1. KAPITEL
„Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte sich Alekos Gionakis knapp, als er am Montagmorgen in sein Büro kam und dort eine fremde Frau an seiner Espressomaschine hantieren sah.
Im vergangenen Monat hatte er vier Aushilfssekretärinnen gehabt, die sich allesamt als unfähig herausgestellt hatten, seinen hektischen Tagesablauf zu organisieren. Heute war endlich seine ausgesprochen effiziente Assistentin aus dem Urlaub zurück, und Alekos freute sich darauf, dass sein Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen würde.
Er ließ seinen stechenden Blick über das Haar der Fremden gleiten, das in lockeren Wellen über ihre Schultern fiel und alle Brauntöne von Karamell bis zu Milchkaffee zu umfassen schien. Ihre erfreulich kurvige Figur steckte in einer Bluse in dunklem Pink und einem beigefarbenen Bleistiftrock, der einige Zentimeter kürzer als knielang war.
Alekos ließ seinen Blick weiter nach unten wandern, und angesichts ihrer wohlgeformten Beine, die von hochhackigen Schuhen mit einer offenen Zehenpartie noch zusätzlich in Szene gesetzt wurden, durchzuckte ihn männliches Wohlgefallen. Er bemerkte, dass ihre Zehennägel in einem Pink lackiert waren, das eher an einen Strand gepasst hätte als in die renommierten Büros von Gionakis Enterprises am Piccadilly Circus.
„Guten Morgen, Alekos.“
Beim Klang der vertrauten Stimme runzelte er die Stirn. Leise und melodisch, ließ sie ihn an einen kühlen, klaren Gebirgsbach denken.
„Sara?“ War das möglich? Sein Verstand spielte ihm keinen Streich. Es war tatsächlich seine Assistentin, stellte Alekos fest, als die attraktive Frau den Kopf wandte. Obwohl sie ein ganzes Stück von ihm entfernt stand, traf ihn das intensive Grün ihrer Augen bis ins Mark. Diese Augen, so meinte er zu erinnern, waren das einzig Ungewöhnliche an ihr. Zumindest war das so gewesen, solange Saras Arbeitsgarderobe aus einem dunkelblauen Kostüm und einer weißen, hochgeschlossenen Bluse im Sommer und einem schwarzen Rollkragenpullover an kälteren Tagen bestanden hatte.
Als klug, praktisch und völlig unscheinbar hätte Alekos das Auftreten seiner Sekretärin beschrieben, als sie lästigerweise beschlossen hatte, vier Wochen Urlaub in Spanien zu machen. Ursprünglich hatte er ihren Urlaubsantrag abgelehnt, doch sie hatte ihn daran erinnert, dass sie noch keinen Jahresurlaub genommen hatte, seit sie für ihn arbeitete, abgesehen von einem Tag für die Beerdigung ihrer Mutter. Und dabei hatte Sara noch blasser ausgesehen als sonst schon. Alekos war nicht gerade berühmt für sein Feingefühl, aber selbst ihm war klar gewesen, wie anstrengend es für sie gewesen sein musste, sich um ihre todkranke Mutter zu kümmern. Also hatte er ihren ausgedehnten Urlaub schließlich genehmigt.
Er wusste, dass sie geschichtlich interessiert war. Vage hatte er sich vorgestellt, dass sie eine malerische Busrundreise durch Spanien machen und Orte von historischer und architektonischer Bedeutung besichtigen würde. Vermutlich mit Rentnern als Mitreisenden, die ihr freundliches Naturell sicher zu schätzen wussten.
Alekos’ ziemlich gemütliche Vorstellung von den Urlaubsplänen seiner Assistentin war zerstört worden, als sie ihm erzählt hatte, dass sie auf eine YFS-Reise gehen würde, was für Young, Free und Single stand – jung, frei und ungebunden. Wie der Name schon sagte, hatte sich der Reiseanbieter auf Kunden in den Zwanzigern spezialisiert, die jeden Abend ausgehen oder Strandpartys feiern wollten.
Sein Blick fiel wieder auf ihr Haar. Er dachte daran, wie sie in den vergangenen zwei Jahren ausgesehen hatte. Stets hatte sie ihr langes Haar streng nach hinten zu einem Dutt gesteckt, der sich mithilfe eines Arsenals metallener Haarnadeln hartnäckig der Schwerkraft widersetzte.
„Sie tragen Ihr Haar anders“, sagte er abrupt. „Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum Sie so verändert aussehen.“
„Ich habe es im Urlaub sc