: Nell Leyshon
: Die Farbe von Milch Roman
: Eisele eBooks
: 9783961615018
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte.  Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten - einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt.

Nell Leyshons erster Roman, Black Dirt, stand auf der Longlist des Orange Prize und auf der Shortlist des Commonwealth Prize. Ihre Theaterstücke und Hörspiele erhielten ebenfalls zahlreiche Auszeichnungen. Für ihren zweiten Roman, Die Farbe von Milch, war sie neben James Salter und Zeruya Shalev für den Prix Femina nominiert. Nell Leyshon wurde in Glastonbury geboren und lebt in Dorset.

Wir schrieben das Jahr achtzehnhundertunddreißig nach der Geburt unseres Herrn. Mein Vater lebte auf einem Bauernhof und er hatte vier Töchter und ich bin die, die als Letzte geboren wurde.

Im Haus lebten auch noch eine Mutter und ein Großvater.

Wir hatten keine Tiere im Haus obwohl die kleinen Schafe manchmal hereinkamen wenn sie ihre Mütter verloren hatten und wir sie nachts füttern mussten.

Die Geschichte beginnt im Jahre achtzehnhundertunddreißig. Die Jahre sind die Jahre des Herrn.

An dem Tag als es anfing war es erst nicht warm. Nein es war erst ein kalter Tag und Raureif lag auf jedem Grashalm. Aber später kam die Sonne raus und der Frost verschwand und dann fingen die Vögel alle an und es fühlte sich an als wäre die Sonne in meinen Beinen denn ich bekam wieder dieses Gefühl. Das geht mir erst in die Beine und dann steigt es mir in den Kopf.

Die Säfte stiegen in den Baumstämmen nach oben. Und die Blätter entfalteten sich. Und die Vögel polsterten ihre Nester aus.

Und die Welt geriet in Frühlingsstimmung.

Ich weiß noch wo ich an diesem Tag war denn ich ließ die Hühner raus denn die waren den ganzen Morgen drinnen gewesen um ihre Eier zu legen und jetzt mussten sie raus damit sie herumlaufen konnten und Würmer und Insekten fressen weil das ihren Eiern Geschmack gab und sie sollten auch Gras fressen das wieder wuchs nach diesem Winter der so kalt gewesen war.

Ich machte die Tür des Häuschens auf in dem die Hühner lebten und als erstes kam der Hahn raus und marschierte im Takt der Musik obwohl gar keine Musik spielte.

Die Hennen standen an der Schwelle und schauten den Tag an und ich scheuchte sie auf die Weide vorm Haus und in dem Moment hörte ich meine Schwester Beatrice nach mir rufen. Sie war am Tor zur Weide stehen geblieben und sie sagte meinen Namen.

Mary, sagte sie. Was machst du da?

Nach was sieht es denn aus? fragte ich.

Sieht so aus als würdest du die Hühner rauslassen, sagte sie.

Ach wirklich? sagte ich. Das ist ja komisch, denn in Wahrheit hab ich ja mit dem jungen Hahn getanzt und dann haben wir zusammen ein Festmahl gegessen un