: Babett Edelmann-Singer
: Das Römische Reich von Tiberius bis Nero
: wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
: 9783534742462
: 1
: CHF 15.80
:
: Altertum
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Kaiser des julisch-claudischen Kaiserhauses gehören zu den faszinierendsten Figuren der römischen Geschichte. Augustus, der bekannteste von ihnen, begründete die Herrschaftsform des Prinzipats und damit die julisch-claudische Dynastie. Doch Tiberius, Caligula, Claudius und Nero lediglich als ?Nachfolger des Augustus? zu begreifen, wird ihnen nicht gerecht. Jeder dieser Kaiser prägte das Römische Reich anders und gestaltete seine Herrschaft individuell. Das Buch bietet einen fundierten Einstieg in die komplexen historischen Abläufe zwischen dem Herrschaftsantritt des Tiberius 14 n.Chr. und dem Tod Neros 68 n.Chr. Babett Edelmann-Singer beschreibt nicht nur die wichtigsten politischen und biografischen Ereignisse, sondern liefert auch eine verständliche strukturelle Analyse der Geschichte des frühen Prinzipats. Sie rekonstruiert die Zeit anhand zahlreicher epigraphischer, numismatischer, papyrologischer und archäologischer Quellen und thematisiert dabei immer wieder die Quellenarbeit.

Babett Edelmann-Singer studierte Geschichte und Germanistik in Regensburg und Leicester. Nach ihrer Promotion im Jahr 2005 war sie Akademische Rätin an der Universität Regensburg. 2013 wurde Babett Edelmann-Singer mit einer Arbeit über die Provinziallandtage im Römischen Reich habilitiert. Von 2014 bis 2017 hatte sie Vertretungs- und Gastprofessuren an den Universitäten Regensburg, Erlangen-Nürnberg und Osnabrück inne. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die griechische und römische Religionsgeschichte in antiken Kulturen, die vergleichende Geschichte monarchischer Herrschaftsstrukturen sowie die Geschichte der Provinzen des Römischen Reiches.

II. Quellen


Annalistik und Biographie

Unser Wissen entstammt in erster Linie Werken der Geschichtsschreibung und Biographien, die von antiken Autoren verfasst wurden. Alle diese Texte beschreiben das Wirken der Kaiser als politische sowie persönliche Lebensgeschichte und legen den Fokus auf Rom. Die antike Geschichtsschreibung funktioniert dabei stets nach dem gleichen Muster: Alle Ereignisse haben ihren Ursprung in einem persönlichen Erfolg oder einem individuellen Versagen von Menschen. Strukturelle Erklärungen gibt es nicht.

Tacitus, Sueton und Cassius Dio haben das Bild dieser Epoche wohl am stärksten geprägt, von der sie allerdings ein großer zeitlicher Abstand trennt.

Publius (?) Cornelius Tacitus (ca. 55–120 n. Chr.)

Tacitus stammte wohl aus der Provinz Gallia Narbonensis (Südfrankreich) und gehörte zu jener Schicht provinzialer Senatoren, deren Aufstieg im 1. Jahrhundert n. Chr. stattfand. Er gilt als Vertreter der senatorischen Geschichtsschreibung, orientierte sich am Ideal der längst untergegangenen römischen Republik. Im Jahr 97 wurde er Konsul, später Statthalter der Provinz Asia. Seine für unsere Epoche wichtigsten Werke, die er in der Regierungszeit Trajans und Hadrians verfasste, sind die beiden Geschichtswerke, die heute unter dem Titel Annalen(ab excessu divi Augusti) und Historien firmieren. Vor allem die Annalen, die vom Tod des Augustus 14 n. Chr. bis zum Tod Neros 68 n. Chr. reichen (aber nur unvollständig vorliegen), haben das Bild dieser Epoche nachhaltig geprägt. Typisch für Tacitus ist die Technik des Innuendo, der diskreditierenden Andeutungen über eine Person, das Nicht-Aussprechen von angeblichen Wahrheiten, die er aber durch Gerüchte und das Zitieren von Volkes Stimme unterschwellig anlegt. Sein vielzitiertes „sine ira et studio“ (ohne Hass und Parteilichkeit) muss daher äußerst kritisch gesehen werden. Tacitus’ Absicht ging über das bloße Erzählen historischer Abläufe hinaus. Er wollte den Prinzipat als eine Zeit des Niedergangs beschreiben, der sich in zahlreichen Symptomen äußerte: Die Kaiser versagten angesichts der Fülle ihrer Macht, die Eliten versagten, indem sie ihre alten Freiheitsrechte für Sicherheit und Wohlstand verkauften. Dabei spiegelte seine Beschreibung mehr die selbsterlebten Jahre unter Domitian, der den Prinzipat in eine autokratische Monarchie umwandelte und die Senatoren politisch entmachtete. Tacitus aber hatte gerade unter Domitian die Karriereleiter erklommen. Seine Abrechnung mit dem unterwürfigen Senatorenstand des frühen Prinzipats war daher nicht zuletzt auch eine Se