: Martin Rasper
: »No Sports« hat Churchill nie gesagt Das Buch der falschen Zitate
: ecoWing
: 9783711052056
: 1
: CHF 12.30
:
: Listenbücher
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wer kennt sie nicht, Churchills berühmte Ablehnung der körperlichen Ertüchtigung? Oder Einsteins düstere Prophezeiung: »Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.« Oder Galileis letzten Satz: »Und sie bewegt sich doch!« Was all diese Sätze gemeinsam haben: Sie sind komplett erfunden. Martin Rasper folgt den Spuren der berühmtesten falschen Zitate. Er deckt auf, was wirklich gesagt wurde - oder eben nicht -, folgt der Entstehungsgeschichte dieser berühmten Aussagen und erklärt, wie sie zustande gekommen sind. Ein Buch voller Aha- und Ach-so-Effekte, zum Nachschlagen, Querlesen, Mitdenken und Wundern. Mit einem Vorwort von Goethe

Martin Rasper kennt sich mit komplexen Fakten aus: Er ist studierter Geologe, aber hauptberuflicher Journalist, hatte einen aus Schlesien stammenden Vater und eine von Kaukasus-Schwaben abstammende Mutter, ist in Brüssel geboren und im Taunus aufgewachsen, hat in München und Berlin studiert, in der Oberpfalz und der Türkei gearbeitet und zeitweise in Costa Rica gelebt. Seine wahre Heimat aber war immer die Sprache. Ursprünglich für ihn vor allem ein Mittel, die Welt zu begreifen und sie sich schreibend anzueignen, hat sie sich über die Jahre zu einer Vertrauten und schließlich zu einer Art Landschaft gewandelt, in der er immer wieder auf die Erkenntnis stößt, dass auch Fakten nur halb so interessant sind ohne die dazugehörigen Geschichten. Er schreibt Bücher und Artikel für Zeitungen und Magazine; ob Porträt, Reportage, Interview, Essay oder Feature - er hat alle journalistischen Formen praktiziert. Für sein Buch über die falschen Zitate hat er jahrelang Material gesammelt und Spuren verfolgt, hat mit Experten gesprochen und in Bibliotheken gewühlt.

»Es wird wohl falsch zitiert sein;
die meisten Zitate sind falsch.«

Theodor Fontane,Die Poggenpuhls

Einleitung


Richtige Gedanken
und falsche Zitate


In einem früheren Leben, bevor ich Journalist wurde, studierte ich Geologie. Und da gab es in einer schriftlichen Prüfung mal eine fiese Frage zu Conodonten. Conodonten, soviel zur Erläuterung, sind bizarre Fossilien, die die Evolution vor allem erfunden hat, um Geologiestudenten zu quälen: Sie sehen aus wie Zahnreihen, sind winzig klein, verdammt schwer auseinanderzuhalten und existierten das gesamte Erdaltertum hindurch, 300 Millionen Jahre lang. Man nimmt an, dass es tatsächlich Zähne von aalförmigen Lebewesen sind, die im Meer lebten – nur ist der Rest des Körpers fast nie erhalten. Jedenfalls wusste ich zu wenig über Conodonten und schrieb stattdessen einFaust-Zitat hin: »Geheimnisvoll am lichten Tag, lässt sich Natur den Schleier nicht entreißen.« Goethe war ja auch Naturforscher, dachte ich, das passt doch. Der Professor reagierte extrem souverän: Er gab mir einen Punkt für Originalität, zog aber einen halben Punkt gleich wieder ab, weil ich, wie er mir bei der Rückgabe der Arbeit erklärte, »ein Schlamper« sei. Korrekt laute der Vers nämlich folgendermaßen, dozierte er dann, während er den erhobenen Zeigefinger tanzen ließ und sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte: »Geheimnisvoll am lichten Tag / lässt sich Naturdes Schleiers nicht berauben / und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag / das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben«. 1 : 0 für die Erfahrung des Alters gegen den Leichtsinn der Jugend.

Zitate können also durchaus hilfreich sein, lernte ich daraus – wenn man sie beherrscht. Auch das wusste schon Goethe: »Eine Sammlung von Anekdoten und Maximen ist für den Weltmann der größte Schatz, wenn er die ersten an schicklichen Orten ins Gespräch einzustreuen, der letzten im treffenden Falle sich zu erinnern weiß.«

Und so geht es uns ja allen. Wir lieben zugespitzte Bemerkungen,