: Hannes Leidinger
: Der Untergang der Habsburgermonarchie
: Haymon
: 9783709938065
: 1
: CHF 22.70
:
: 20. Jahrhundert (bis 1945)
: German
: 440
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
1918: DAS ENDE EINER ÜBER 600 JAHRE ANDAUERNDEN DYNASTIE November 1918: Die Habsburgermonarchie liegt in Trümmern. Die Armee löst sich auf, und Kaiser Karl verlässt Schloss Schönbrunn durch die Hintertür. War dieses Ende wirklich unausweichlich, gar verspätet? Denn mit dem Tod von Kaiser Franz Joseph war der Monarchie 1916 nicht nur die Symbolfigur abhanden gekommen. Oder war es genau umgekehrt, der Untergang lediglich eine Verkettung unglücklicher Umstände? Der Krieg hatte die Lage Österreich-Ungarns zwar keineswegs vereinfacht. Aber die Anzeichen eines völligen Zusammenbruchs hielten sich trotz sozialer Spannungen und wirtschaftlicher Krisen in Grenzen. EIN NEUER BLICK AUF DIE GESCHICHTE DER HABSBURGER VOM BELIEBTEN SACHBUCH-HISTORIKER AUFBEREITET Hannes Leidinger bürstet die Geschichte der Jahre bis 1918 gegen den überlieferten Strich, erzählt von Alltagsgeschichte ebenso wie von alten und neuen 'Herren', deren Taten und Beschlüsse weitreichende Konsequenzen für Europa hatten und immer noch haben. Und er geht erstmals der spannenden Frage nach, ob die Monarchie nicht in vielen kleinen Imperien bis heute weiterlebt. ************************* Leserstimmen: 'Hätte ein Fortbestehen der Monarchie dem Jahrhundert der Kriege und damit Europa eine andere, friedvollere Richtung geben können? Oder lebte der Geist der Monarchie gar in den Nationalstaaten weiter? Hannes Leidinger stellt spannende Fragen und liefert fundierte, aufschlussreiche Antworten.' 'Hannes Leidinger liebt das Spiel 'was wäre gewesen, wenn'. Das Tolle an dem Buch ist, dass diese Spekulationen alle auf Quellen und Fakten basieren.' 'Hannes Leidinger schafft es immer wieder, Geschichte neu zu erzählen. Und das äußerst unterhaltsam. Sehr lesenswert!'

Hannes Leidinger, geboren 1969 in Gmunden, ist einer der erfolgreichsten Autoren historischer Sachbücher in Österreich, u.a. 'Streitbare Brüder: Österreich : Deutschland' (2010), 'Schwarzbuch der Habsburger' (HAYMONtb 2012) und zuletzt 'Trügerischer Glanz: Der Wiener Kongress. Eine andere Geschichte' (Haymon 2016) sowie 'Der Untergang der Habsburgermonarchie'. Seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Böhlau-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Teil II: Pfade durch das Dickicht der Widersprüche und ­Mehrdimensionalität – Schlüsselfragen und „Architektur“ des Buches


Aktuelle Deutungen


„Konnte es wenigstens für ein föderalistisches Österreich eine Zukunft geben“, nachdem es bei Königgrätz von Preußen besiegt und aus „Deutschland hinausgedrängt“ worden war? Konrad Canis’ aktuelle Veröffentlichung zur „bedrängten Großmacht“ Österreich-Ungarn im „europäischen Mächtesystem“ stellt diese Schlüsselfrage und widmet sich dabei der Zeit bis 1914. In einer äußerst differenzierten Darstellung, die internationale Beziehungen immer wieder mit innenpolitischen Entwicklungen abgleicht, gelangt Canis zu einem insgesamt eher negativen Ergebnis: Für ein Weiterbestehen „gab es kaum Aussichten. So zeichnete sich bereits 1866 das Dilemma ab. Allein halbe und instabile Kompromisse schienen möglich. Deshalb ist die Auffassung ziemlich verbreitet, daß dem danach neukonstruierten System die Gefahr des Verfalls von Anfang an eigen war“.1

Obwohl sich die Habsburger aus der „revolutionären Krise“ von 1848 „herauswinden konnten“, war ihnen auf dem diplomatischen Parkett der „Stempel der Reaktion und des Stillstandes aufgedrückt“, mangelte es ihrem Reich „an wirtschaftlichem, politischem, militärischem und finanziellem Potential“, so der Befund. Und weiter: „Alle Faktoren zusammengenommen lassen erkennen, wie begrenzt die Zukunftsaussichten des Systems“ waren. „Nach Königgrätz schien lediglich Zeit gewonnen“, um „vorläufig eine gewisse innere Sicherheit und Voraussetzungen für eine Großmachtpolitik zu gewinnen, deren Grenzen sich jedoch rasch zeigen sollten. Eine Gewähr, gar eine sichere Entscheidung für die Zukunft bedeutete“ das aber nicht.2

Trotzdem gilt die Einschränkung: „Das Urteil, den Anfang a priori auf ein absehbares unvermeidliches Ende der Doppelmonarchie zulaufen zu sehen“, geht „zu weit, wenngleich durch den Verlauf bis zum Ende dieser Weg vorgezeichnet scheint“.3

Wie aber mit dieser Einschätzung umgehen? Gewiss stimmt es, dass Ideen, Pläne und Konzepte existierten, „die nicht alle von vornherein zum Scheitern verurteilt sein mußten“. Und ebenso zutreffend ist es, dass auch in der Vergangenheit die „Perspektiven für die Zukunft“ erst „einmal offen“ waren. Krisen „konnten sich verstetigen oder sogar verschärfen. Doch sie konnten sich auch abschwächen. Es konnten neue Entwicklungen eintreten, die Chancen boten, nach innen wie nach außen“.4

Diesen Ansatz greift ein fast zeitgleich erschienenes Buch von Pieter M. Judson auf, das sich im englischen Original als „neue Geschichte“ des habsburgischen Imperiums versteht und dessen Überlebensfähigkeit betont: „Die Beamten und Parteipolitiker“ des Reiches „hatten schon seit langem Flexibilität und Kreativität an den Tag gelegt, wenn es darum ging, strukturelle Änderungen auszuhandeln, die zu einem besseren Funktionieren“ des Gemeinwesens „beitragen und ihm langfristige Stabilität verleihen sollten“.5 Auch als Hort der Abwehr gegen Modernisierungserscheinungen lasse sich die Donaumonarchie nicht begreifen, heißt es hier des Weiteren. Denn: Unter anderem die Wahlen bestätigten, „dass die Hoffnungen der Regierung, und sogar des Kaisers, die Reform könnte überregionale Parteien an die Macht bringen, die darauf aus waren, das Reich gegen die regionalen Kräfte des ­Nationalismus zu stärken, berechtigt gewesen waren“.6 Also ein System „mit Zukunft“, dem im Übrigen auch auf der Mikroebene keineswegs der Todesbazillus eingepflanzt war? Schließlich zeigten Untersuchungen, dass sich „Gegensätze“ größtenteils „in Luft auflösten, wenn man Ergebnisse aus der Untersuchung lokaler Gesellschaften zur Überprüfung heranzieht“.7

Die jüngsten Publikationen widersprechen einander keineswegs diametral, verfügen allerdings nur über beschränkte Schnittmengen. Gegenläufige Argumentationstendenzen scheinen, wie von den Autoren hervorgehoben, vom Fokus abzuhängen, etwa vom Blick auf die inneren Entwicklungen einerseits oder auf grenzüberschreitende Phänomene und Spannungsfelder andererseits.

Erstaunliche Einsichten


Im einen wie im anderen Fall aber überraschen die Ereignisse von 1914 und bis zu einem gewissen Grad sogar die Geschehnisse in den nachfolgenden Jahren: Das