»Dieser Twain ist unverschämt modern .« The New York Times Er ist eine der berühmtesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, seit über 100 Jahren tot - und erreicht uns wie ein Zeitgenosse: Twain spricht direkt mit uns und flüstert uns bei diesem Schlussakkord seiner Jahrhundertautobiographie die letzten Geheimnisse seines wechselvollen Lebens ins Ohr. Äußerlich wurden Twain im Laufe seines Lebens alle Ehrungen zuteil, im Inneren überwog zuletzt die Trauer über all die Verluste und Vertrauensbrüche. War die 30 Jahre jüngere Sekretärin Isabel Lyon seine Geliebte, wie gemunkelt wurde, oder eine Intrigantin, die ihn ausnehmen wollte? In seinen vielleicht schwersten Momenten zeigt er sich wütend, ungerecht - und als ein Mensch, der einem über ein Jahrhundert hinweg nahe ist. Man möchte ihm in seiner Einsamkeit beistehen, und er nimmt den Dialog an. Dabei stellt sich heraus, wie nötig und aktuell Twain ist - und das nicht nur, wenn er vorführt, wie man einem außer Kontrolle geratenen US-Präsidenten die Stirn bietet. Mark Twain, der vertraute Freund, hat sich endgültig und für alle Zeiten unsterblich gemacht. »So reich, so erstaunlich.« FAZ »Das Gefühl, das am Ende bleibt: einem höchst aufrichtigen und sympathischen, einem animierenden und kämpferischen Geist begegnet zu sein.« DIE ZEIT
Mark Twain wurde am 30.11.1835 in Florida (Missouri) geboren. Sein eigentlicher Name ist Samuel Langhorne Clemens. Der Vater starb 1847, und Twain musste im Alter von zwölf Jahren die Schule abbrechen und begann eine Lehre als Schriftsetzer. Mit 17 Jahren ging er nach New York, dann nach Philadelphia, wo er die ersten Reiseskizzen schrieb.Von 1857 bis 1860 war er Lotse auf dem Mississippi, nahm am Sezessionskrieg auf der Seite der Konföderierten teil und war 1861 Silbersucher in Nevada. 1864 lebte er in San Francisco, 1866 als Reporter auf Hawaii und 1867 als Reisender in Europa und Palästina. Er gründete einen Verlag, musste aber 1894 Konkurs anmelden und ging auf Weltreise, um mit Vorträgen seine Schulden abzutragen. Mark Twain starb am 21.4.1910 in Redding (Connecticut).
Nach einer Pause von einem Monat oder mehr den Diktierfaden wieder aufgenommen – Bereits vierhunderttausend Wörter der Autobiographie diktiert – Die Eröffnung der Messe des Schauspielerfonds – Die Fahrt auf Mr. Rogers’ Yacht zur Ausstellung in Jamestown – Die für den 8. Juni vorgeschlagene Reise nach England, um die Ehrendoktorwürde der Oxford University entgegenzunehmen – Abschrift des Gedichts »Für Mark Twain«
Es scheint lange her zu sein, dass ich etwas diktiert habe; und tatsächlich ist es lange her, wenn auch vielleicht nicht so lange, wie es scheint. Nach einer zweiten Reise nach Bermuda im März täuschte ich vor zu arbeiten, aber im Wesentlichen lief es vermutlich auf nicht mehr als ein Vortäuschen hinaus. Doch das betrübt mich nicht; ich mache mir deswegen keine Vorwürfe. Hätte ich aus dem Diktieren meiner Autobiographie mehr Vergnügen, mehr Behagen, mehr Befriedigung geschöpft als aus anderen Formen des Spiels, so hätte ich weiterdiktiert, statt nach anderen Formen des Amüsements Ausschau zu halten. Während einer Zeitspanne von fünfunddreißig Jahren habe ich in meinem Gewerbe als Schriftsteller meine Feder zur Sommerzeit und nur zur Sommerzeit benutzt. Drei Monate im Jahr habe ich gearbeitet und mich in den verbleibenden neun auf andere Weise amüsiert. In diesen fünfunddreißig Jahren betrug mein literarischer Ausstoß im Durchschnitt knapp siebzigtausend Wörter pro Jahr; seit ich jedoch zu diktieren angefangen habe, am 9. Januar 1906, habe ich mich nicht auf die Sommerferien als Arbeitszeit beschränkt, sondern meine Tätigkeit über das ganze Jahr verteilt. Vergangenen März, als ich zum zweiten Mal nach Bermuda reiste, hatte ich in den vorhergehenden dreizehn oder vierzehn Monaten schätzungsweise vierhunderttausend Wörter diktiert; ich erkannte, dass ich genug autobiographisches Material zusammengestellt hatte, um es zwecks Verlängerung des Urheberrechtsschutzes um achtundzwanzig Jahre auf meine existierenden Bücher zu verteilen, und da diese Verlängerung im Interesse des Lebensunterhaltes meiner Töchter das vorrangige Ziel der Autobiographie gewesen war, kam es mir nicht darauf an, ob ich ihr etwas hinzufügte oder nicht; tatsächlich zog ich mich dezidiert von aller menschlichen Erwerbstätigkeit zurück und bestimmte die verbleibenden Wochen oder Jahre meines Lebens dazu, als Urlaub begangen und genossen zu werden – der erste wirkliche Urlaub in einer Lebenszeit von mehr als siebzig Jahren. Das hört sich widersinnig an, kann ich mir doch nicht verhehlen, dass mein Leben in den letzten fünfunddreißig Jahren eigentlich nicht weniger und nicht mehr als ein einziger langer Urlaub gewesen ist, mit drei Monaten Gekritzel in jedem Jahr, das andere Leute mit dem großartigen Namen »Arbeit« beehrten, das in meinen Augen aber ganz und gar nicht Arbeit war, sondern lediglich Spiel, köstliches Spiel und nie das Resultat von Zwang oder Gewissensbissen, sondern immer nur eines starken Wunsches, mich zu zerstreuen.
In den vergangenen ein, zwei Monaten hat sich vieles zugetragen, worüber ich sprechen wollte, aber das ist Schnee von gestern – lassen wir’s. Am 6. dieses Monats half ich bei der Eröffnung des Jahrmarkts für den Actors’ Fund. Für diesen Schauspielerfonds sammelten wir fünfundsiebzigtausend Dollar. Auf Mr. Rogers’ Yacht, derKanawha, fuhr ich nach