: Christine Scharf-Haggenmiller
: Arbeit. Anerkennung? Geschlecht! Strategische Identitäten türkischer Migranten der zweiten Generation im Vergleich
: Waxmann Verlag GmbH
: 9783830982326
: 1
: CHF 36.10
:
: Volkskunde
: German
: 440
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
'Und, was machen Sie beruflich?' Mithilfe der Antwort auf diese Frage ordnen wir unser Gegenüber nicht selten binnen Sekunden in unser lebensweltliches Raster ein. Arbeit - in erster Linie Erwerbsarbeit - determiniert gesellschaftliche Positionierungsmuster. In einer Einwanderungsgesellschaft ist sie insbesondere für Migranten eine Frage der gesellschaftlichen Teilhabe. Türkische Einwanderer erleben dabei noch in der zweiten Generation im Alltag kulturspezifische Fremdzuschreibungen in Bezug auf Arbeit entlang der Differenzkategorien Geschlecht und Ethnizität.
Dieser Band lenkt den Blick auf die Perspektive der Migranten, die keine mehr sind: Welche Bedeutung hat Arbeit für sie und ihre Wahrnehmung von sich selbst, für ihre Identität? Welche Form von Arbeit betrachten sie als Grundlage gelungener Identität und welche Rolle spielen dabei kulturelle Wertigkeiten und soziale Anerkennung?
Vorliegende Studie untersucht aus kulturwissenschaftlicher Perspektive, wie türkische Einwanderer der zweiten Generation in der sogenannten 'globalisierten Arbeitswelt' ihre Identitäten strategisch konstruieren und welche geschlechtsspezifischen Rollenbilder hierbei aus den Wechselwirkungen zwischen Arbeit, Familie und Ethnizität entstehen. Aus teilnehmender Beobachtung und biographischen Tiefeninterviews ist so ein Zeugnis der transkulturellen Arbeitswelt der Gegenwart entstanden, welches anregt, die Annahmen zu hinterfragen, von denen wir nicht immer wissen, dass wir sie machen, wenn wir von 'Migranten' und 'Arbeit' sprechen.
Buchtitel1
Impressum4
Inhalt5
Vorwort11
I. Einleitung13
I.1 „Global Workforce, Doing Gender und Transcultural Turn“: Begrifflichkeiten13
I.2 Gesellschaftliche Positionierungsmuster im Spannungsfeld zwischen Migration, Geschlecht und Erwerb24
II. Arbeit, Anerkennung und Geschlecht – Von der neuen Qualität alter Konstruktionsprozesse31
II.1 Eine Arbeitsgesellschaft ohne Arbeit? Die neue soziale Realität von Arbeit im Zeitalter der Globalisierung31
II.1.1 „Arbeit macht das Leben süß“ – von der Mühsal über den Lebensinhalt zum Integrationsfaktor39
II.1.2 Er hat die Arbeit, sie tut das andere? Arbeit und Geschlecht45
II.1.2.1 Leitlinien genderspezifischer Auseinandersetzung mit Arbeit46
II.1.2.2 Man wird nicht als türkische Putzfrau geboren: Arbeit, Geschlecht und Ethnizität52
II.1.2.2.1 Jung, männlich, Migrant – Verlierer?61
II.1.2.2.2 Türkische Frauen und Arbeit – eine eurozentristische Geschichte70
II.1.3 Laboro ergo sum – Arbeit und Anerkennung75
II.2 Rechtliche Rahmenbedingungen migrantischer Erwerbstätigkeit80
III. Türkische Migranten als Gegenstandsfeld kulturwissenschaftlicher Forschung86
III.1 Historischer Kontext86
III.1.1 Einwanderungsphasen86
III.1.2 Vom Gastarbeiter zum Rentner: Die erste Generation91
III.1.2.1 Migration zwischen ökonomischem Kalkül und individueller Lebenswirklichkeit92
III.1.2.2 „Wer in Istanbul gelebt hat, der hat keine Angst vor Europa“: Anwerbeverfahren und Binnenmigration94
III.1.2.3 Das Herkunftsland: Ein Stereotyp hat viele Gesichter97
III.1.2.4 Familienentwürfe im Herkunftsland und ihre Folgen99
III.1.2.5 Zwischen Wohnheim und Arbeitsplatz, Rückkehr und Niederlassung: Marginalisierungsprozesse100
III.1.2.6 Rüstige Rentner oder lost generation?104
III.1.3 Vom Problemkind zum Unternehmer: Die zweite Generation106
III.2 Feldforschung vor der eigenen Haustüre110
III.3 Über verlorene Söhne und verkaufte Bräute: Forschungsstand117
IV. Forschungsaufbau134
IV.1 Quellen und Methoden134
IV.1.1 Erschließung der Quellen und Zugang zum Feld134
IV.1.2 Qualitative Methodik138
IV.1.2.1 Durchführung der leitfadengestützten biographischen Tiefeninterviews142
IV.1.2.2 Möglichkeiten, Chancen und Grenzen des Interviews151
IV.1.2.3 Zur Instrumentalisierung der Forscherin, oder: „Sie haben Ihre Aufgabe, ich habe meine Aufgabe!“154
V. Analyse der Forschungsergebnisse: Die alltagskulturelle Bedeutung von Arbeit, Anerkennung und Geschlecht bei türkischen Migranten der zweiten Generation im Vergleich157
V.1 „Als Türke verlierst Du auf dem Papier immer …“ – Überlebensstrategien zwischen Arbeitsmarkt und Familienideal (Kürsat)157
V.1.1 Kontaktherstellung und Interviewsituation157
V.1.2 „Ich bin wie ein Stein auf der Steinschleuder“: Biographische Situation und Migrationsgeschichte159
V.1.3 Ausbildung zwischen Wunschvorstellung und Sachzwang: „Das war für mich keine Frage der Entscheidung, das war einfach so …“164
V.1.4 Aufstieg zwischen Selbstausbeutung und Selbstachtung: „Auch einem Feind würde ich einen dummen Türken als Helfer nicht zumuten!“173
V.1.5 „Mein Gott, was mache ich hier eigentlich?“: Beruflicher Erfolg und die Suche nach Sinn178
V.1.6 „Du kannst noch so Ingenieur sein …“: Familie und Ehe191
V.1.7 „Ich habe das nie hinterfragt, weil es für mich selbstverständlich ist …“: Die Rolle verpflichtet193
V.1.8 „Ich habe diesen Weg gewählt, ich bleibe auch dort!“Analytische Einordnung196
V.2 „Heimat ist da, wo das Brot ist“ – die entlokalisierte Heimat und das Streben nach Glück (Ismet)200
V.2.1 Kontaktherstellung und Interviewsituation200
V.2.2 „Ich weiß, dass ich ungefähr vierzig Tage alt war, als meine Mutter wieder nach Deutschland ging“: Migrationsgeschichte zwischen Privileg und Schock201
V.2.3 „Ok, jetzt musst du denen mal zeigen, dass du was kannst“: Von einem der auszog, das System zu besiegen209
V.2.4 „Das war genau die Zeit, wo sie Personal abbauen und Leihfirmen reinnehmen“: Zeitarbeit als Übergangslösung219
V.2.5 „Man muss einen Lebensstil haben, weißt Du. Und was habe ich? Arbeit!“ Auf der Suche nach der Biographie neben der Erwerbsbiographie223
V.2.6 Berufliche Selbständigkeit vom Notausstieg zur radikalen Selbstverwirklichung: „Selbständigkeit, um mein eigener Chef zu sein … ich will ja was beweisen!“230
V.2.7 „Die Deutschen sind anders als die ausländischen Kunden… ein Deutscher erwartet nicht viel“: Tauschhandel der Identitäten245
V.2.8 „Ich erwarte sehr viel von meiner Freundin …aber etwas weniger, als ich leisten kann“: Egalitäre Rollenvorstellungen zwischen Idealbild und Widerspruch249
V.2.9 „Wenn man eine Person hat, die hinter einem steht, ist man glücklich“: Arbeit ist ein Gemeinschaftsunternehmen255
V.3 „Hauptsache, wir bringen die Maschinen nach vorne – irgendwann werden wir Exportweltmeister …“: Plädoyer für eine am Menschen orientierte Arbeitswelt (Faruk)259
V.3.1 Kontaktherstellung und Interviewsituation259
V.3.2 „Aus euch wird doch nichts hier, ich bringe euch nach Deutschland!“ – Familiennachzug wider Willen261
V.3.3 „Es ist nicht wichtig, wie weit du bist, aber du musst dich ab da einfügen“: Schulausbildung als pragmatischer Schritt266
V.3.4 „Nein, mein Wunsch war des nicht, irgendeinen Beruf zu erlernen!“ – Berufsvorbereitung als Entscheidung ohne Alternative271
V.3.5 „Erfolg kennt keine Ausreden“: Ausbildung als Gegenentwurf zum Problemmigranten274
V.3.6 „Ich lebe nicht für Arbeit, ich arbeite für Leben … mein Leben ist Familie und Gesellschaft“: Kritische Auseinandersetzung mit dem Sinnmonopol Erwerbsarbeit276
V.3.7 „Die Deutschen leben nicht für die Arbeit, die leben nur für sich …“: Individuelle Strategien gegen individualisierte Lebenswelten281
V.3.8 „Es ist halt so: Ich bin ein Mann und sie ist eine Frau“ – Geschlecht als alltagsstrukturierende Größe284
V.3.9 „Wenn ich zufrieden bin, dann bin ich erfolgreich“: Identität als Mittel gegen eine Ökonomisierung des Alltags291
V.4 Strategisches Selbstmanagement: „Entweder Du musst dieses Kamel hüten, oder Du musst aus dieser Oase wegziehen“ (Aylin)295
V.4.1 Kontaktherstellung und Interviewsituation295
V.4.2 „Die sind hierher gekommen und haben die schwerste Scheißarbeit angenommen“: Migrationsgeschichte als kommunikatives Gedächtnis297
V.4.3 „Da hat man natürlich nicht mithalten können“: Schulausbildung als Mehrfachbelastung302
V.4.4 „Frisörin, ja genau, das war der Kampf!“ Berufsausbildung als persönlicher Triumph308
V.4.5 „Ein bisschen Hirn im Kopf sollte man eigentlich schon haben!“ – Umgang mit Fremdstereotypisierungen und Diskriminierungen312
V.4.6 „Ja,