: Gernot Uhl
: Mit Albert Schweitzer im Urwald Aufbruch ins Ungewisse
: hockebooks: e-book first
: 9783957512222
: 1
: CHF 2.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 90
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Dieser Mann hat Weh in der rechten Keule.« Sprechstunde im Hühnerstall von Lambarene, mitten in Afrika. Der Urwalddoktor Albert Schweitzer nickt seinem Übersetzer dankbar zu. Der ist zwar gelernter Koch und spricht nur holprig die Sprache des weißen Medizinmanns, aber darauf kommt es im Urwaldkrankenhaus nicht an: Auch Albert Schweitzer, der jetzt sein Wundermittel anrührt - eine Salbe aus Schwefelpulver, Ölresten und Schmierseife -, ist kein geborener Tropenarzt. Eigentlich ist er Pfarrer, Wissenschaftler und europaweit gefeierter Musiker. Aber aus Überzeugung lässt er aussichtsreiche Karrieren an der Uni und an der Orgel sausen, um am Ende der Welt die Nachfolge Jesu anzutreten ... Dieses E-Book aus der »Bibliothek der Wagemutigen« nimmt Sie mit in Albert Schweitzers Lebensgeschichte von gelebter Nächstenliebe: Streifen Sie mit dem Pfarrerssohn durch die idyllischen Weinberge in seiner elsässischen Heimat, begleiten Sie ihn die Kirchen und Hörsäle von Straßburg und brechen Sie mit ihm auf in den afrikanischen Urwald, wo Schweitzer nicht nur mit komplizierten Brüchen, Lepra und Malaria fertig werden muss, sondern auch mit zwei Weltkriegen ...

Die Bibliothek der Wagemutigen


Rebellische Künstler, furchtlose Freiheitskämpfer, kühne Sportler – Wagemut hat viele Gesichter. Starke Persönlichkeiten folgen nicht flüchtigen Trends, sondern inneren Überzeugungen. Leidenschaftlich, streitbar und risikobereit gehen die Helden dieser Reihe außergewöhnliche Lebenswege, auf denen nichts unmöglich ist. Erleben Sie unterhaltsam und spannend erzählte Lebensgeschichten voller Überzeugung: Wo ein Wille ist, ist auch ein Lebensweg. Die E-Books aus derBibliothek der Wagemutigen führen Sie zu den dramatischen Schicksalsmomenten im Leben von Menschen, die Geschichte machen.

Die Entscheidung für Afrika


»Sie sollten doch wohl eher in der Psychiatrie vorsprechen!« Misstrauisch mustert Professor Hermann Fehling den jungen Mann mit dem zerzausten schwarzen Haarschopf und dem buschigen Oberlippenbart, der sich bei ihm gerade als Medizinstudent einschreiben will. Eigentlich wäre er dafür sogar an der richtigen Adresse. Professor Fehling, ein renommierter Frauenarzt und Geburtshelfer, ist Dekan der medizinischen Fakultät an der Universität Straßburg. Allerdings spricht da kein Abiturient bei ihm vor, sondern ein angehender Kollege. Albert Schweitzer ist Doktor der Philosophie und Doktor der Theologie. Als Direktor des Studienstifts St. Thomas bildet der umtriebige Schweitzer angehende Pfarrer aus. Fast jeden Sonntag predigt er selbst in der Straßburger St. Nicolai-Gemeinde, in erster Linie aus Freude am Gottesdienst, aber auch, weil er als Praxisanleiter nicht aus der Übung kommen will. Gewissermaßen nebenbei gibt Albert Schweitzer in halb Europa gefeierte Orgelkonzerte. Das Markenzeichen des Musikers Schweitzer ist seine einzigartige Interpretation der Werke von Johann Sebastian Bach. An der Universität lehrt er als Privatdozent der Theologie. In der Forschung hat er mit selbstbewussten Veröffentlichungen über den historischen Jesus und den Komponisten Bach bereits für einiges Aufsehen gesorgt, weil er sich mit seinen Büchern quer zum Mainstream stellt. Das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen für eine akademische Laufbahn. Aber Albert Schweitzer will gar nicht Professor werden. »Ich habe nicht mehr den Ehrgeiz, ein großer Gelehrter zu werden, sondern mehr –einfach ein Mensch«, schreibt Schweitzer an seine vertraute Freundin Helene. »Die Leute um mich herum verstehen mich nicht mehr, erst recht nicht, warum ich mich nicht um meine ›Karriere‹ als Professor kümmere! Als ob das mein Ziel wäre, die Karriere eines Professors! – Nein, ich will ›leben‹, mein Leben leben.«[1]

Der dröge Universitätsbetrieb, der Wettstreit um die besten und um die am besten vermarkteten Ideen und Erkenntnisse, das langsame Einstauben in muffigen akademischen Studierzimmern, das ist nicht die Welt von Albert Schweitzer. »Die Wissenschaft verblasst«, erklärt er Helene, »ich fühle nur noch eines: dass ich handeln will. Alles andere kommt mir vor wie eine Komödie.«[2]

Wie eine Komödie muss es dem armen Professor Fehling auch vorkommen, als ihm Schweitzer erklärt, warum er auf einmal Arzt werden will – denn medizinisch ist der Tausendsassa ein völlig unbeschriebenes Blatt. Professor Fehling hört staunend zu, was Schweitzer ruhig, aber entschlossen berichtet. Da habe eines Tages dieses grüne Heft auf seinem Schreibtisch im Studienstift gelegen: das Nachrichtenblättchen der Pariser Missionsgesellschaft. Zwar sei die Ausgabe schon ein paar Monate alt gewesen, aber er blättere nun einmal leidenschaftlich gerne in den Berichten über die gelebte Nächstenliebe heru