1. Kapitel
Juli 1938
„Gerbrand will mit der Schule aufhören und sich eine Arbeit suchen.“
„Und was hat das mit dir zu tun, Jemina?“
„Das ist ein gescheiter Bursche. Der muss unbedingt seinen Schulabschluss machen.“
„Und was willst du jetzt tun?“
„Ich brauche Geld. Damit ich ihn in der Schule lassen kann.“
„Das hätte ich mir denken können. Von mir bekommst du keinen Cent mehr, hast du verstanden?“
„Aber du hast doch gesagt …“
„Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich mit deinen anderen Kindern nichts zu schaffen haben möchte. Und jetzt verschwinde! Du weißt genau, was wir besprochen haben.“
Pérsomi ist elf Jahre alt, als Gerbrand an einem Wintermorgen mir nichts dir nichts sagt: „Mama, ich fahre nach Johannesburg und gehe mir eine Arbeit suchen.“
Pérsomi ist draußen in der matten Wintersonne. In der Nähe der Hintertür lehnt sie mit dem Rücken an der Mauer und drückt ihre nackten Zehen in den grauen Sand. Gerbrand steht in der Türöffnung, nur einen Schritt von ihr entfernt. Wenn sie ihre Hand ausstreckt, kann sie ihn berühren. Doch das macht sie nicht, denn Gerbrand kann das Gefummel nicht leiden. Das weiß sie, weil er und Piet sich zum Schlafen eine Matratze teilen müssen. Wenn Piet ihm zufällig zu nahe kommt, versetzt ihm Gerbrand sofort einen kräftigen Tritt. Piet ist zwar älter, aber Gerbrand ist der Stärkere.
„Ach du liebe Güte, Gerbrand, geh lieber Wasser holen und hör auf mit dem Geschwätz“, fordert seine Mutter ihn auf. Das Baby ist heute wieder einmal sehr quengelig und Gertjie hat die ganze Nacht wachgelegen und gehustet. Mutter ist todmüde und hat keine Lust auf irgendwelche Flausen.
Ohne ein Wort zu sagen, dreht Gerbrand sich um, lässt aber den Eimer stehen. Er hat ein orangefarbenes Netz in der Hand, so eines, in dem Herr Fourie seine Apfelsinen verkauft. Darin befinden sich seine Flanellhose, sein weißes Hemd und seine ausgelatschten Schuhe, die er immer zur Schule anzieht. Durch die Maschen kann Pérsomi alles erkennen.
Am liebsten würde sie ihm zurufen: Nimm auch deinen Schulpullover mit, sonst erkältest du dich. Aber sie schweigt lieber und läuft ihm hinterher, den steinigen Fußweg hinab zum Fluss. Dort kommt ihnen Piet entgegen. Er marschiert direkt auf Gerbrand zu und schaut ihn herausfordernd an: Wer wird zuerst ausweichen? Die Schalen von der Mandarine, die er im Laufen schält, lässt er auf den Weg fallen, wo sie hellgelb zwischen den grauen Steinen und den vereinzelten Grasbüscheln glänzen. Wenn das Herr Fo