen Küchen in Bloomsbury ein lebhafter Austausch von Höflichkeiten und freundlichem »Hereinschauen« zum Tee oder Abendessen statt, mag der Hausherr auch ein noch so ungeselliges Geschöpf sein.
»Sie können das Teegeschirr abräumen, Nancy,« sagte Mr. Sheldon, indem er sich plötzlich aus dem düsteren Tagtraum aufrüttelte, in den er die letzten zehn Minuten versunken gewesen war. »Ich habe heute Abend sehr viel zu tun, und ich erwarte im Laufe des Abends Mr. George. Aber denken Sie daran, außer für ihn bin ich für niemanden zu Hause.«
Die alte Frau stellte das Teegeschirr auf ihr Tablett, beobachtete aber immer noch verstohlen ihren Herrn, der mit ein wenig geneigtem Kopf dasaß und seine leuchtenden schwarzen Augen mit jenem starren Blick auf das Feuer geheftet hielt, der den Augen eigentümlich ist, die weit über das hinausblicken, was sie zu betrachten scheinen. Sie hatte sich angewöhn