„Sechs unmögliche Dinge vor dem Frühstück“
Die heilige Dreieinigkeit gilt als wichtige, wenn nicht alsdie wichtigste Grundannahme des gesamten christlichen Glaubenssystems. Und gleichzeitig sagt man uns – jedenfalls sagte man mir das, als ich ein kleiner Junge war –, wir sollten gar nicht versuchen, sie zu verstehen.
„Glaubt einfach daran!“, wurden wir ermahnt, und damit hatte es sich. Unsere irischstämmige Lehrerin Schwester Ephrem zeigte ihrer vertrauensvollen dritten Klasse ein Kleeblatt als Illustration. Und wir glaubten. Wenn auch vielleicht nicht an die Dreieinigkeit, dann doch auf jeden Fall an den ernsthaften irischen Glauben der Schwester. Obwohl – vielleicht kommt gerade so der göttliche Fluss in Gang:indem man ein bisschen ernsthafte Güte teilt.
Trotzdem, es war ein Geheimnis. Eine Art mathematisches Rätsel, mit dem unsere Fähigkeit getestet werden sollte, unmögliche Dinge für wahr zu halten. Insgesamt hätte man den Eindruck bekommen können, meine vorkonziliare katholische Erziehung hätte unter der Überschrift „Glaube noch vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge“ gestanden. Später stellte ich allerdings fest, dass meine protestantischen Freunde eine ähnliche Herangehensweise an den Glauben gelernt hatten. Bei ihnen ging es nur um andere Unmöglichkeiten, in der Regel gewisse Dinge, die in der Bibel standen. Innere Erfahrungen des Einzelnen schienen bei ihnen auch nicht mehr geschätzt zu werden als bei uns.
Und jetzt sitze ich hier, etwa sechzig Jahre später, und versuche, dieses undurchdringliche Geheimnis anzupacken. Wollen wir es gemeinsam wagen?
Ich glaube nämlich, dass dies der einzige Weg ist, um mitzutanzen …
Dreieinigkeit – der Tanz
Beginnen wir mit einer schockierenden und oft zitierten Idee von Karl Rahner, dem deutschen Jesuiten, der so großen Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil hatte. In seinem Klassiker „The Trinity“1 schreibt er:
„Christen sind im praktischen Leben fast reine Monotheisten. Wir müssen zugeben: Sollte die Lehre von der Dreieinigkeit aus irgendeinem Grund als falsch fallen gelassen werden, könnte der größte Teil der religiösen Literatur gut und gern unverändert bleiben.“
So sah es tatsächlich aus, bis William Paul Young vor zehn Jahren seinen RomanDie Hütte schrieb, der ein Weltbestseller wurde.2 Zum ersten Mal seit dem 4. Jahrhundert wurde die Dreieinigkeit tatsächlich zu einem inspirierenden Gesprächsthema, das an heimischen Küchentischen und in Restaurants aufs Angeregteste diskutiert wurde und interessante Fragen aufwarf. Und es geht immer weiter!
Aber wie kann es sein, dass die Dreieinigkeit 17 Jahrhunderte lang quasi verschollen war? Könnte ihre Abwesenheit ein Hinweis darauf sein, dass wir mit unserem Verständnis des Christentums noch in den Kinderschuhen stecken? Könnte es uns helfen, die Unwirksamkeit und den Mangel an echter Veränderung zu verstehen, die wir in großen Teilen der christlichen Welt beobachten? Wenn man den Mittelpunkt eines Gebäudes verschiebt, wird das gesamte Konstrukt in sich instabil.
Die Dreiei