: Katie Kennedy
: Der Asteroid ist noch das kleinste Problem
: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
: 9783522653633
: 1
: CHF 11.50
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Asteroid rast auf die Erde zu. Ein großer und ziemlich gefährlicher. Vielleicht nicht unbedingt einer von der Sorte 'Ich-töte-alle-Dinosaurier', aber zumindest einer in Richtung 'Ich-lösche-ganz-Kalifornien- us-und-zerstöre-Japan-mit-ein m-Tsunami'. Yuri, Physikgenie, soll zusammen mit einem Team von Superhirnen aus der ganzen Welt diese Katastrophe verhindern. Die gute Nachricht ist: Yuri weiß, wie er den Asteroiden stoppen kann. Die schlechte Nachricht: Er ist gerade mal 17, und keiner seiner Kollegen nimmt ihn so richtig ernst. Schließlich haben sie länger Physik studiert, als er überhaupt auf der Welt ist. Doch von einer Sekunde auf die andere scheint der Asteroid nicht mehr Yuris größtes Problem zu sein, denn er lernt Luna kennen. Ein Hippie-Mädchen, das ihm zeigt, wie das Leben aussehen kann, wenn man nicht als Genie auf die Welt gekommen ist und mit 12 seinen Schulabschluss gemacht hat. Sie nimmt ihn mit ins Leben und zeigt ihm, wie schön es sein kann ...

Katie Kennedy unterrichtet Geschichte. Als sie einmal in einer Feuerwache Unterricht geben musste, sprang bei jedem Feueralarm die gesamte Klasse auf und verließ den Raum. Das war allerdings nicht ihr einziger Notfall-Einsatz: Um überzeugende Unfallszenen schreiben zu können, machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Katie lebt mit Mann, Tochter und Sohn in Michigan, USA, genauso wie eine Million Fledermäuse.

Im All gibt es keine Luft. Und deshalb raste der Asteroid in absoluter Stille auf die Erde zu. Von den zwei Objekten, die Richtung Nordamerika flogen – dem Asteroiden BR1019 und der amerikanischen Militärmaschine aus Moskau, die Yuri Strelnikov transportierte –, machte nur dessen Flugzeug ein Geräusch. Während es mit röhrenden Motoren den Landeanflug antrat, ließ dieser Gedanke Yuri leicht lächeln.

Das Flugzeug setzte auf, rangierte, und kurz darauf öffnete der Pilot die Türen für seinen einzigen Passagier. Yuri trat auf die Gangway. Er ließ seinen Blick über das in gleißendes Sonnenlicht getauchte Rollfeld wandern. Dann trottete er mit seinem Koffer und einer Umhängetasche hinunter zu einem wartenden Hubschrauber.

Auf seinen Schultern spürte er den schneidenden Riemen der Tasche und die Hitze der Sonne. Während er mit einer Hand den Koffer schleppte, krempelte er sich mit der anderen im Gehen die Ärmel seines Hemds hoch. In den letzten Monaten war er zweieinhalb Zentimeter gewachsen. Jetzt waren die Ärmel noch lang genug, aber in zwei Wochen würden sie es vielleicht nicht mehr sein. Wie sollte er hier an ein neues Hemd kommen? Besser war es, die Ärmel von Anfang an hochzukrempeln, so war man gleich daran gewöhnt.

Ein amerikanischer Offizier trat vor, um die Tür des Hubschraubers zu öffnen. Er stieg hinter Yuri ein und nickte dem Piloten zu. Yuri nahm die Kopfhörer, die er ihm hinhielt, und einen Moment später hörte er die Stimme des Mannes in seinen Ohren knistern. »Das Near-Earth-Object-Programm der NASA ist im Jet Propulsion Labor in Pasadena, Los Angeles, untergebracht. Ich zeig es Ihnen, wenn wir uns nähern.«

Der Pilot drückte ein paar Knöpfe, der Helikopter bebte und sprang an. Dann hob er ab, und wieder fiel der Boden unter Yuris Füßen weg. Yuri legte eine Wange an die Fensterscheibe und starrte auf die blaue Wölbung des Himmels über Amerika.

Er würde den Asteroiden nicht sehen. Das wusste er. In dem Moment, in dem man ihn sehen würde, wäre es schon zu spät. Denn auch wenn er jetzt noch durch die dunklen Tiefen des Weltraums flog, bewegte sich der Asteroid mit 255 000 Kilometern pro Stunde vorwärts.

Yuri saß auf der Rückbank des Hubschraubers. Die Kopfhörer dämpften das Dröhnen der Rotorblätter. Er blickte auf die trockene Stadt hinunter, die flacher und heller war als Moskau, und wusste noch nicht, was er von ihr halten sollte. Sie war einfach … anders. Yuri warf einen verstohlenen Blick zum Offizier und versuchte nicht herumzuzappeln.

Als sich der Hubschrauber in die Kurve neigte und herabsank, konnte er sehen, wie Menschen in weißen Gebäuden mit großen Glasfenstern den Landevorgang beobachteten. Der Offizier rief Yuri zu, den Kopf unten zu halten, als sie herauskletterten. Er legte ihm eine schwere Hand in den Nacken, um sicherzugehen, dass er die langsamer werdenden Rotorblätter nicht berührte. Dann geleitete er Yuri ins Innere eines der Gebäude. »Viel Glück«, sagte er.

Yuri wollte schon »Ihnen auch« sagen, als ihm bewusst wurde, dass es irgendwie unangebracht wäre.