: Rosi Wallner
: Alpengold 247 Immer nur an zweiter Stelle
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732547340
: Alpengold
: 1
: CHF 1.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Gerührt hört Veronika Urlacher, wie sich ihr Bruder und ihre Schwägerin vor dem Altar ewige Liebe und Treue schwören. Ja, sie gönnt den beiden ihr Glück von Herzen, auch wenn sie selbst nicht mehr an die Liebe glauben kann. Seitdem ihr Verlobter mit einer Urlauberin durchgebrannt ist, zieht sich ein tiefer Riss durch Veronikas Herz. Um ihr Leben dennoch nicht allein zu verbringen, lässt sie sich schließlich auf eine Beziehung mit Jakob Waldegger ein.


Jakob ist ein streng gläubiger Mann, der sein Leben am liebsten in den Dienst der Kirche stellen würde. Doch der Bauer fühlt sich verpflichtet, eine Familie zu gründen, um für den Fortbestand der Waldeggers zu sorgen. Obwohl Veronika und Jakob eher freundschaftliche Zuneigung als Liebe und Leidenschaft verbindet, feiern sie schon bald Verlobung. Aber können diese beiden jungen Menschen wirklich glücklich miteinander werden?

»Jesses! Das Kleid passt ja schon wieder nimmer!«

Rosalia Zirner, ihres Zeichens Schneiderin von Niederrainbach, schüttelte den Kopf und seufzte. Ihre bemerkenswerten Fähigkeiten waren weit über das kleine Bergdorf hinaus bekannt, selbst aus der fernen Kreisstadt kamen Kunden, um sich ein Trachtengewand von ihr nähen zu lassen. Doch an dem Brautkleid der Urlacher-Barbara schien sie zu scheitern.

»Es ist halt viel zu erledigen vor der Hochzeit, eine rechte Hetz. Und daher hab ich wohl auch wieder abgenommen«, sagte Barbara.

Sie war ein bildhübsches Mädchen mit herzförmigem Gesicht, tiefblauen Augen, die immer zu lachen schienen, und ungebärdigen honigblonden Locken. Alles an ihr schien üppig zu sein – ihre Haare, der Mund und nicht zuletzt ihre Gestalt. Doch nun hatte sie an Gewicht verloren, und die Taille des im Dirndlstil geschnittenen Brautkleids saß schon wieder zu lose.

»Wenn das enge Mieder und die Taille net passen, dann schaut das furchtbar aus«, bemerkte Rosalie und begann das Oberteil neu abzustecken, obwohl sie nichts mehr hasste als dauernde Änderungen.

»Aber es schadet ja nichts, wenn ich ein bisserl schlanker bin«, meinte Barbara und betrachtete sich in dem hohen Standspiegel.

»Hinterher erkennt dich dein Bräutigam nimmer und führt eine andere zum Altar«, grummelte Rosalia.

Barbara musste hellauf lachen, ein Lachen, das ihren Liebsten immer wieder in Entzücken versetzte.

»Der Tonerl braucht mir bloß in die Augen zu schauen, dann weiß er, wohin er gehört«, sagte sie dann halb im Ernst.

»Das ist recht so. Die meisten Mannsbilder haben ihre Augen nämlich immer woanders«, erklärte Rosalia.

»So einer ist mein Tonerl net. Er tät mir nie untreu werden. Auf den ist Verlass mein ganzes Leben lang.«

Rosalia nickte. »Und es ist auch gut, dass du dich mit deinen Schwiegereltern und der Schwägerin so gut verstehst. Wie viele Ehen gehen daran zugrunde, weil die Familie net mit der Heirat einverstanden ist. Aber bei euch passt halt alles.«

»Die Veronika war von früh an wie eine Schwester für mich, und bei den Urlachers war ich auch immer wie ein Kind im Haus. Der Tonerl hat lang net bemerkt, dass ich erwachsen geworden bin. Da hab ich sogar ein bisserl nachhelfen müssen …«

Rosalie kicherte so, dass ihr grauer Knoten, der unverrückbar auf ihrem Hinterkopf saß, zu zittern begann.

»Gewirkt hat es jedenfalls.«

»Und es ist