: Guido Grunwald, Jürgen Schwill
: Beziehungsmarketing Gestaltung nachhaltiger Geschäftsbeziehungen - Grundlagen und Praxis
: Schäffer-Poeschel Verlag
: 9783791038841
: 1
: CHF 30.30
:
: Werbung, Marketing
: German
: 361
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die dauerhafte Erhaltung von Geschäftsbeziehungen ist für den Unternehmenserfolg von besonderer Bedeutung. Dazu ist ein professionelles Beziehungsmarketing erforderlich, das die Gestaltung der Beziehungen zu Kunden ebenso mit einschließt wie die zu Mitarbeitern, Lieferanten, Wettbewerbern, Handelsbetrieben und zur allgemeinen Öffentlichkeit. Anhand von Fallbeispielen und Übungsaufgaben vermitteln die Autoren einen praxisbezogenen Überblick über die Instrumente und Methoden des strategischen wie taktisch-operativen Beziehungsmarketings. Wert gelegt wird insbesondere auf einen ganzheitlichen und nachhaltigen Marketingansatz, der Beziehungen relevanter Partner in Wertschöpfungsketten berücksichtigt und Aktionsalternativen anbietet, die zur Aufrechterhaltung langfristig wirksamer Geschäftsbeziehungen beitragen.

Prof. Dr. Guido Grunwald lehrt Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing und Marktforschung, am Institut für Duale Studiengänge der Fakultät Management, Kultur und Technik an der Hochschule Osnabrück - Campus Lingen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten des Käuferverhaltens und Beziehungsmarketings sowie insbesondere der Kommunikations- und Produktpolitik angesichts von Konsumrisiken und negativer Publizität. Neben der Lehre und der Forschung führt er Beratungen und Schulungen in der Unternehmenspraxis durch.

2 Theoretische Erklärungsansätze des Beziehungsmarketings


Lernziele
  • Sie können die zentralen ökonomischen und verhaltenswissenschaftlichen Ansätze zur Erklärung des Beziehungsmarketings benennen und voneinander abgrenzen.

  • Sie sind mit den Konstrukten (Kernvariablen) dieser Ansätze vertraut und können diese voneinander abgrenzen.

  • Sie können anhand der theoretischen Erklärungsansätze Konzepte des Beziehungsmarketings und deren Elemente (z. B. Ziele, Strategien, Maßnahmen) erläutern.

  • Sie können auf der Grundlage der zentralen Aussagen und der Variablen der theoretischen Erklärungsansätze begründete grundlegende Hypothesen über die Wirkungsweise des Beziehungsmarketings ableiten.

Die theoretischen Grundlagen zum Beziehungsmarketing sind vielfältig und in unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen wie der Mikroökonomik, der Soziologie sowie der Psychologie und Sozialpsychologie zu verorten. Entsprechend ihrer Herkunft und Ausrichtung lassen sich mit den ökonomischen Ansätzen und den verhaltenswissenschaftlichen Ansätzen zwei bedeutsame Grundströme von Theorien ausmachen (vgl. Franke 2002, S. 190). Während in denökonomischen Ansätzen primär die Entstehung und Gestaltung von Geschäftsbeziehungen im Vordergrund steht, fokussieren dieverhaltenswissenschaftlichen Ansätze das Verhalten in einer bestehenden Geschäftsbeziehung mit potenziellen Auswirkungen auf den Bestand (also Fortführung oder Beendigung) einer Beziehung. Die beiden Grundrichtungen unterscheiden sich weiterhin darin,

  • welche Annahmen zum Grad der Rationalität der Akteure getroffen werden,

  • wie rigide diese Annahmen in den Ansätzen gesetzt werden und

  • auf welchem Aggregationsniveau und wie abstrakt Aussagen getroffen werden.

Ökonomische Ansätze betonen Rationalität

In den ökonomischen Ansätzen steht die Erklärung eines stärker geplanten und kognitiv kontrollierten Verhaltens im Mittelpunkt. Sie sind zumeist von der Annahme vollständiger oder überwiegender Rationalität der Entscheider geprägt. Es findet eine Betrachtung auf kollektiver Ebene (z. B. Haushalte anstelle einzelner Konsumenten) oder eines ‚durchschnittlichen’ bzw. typischen Akteurs statt, womit diese Ansätze eine insgesamt abstraktere Sichtweise einnehmen (vgl. Franke 2002, S. 191).

Verhaltenswissenschaftliche Ansätze betonen psychische Prozesse

Die den Verhaltenswissenschaften (also insbesondere Psychologie, Sozialpsychologie, Soziologie) zuzuordnenden Ansätze befassen sich mit der Erklärung des Verhaltens auf Basis von Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Informationsverarbeitungsprozessen. Solche Prozesse sowie ein daraus resultierendes Verhalten lassen sich kaum alleine mit der Annahme vollständiger oder überwiegender Rationalität erklären (vgl. Franke 2002, S. 192). Typisch für verhaltenswissenschaftliche Ansätze ist eine Verankerung im S-O-R-Modell(Stimulus-Organismus-Reaktions-Modell). Hierunter werden Modelle gefasst, die das Verhalten von Individuen (z. B. Käufern) als Reaktionsvariable nicht nur durch physische Reize (z. B. Werbung, Preisinformationen) außerhalb des Individuums als sogenannte Stimulusvariablen zu erklären suchen, sondern insbesondere auch durch die im Inneren ablaufenden psychischen Prozesse als Organismusvariablen (vgl. Kuß 2011, S. 192 f.). Zwar werden auch in den verhaltenswissenschaftlichen Ansätzen vereinfachende Annahmen getroffen, diese werden jedoch oftmals als weniger axiomatisch und rigide betrachtet als in den ö