Vorwort
Dieses Buch über die Ozeane ist als Weckruf gedacht. Als Mahnung an uns alle, die Meere endlich zu schützen. Denn wir behandeln die Ozeane schlecht. So schlecht, dass die Meere inzwischen ächzen. Und wir Menschen bürden ihnen immer mehr Lasten auf: Die Ozeane leiden unter dem Klimawandel, unter den Auswirkungen der globalen Erwärmung. Sie leiden zudem unter einem Gas, das wir unentwegt in die Luft blasen, wenn wir zur Energiegewinnung Kohle, Öl oder Gas verbrennen. Ich meine den Hauptverursacher der Erderwärmung, das Kohlendioxid (CO2), das die Meere versauern lässt und somit als Umweltgift wirkt.
Wir beuten die Meere ohne Gnade aus. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Überfischung. Mit unseren modernen Fangmethoden haben wir die globalen Fischbestände in einer Größenordnung dezimiert, womit noch vor ein paar Jahrzehnten niemand gerechnet hätte. Mindestens ein Drittel der weltweiten Fischbestände ist überfischt oder zusammengebrochen.12 Es könnten aber auch fünfzig Prozent sein. Die Datenlage ist schlecht, und die einschlägigen Studien widersprechen sich zum Teil. Es ist aber müßig, darüber zu streiten. Der Fakt der Überfischung bleibt. Mitte der 1970er-Jahre waren es Schätzungen zufolge „nur“ etwa zehn Prozent der weltweiten Fischbestände, die überfischt waren. Heute gelten fast neunzig Prozent der Bestände zumindest als gefährdet. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) waren im Jahr 2012 47 Prozent der untersuchten Fischbestände im Atlantik und achtzig Prozent der Bestände im Mittelmeer überfischt.3 Eine Folge: In den vergangenen fünfzehn Jahren ist der Fischfang in den EU-Ländern um ungefähr vierzig Prozent zurückgegangen. Außerdem verenden überflüssigerweise jedes Jahr Millionen Tonnen Jungfische und andere Meeresbewohner als Beifang. Und man dringt immer mehr in die Tiefsee vor, um auch diese zu befischen. Noch vor wenigen Jahrzehnten war es technisch kaum möglich, Netze tiefer als 500 Meter hinabzulassen. Heute fischt man schon bis in 2000 Metern Tiefe. Die Fangflotten der Industrieländer sind mittlerweile gezwungen, weite Reisen zu unternehmen, um die enorme Nachfrage in ihren Heimatländern zu bedienen. Ihre eigenen Gewässer geben nicht mehr viel Fisch her. Damit besteht die Gefahr, dass man vielen Millionen Küstenbewohnern, etwa vor den Küsten Westafrikas, die Existenzgrundlage entzieht. Aufgrund dessen würde sich der Nord-Süd-Konflikt verschärfen, der große Unterschied im Wohlstand zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern. Worin man eine Form des modernen Kolonialismus erkennen kann. Die Überfischung der Weltmeere ist ein ökologisches Desaster und eine ökonomische Sackgasse. Darüber sind sich die Experten einig. Wir versuchen, den Verlust der Nahrung aus dem Meer durch Aquakultur zu kompensieren, durch Farmen im Meer in küstennahen Gewässern. Dabei begehen wir die gleichen Fehler wie bei der Massentierhaltung auf Land. Die Tiere werden auf viel zu engem Raum gehalten, und Krankheiten wird mit Tonnen von Antibiotika vorgebeugt. Eine nicht nachhaltige Aquakultur verseucht die Meere, das sollten wir bedenken, wenn wir spottbillige Meeresfrüchte kaufen.
Wir benutzen die Ozeane zudem als riesige Müll