Kapitel 17
Italien, Sommer 2016
Es gibt einen geheimen Garten im Barbarossa. Ich habe ihn bei meiner Ankunft bemerkt, den Umriss einer Tür in rostbraunem Ziegelstein. Aber erst als Adalina mir aufträgt, mich um die Rosen im Oval zu kümmern, habe ich einen Grund, ihn zu erkunden. Adalinas ungeduldige Art macht es mir schwer, sie um klare Anweisungen zu bitten, deshalb nicke ich oft nur und akzeptiere damit die Aufgabe, ohne eine Ahnung zu haben, was genau sie meint, und ich nehme mir vor, diese Frage später auf eigene Faust zu beantworten.
Mit dem Oval ist es genauso. Es dauert fast eine Stunde, bis mir klar wird, dass es nichts gibt, das auf dem Grundstück des Castillo auf diesen Namen hinweist, und erst als ich vor der Wand der Orangerie stehe, fällt mir wieder die Öffnung auf. Der Griff der Tür ist beschädigt, nur ein Schlüsselloch ist geblieben, und ich drücke mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür, die langsam nachgibt.
Hinter der Mauer verbirgt sich ein zerstörtes Paradies. Ich kann gerade noch die ungefähren Formen des einst gepflegten Gartens ausmachen, ein Kreis aus überwucherten Beeten mit toten Rosen, Kamelien, Jasmin, einem Seestern aus Parzellen, die jetzt von Wildblumen übernommen wurden. Es liegt eine wilde Schönheit in diesem Gärtchen; der Frieden dieses abgeschiedenen sonnigen Eckchens besteht aus seiner Leere, es ist ein Ort, an dem die Zeit stehengeblieben ist und die Natur sich ihren Weg bahnt. Das Anwesen ist ohnehin ruhig, aber diese Stille hier im Garten ist tiefgreifend und wird allenfalls vom gelegentlichen Flügelschlag der Vögel gestört, wenn sie in ein altes Taubenhaus fliegen, das zwischen zwei Bänken errichtet wurde. Ich frage mich, wer wohl früher auf diesen Bänken saß und diesen magischen Ort betrachtete. Jetzt ist das Holz rissig und von den Jahren verwittert, aber die Bänke beobachten weiterhin alles, ich fühle mich von ihnen beobachtet, als wollten sie wissen, wer ich bin, das Mädchen zwischen den Schmetterlingen.
Ich erinnere mich, wie ich früher mit meiner Mutter im Garten gearbeitet habe, und wie ich versuchte, den Garten weiter zu pflegen, nachdem sie starb. Es schien mir wichtig, das zu tun. Ich weckte eine Zeitlang auch das Interesse meiner Schwestern für den Garten, und sie zogen Würmer aus der Erde, stapften in ihren übergroßen Gummistiefeln auf und ab und kicherten, als sie versuchten, eine Schaukel vom alten Apfelbaum z