: Marie Merburg
: Inselleuchten Ein Ostsee-Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732550067
: Rügen-Reihe
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 446
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Endlich durchatmen! Als Jule bei ihrer Schwester auf Rügen ankommt, fällt ihr eine riesige Last von den Schultern. Wie sehr ihr Leben in München - und ihr Exfreund - sie eingeengt haben, merkt sie erst jetzt so richtig. Dochmit den Füßen im warmen Ostseesand geht es ihr gleich viel besser. Und dann eröffnet sich ihr auch noch eine unerwartete Chance: Sie soll ein altes Schlosshotel auf Vordermann bringen. Alles könnte perfekt sein. Wenn da nur nicht ihr unausstehlicher neuer Chef wäre ...

Wunderbar heiter und entspannend - ein Buch wie ein Tag am Meer




Marie Merburg ist im Süden Deutschlands aufgewachsen und lebt auch heute noch dort. Für ihre Romane Wellenglitzern und Inselleuchten hat sie sich aber die deutsche Ostseeküste als Setting ausgesucht, weil sie von der Landschaft und den Menschen dort fasziniert ist. Daher lässt sie ihre Heldinnen auf Rügen Inselluft schnuppern. Als Janine Wilk schreibt sie auch erfolgreich Kinder- und Jugendbücher.

1. Kapitel


»Rügen ist unglaublich schön«, hatte meine Schwester Sophie ihre neue Heimat angepriesen. »Hier kannst du entspannen und die Seele baumeln lassen.«

Von wegen! Seit ich in meinem Kombi die Rügenbrücke von Stralsund nach Altefähr passiert hatte, ging es nur noch im Schritttempo vorwärts. In einigen Bundesländern waren momentan noch Osterferien und wie es schien, hielten sich sämtliche Einwohner Baden-Württembergs und Bayerns in diesem Stau auf. Statt einer frischen Meeresbrise drang stickige Abgasluft durch das geöffnete Fenster.

Für April war es ein ungewöhnlich heißer Tag, und meine Klimaanlage streikte schon seit Ende des letzten Sommers. Weshalb hatte ich das Teil eigentlich noch nicht reparieren lassen? Ach ja, das war mir in der Herbst-Winter-Saison nicht wichtig erschienen. Da war es schließlich kalt gewesen. Jetzt verfluchte ich meinen Hang, solche Dinge immer auf die lange Bank zu schieben.

Im Auto vor mir konnte ich durch das Heckfenster zwei Geschwister dabei beobachten, wie sie sich um einen bunt gestreiften Schwimmring zankten. Allerdings bezweifelte ich, dass sie ihn überhaupt brauchen würden. Fiel ein Bad in der Ostsee um diese Jahreszeit nicht unter den Begriff Eisschwimmen? Oder machte ich mir da falsche Vorstellungen? Leider war ich bisher noch nie in dieser Ecke von Deutschland gewesen.

Mir fiel ein, dass mein Handy vorhin auf der Autobahn gepiept hatte, und da es hier gerade nicht voranging, nahm ich es in die Hand. Eine Nachricht meiner besten Freundin Katrin:Du bist also wirklich gefahren? Jule, musste das denn sein?

Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Katrin war mit meinem spontanen Trip nach Rügen leider überhaupt nicht einverstanden. Das hatte sie mir unverblümt ins Gesicht gesagt, als ich ihr gestern von der Idee erzählt hatte.

Ich tippte schnell eine Antwort ein:Ja, das musste sein, und ich habe dir auch erklärt, warum. Du bist meine beste Freundin. Du bist verpflichtet, mich zu unterstützen!

Ich legte das Handy beiseite und schloss für einen Moment meine brennenden Augen. Ich war mitten in der Nacht in München losgefahren, da ich seit ein paar Wochen – seit mein Leben immer mehr im Chaos versank – ohnehin immer nur ein paar Stunden am Stück schlafen konnte. Nach neun Stunden Fahrt machte sich die Müdigkeit allerdings deutlich bemerkbar, und ich wollte nur noch so schnell wie möglich ankommen. Wobei ich momentan den Eindruck hatte, dass ich den nördlichen Teil der Insel womöglich erst beim Eintritt meiner Wechseljahre erreichen würde. Blöder Stau!

Meine große Schwester lebte schon seit einem Dreivierteljahr in Glowe, und jedes Mal, wenn wir miteinander telefonierten, lag Sophie mir damit in den Ohren, dass ich sie endlich einmal besuchen musste. Deshalb hatte ich mich nun einfach ins Auto gesetzt und war hergefahren, um ihrer Bitte nachzukommen. Nett von mir, oder? Meine Freundin Katrin sah das allerdings anders. Ihrer Meinung nach war es nämlich der Gipfel der Unhöflichkeit, bei jemandem unangemeldet vor der Tür zu stehen. Selbst wenn es sich bei diesem Jemand um ein Familienmitglied handelte.

»So etwas nennt manÜberraschungsbesuch«, hatte ich sie aufgeklärt. »Darüber freuen sich die Leute.«

»Ach, wirklich?« Katrin hatte eine Augenbraue hochgezogen. »Normalerweis