: Willigis Jäger, Alexander Poraj, Doris Zölls
: Zen im 21. Jahrhundert
: Kamphausen Media GmbH
: 9783958832541
: 1
: CHF 9.70
:
: Östliche Weisheit
: German
: 168
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Weg des Herzens. 'Zen im 21. Jahrhundert' versteht sich als spiritueller Weg des Herzens, der den modernen Menschen der westlichen Kultur inmitten seiner komplexen Lebenssituation anspricht. Willigis Jäger gehörte lange Jahre als Schüler von Yamada Ko-un Roshi der japanischen Sanbô-Kyôdan-Schule an und wurde 1996 als Zen-Meister und 87. Nachfolger von Shakyamuni Buddha bestätigt. Um selbst Zen-LehrerInnen ernennen zu können, gründete er Anfang 2009 eine eigene Sangha. Gemeinsam mit Doris Zölls und Alexander Poraj, die ihre Zen-Ausbildung bei Willigis Jäger absolvierten, legt er in diesem Buch die Ausrichtung der neuen Zen-Linie dar. Sein Anliegen: Zen als transkonfessionelle spirituelle Praxis zu etablieren, die es Suchenden aller Religionen ermöglicht, ihr wahres Wesen zu erkennen, und die die persönliche Entfaltung mit einer Verantwortung für die Welt verbindet.

Willigis Jäger, *1925, ist einer der bedeutendsten spirituellen Lehrer unserer Zeit. Der Benediktiner und Zen-Meister vertritt eine moderne, transkonfessionelle Spiritualität. Er ist Gründer des spirituellen Zentrums Benediktushof in Holzkirchen, wo er lebt und lehrt. Doris Zölls studierte evangelische Theologie. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder und war gleichzeitig als Pfarrerin und im Schuldienst tätig. Sie ist Zen-Lehrerin der Sanbô-Kyôdan-Schule und spirituelle Leiterin des Benediktushofs. Dr. Alexander Poraj wurde 2005 von Willigis Jäger als Zen-Lehrer bestätigt. Er studierte katholische Theologie, war Geschäftsführer der Oberbergkliniken und gründete in Spanien die Akademie der Psychosophie. Er ist spiritueller Leiter des Benediktushofs.

Der Zen-Weg


Ein Mönch fragte Meister Kempo in allem Ernst: „In einem Sutra heißt es: ‚Die Bhagavats der zehn Richtungen – ein Weg zum Tor des Nirvana‘. Ich möchte gern wissen: Wo ist dieser Weg?“ Kempo hob seinen Stab, zog eine Linie und sagte: „Hier ist der Weg“ (Mumonkan 48).

Der Mönch war irritiert: „Zehn Richtungen, zehn Wege? Welchen Weg soll ich denn jetzt gehen. Ich möchte gern wissen: Wo ist dieser Weg?“ – Hier, dieser Augenblick, diese Bewegung. Selbst dein Suchen ist es. Der Weg ist nicht nur dort, wo Kempo die Linie zog, sondern überall in allen zehn Richtungen. Es ist der nächste Schritt, gleichgültig in welche Richtung. Immer wieder werden im Zen-Sesshin die „Vier Großen Gelübde“ rezitiert. Darin heißt es: „Die Dharma-Tore sind unzählbar, ich werde sie alle durchschreiten.“ Unzählbare Dharma-Tore? Alle soll ich durchschreiten? Damit werde ich doch nie fertig! – Wo ist das nächste Dharma-Tor? Wenn wir aufstehen, ist es da. Wenn wir uns setzen, ist es da. Wenn wir essen, ist es da. Ganz gleich, wie lange wir danach suchen oder wo immer wir suchen, niemals werdet ihr ein Etwas finden, das nicht der Weg genannt werden könnte. Aber es ist ein weg-loser Weg! Er ist in jedem Moment die Manifestation einer hintergründigen Potenz, die alles Rationale übersteigt. Die Quelle, die in uns ständig sprudelt.

Zen führt in unsere wahre Identität. Was wir für unser Ich halten, ist nur die Summe psychischer Aktivitäten, die uns eine Person vorspiegelt. Es hat keine Permanenz. Unsere wahre Identität liegt tiefer. Wir Menschen sind ein offenes System, aber wir tendieren zum Festhalten. Wir möchten alles Schmerzhafte umgehen, aber oft ist es das Scheitern, das uns das Neue bringt. Daher gehört Leid zum evolutionären Prozess. Leibniz meint, diese Welt sei die beste Welt, die möglich ist. Man kann dem widersprechen. Aber in diesem System, in das unsere Welt sich hineinentwickelt hat, gibt es keine andere Möglichkeit. Diese Welt ist auf Polarität angelegt. Hell und dunkel, plus – minus. Erziehung, Religion, Schule haben uns ganz bestimmte Meinungen vermittelt, die aufeinanderprallen. Dahinter steht eine Unreife, unter der der Mensch leidet. In Wirk