: Lisa Lercher
: Mörderisch gute Gelegenheiten Krimi-Kurzgeschichten
: Haymon
: 9783709937938
: 1
: CHF 3.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Krimispannung mal 20 Lisa Lerchers Krimis sind nichts für schwache Nerven - dafür ist Höchstspannung garantiert! Diese 14 Kurzkrimis werden Ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen. In 'Mörderisch gute Gelegenheit' besucht etwa das Wiener Ehepaar Karl und Else Riedmüller über die Weihnachtsfeiertage Elses Freundin Wiebke in Lübeck. Was Else Riedmüller nicht weiß: Karl wäre gerne Witwer und sucht nach einer günstigen Gelegenheit, seine Ehefrau unauffällig 'um die Ecke' zu bringen ... Als Zusatz finden sich 6 Rätselkrimis, bei denen Sie selbst Detektiv spielen können! Weitere Krimis von Lisa Lercher: - Der letzte Akt. Kriminalroman - Der Tote im Stall. Kriminalroman - Ausgedient. Kriminalroman - Die Mutprobe. Kriminalroman - Mord im besten Alter. Kriminalroman - Faule Marillen. Kriminalroman

Lisa Lercher, geboren 1965 in Hartberg/Steiermark. Studium der Erziehungswissenschaften in Graz, lebt seit 1989 in Wien. Neben ihrer Tätigkeit in der Bundesverwaltung schreibt sie seit 2001 Kriminalromane und Kurzkrimis, u.a. Die Mutprobe (2006), der für den ORF/MDR verfilmt wurde.

Mörderisch gute Gelegenheit


Karl Riedmüller hatte seine Frau über die Weihnachtsfeiertage nach Lübeck eingeladen. Schon lange hatte sich Else ein Wiedersehen mit ihrer langjährigen Freundin Wiebke gewünscht, die vor Jahren hierher gezogen war. Karl hätte zwar lieber einen Schiurlaub in einem Tiroler Nobelhotel verbracht, aber er sah ein, dass es notwendig war, dieses Opfer zu bringen. Wie Else hinter seine Affäre mit der Chefsekretärin eines Geschäftspartners gekommen war, war ihm immer noch ein Rätsel. Elses Drohung, sich nun endgültig von ihm zu trennen, hatte ihn jedoch aufgeschreckt. Das Geld, das ihm Nora, seine erste Frau, hinterlassen hatte, ging allmählich zur Neige und an Elses Vermögen kam er nur, wenn sie vor ihm das Zeitliche segnete. Auch wenn Else ständig über irgendwelche Beschwerden klagte und zu deren Linderung diverse Esoterik-Seminare besuchte, war Karl überzeugt, dass ihre Leiden mehrheitlich eingebildet waren. Dass sie vor ihm sterben würde, erschien ihm deshalb unwahrscheinlich, eine Scheidung kam für ihn sowieso nicht infrage. Wie sollte er ohne ihre Unterstützung seinen aufwändigen Lebensstil, die wechselnden Geliebten und den Lamborghini finanzieren? Die Einladung in die Hansestadt sollte Ausdruck seiner Reue sein und es beruhigte ihn, dass Else sie angenommen hatte. Eine allerletzte Chance werde er bekommen, hatte sie gesagt und er glaubte ihr, als sie hinzufügte, diesmal sei es ihr bitter ernst.

Wiebke empfing das Ehepaar in ihrer Wohnung im Herzen der Stadt. Karl war angenehm überrascht. Er kannte Wiebke nur von alten Fotos, die ihm seine Frau gezeigt hatte. Die gepflegte Rothaarige musste Ende Vierzig sein, sah jedoch deutlich jünger aus. Der Erfolg als Bestsellerautorin von Regionalkrimis, deren Handlung überwiegend in Hamburg angesiedelt war, tat ihr offenbar gut. Die geschmackvoll eingerichtete Wohnung deutete darauf hin, dass Wiebke sich auch finanziell keine Sorgen machen musste. Dass sie nach mehreren Anläufen inzwischen die Suche nach einem passenden Partner aufgegeben hatte, wusste Karl von seiner Frau.

Nachdem sich das Ehepaar frisch gemacht hatte, freute Karl sich auf einen kräftigen Mokka. Wiebke überraschte das Paar mit Ostfriesentee. Karl zog die Nase kraus, als Wiebke ihn belehrte, er dürfe die Kluntjes nicht aufrühren und der Schuss Sahne gehöre einfach dazu. Er verkniff sich einen bösen Kommentar über bitteren Tee, der mit jedem Schluck klebriger wurde und dennoch als Kulturgut galt. Else hingegen schien das Gebräu zu mögen und knabberte an einem Butterkeks. Er tätschelte ihre Hand, achtete darauf, dass auch Wiebke die Zuneigungsbekundung wahrnahm. Sie sollte sehen, dass er einen bemühten Ehemann abgab.

Karl erkundigte sich nach Wiebkes Romanen, erfuhr, dass sie immer schon phantasiebegabt gewesen war. Er lieh sich eines der Bücher und zog sich unter dem Vorwand, dass die Freundinnen einander bestimmt viel zu erzählen hätten, ins Gästezimmer zurück. Dort legte er das Buch aufs Bett. Er würde es später lesen. Vielleicht bot es ja Inspiration? Er brauchte dringend einen Plan. Er stellte sich ans Fenster und starrte in den düsteren Innenhof. Das Kopfsteinpflaster glänzte feucht. Hatte es geregnet? Sein Leben als Witwer würde in jedem Fall sonnig sein. Er war immer noch gut in Form. Sein Haar war voll, die angegrauten Schläfen verliehen ihm Seriosität. Er war sozusagen ein Mann in den besten Jahren. Vielleicht würde Wiebke ihm über den tragischen Verlust h