: Marisa Frank
: Sabine will nicht ins Kinderheim Sophienlust 232 - Familienroman
: Blattwerk Handel GmbH
: 9783740917326
: Sophienlust
: 1
: CHF 3.10
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. »Jetzt habe ich die Kinder vergessen!« Ruckartig - von dieser plötzlichen Erkenntnis getroffen - blieb Denise von Schoenecker stehen. Sie war eine noch jugendlich aussehende, gepflegte Frau. »Ich wollte für die Kleineren ein neues Märchenbuch besorgen, und den Größeren habe ich einen Fußball versprochen.« »Dann müssen die Kinder eben bis zum nächsten Mal warten«, entgegnete Frau Rennert ungerührt. Die Heimleiterin wollte weitergehen, doch Denise von Schoenecker zögerte. »Nein«, sagte sie dann entschlossen, »ich gehe noch einmal zurück.« Frau Rennert lächelte. Als Heimleiterin des Kinderheims Sophienlust, das Denise von Schoenecker für ihren Sohn verwaltete, wusste sie nur zu gut, was die Frau des Gutsbesitzers Alexander von Schoenecker alles für ihre Schützlinge tat. Kein Weg, keine Strapazen waren ihr zu viel, wenn es darum ging, den Kindern eine Freude zu bereiten oder für deren Wohlbefinden zu sorgen. Die dunklen Augen der aparten Frau sahen Frau Rennert bittend an. »Wenn Sie geradeaus weitergehen, um den Springbrunnen herum, dann stoßen Sie auf das Parkcafé. Dort setzen Sie sich bitte auf die Terrasse und warten auf mich. Ich werde mich beeilen.« »Ach nein«, wehrte die mütterliche Frau ab. »Ich begleite Sie, und dann trinken wir zusammen einen Kaffee.« Entschieden schüttelte Denise den Kopf. »Kommt überhaupt nicht infrage. Ich habe Sie heute schon genug durch Maibach gehetzt. Sicher werden Ihnen die Füße wehtun.« Frau Rennert sah auf ihre Füße, die tatsächlich schmerzten. Sie seufzte: »Man ist schließlich nicht mehr die Jüngste.« »Na, sehen Sie! Gehen Sie nur voraus. Im Parkcafé gibt es ausgezeichneten Kuchen, aber verraten Sie das nicht Magda. Sie ist ja überzeugt,

»Jetzt habe ich die Kinder vergessen!« Ruckartig – von dieser plötzlichen Erkenntnis getroffen – blieb Denise von Schoenecker stehen. Sie war eine noch jugendlich aussehende, gepflegte Frau. »Ich wollte für die Kleineren ein neues Märchenbuch besorgen, und den Größeren habe ich einen Fußball versprochen.«

»Dann müssen die Kinder eben bis zum nächsten Mal warten«, entgegnete Frau Rennert ungerührt.

Die Heimleiterin wollte weitergehen, doch Denise von Schoenecker zögerte. »Nein«, sagte sie dann entschlossen, »ich gehe noch einmal zurück.«

Frau Rennert lächelte. Als Heimleiterin des Kinderheims Sophienlust, das Denise von Schoenecker für ihren Sohn verwaltete, wusste sie nur zu gut, was die Frau des Gutsbesitzers Alexander von Schoenecker alles für ihre Schützlinge tat. Kein Weg, keine Strapazen waren ihr zu viel, wenn es darum ging, den Kindern eine Freude zu bereiten oder für deren Wohlbefinden zu sorgen.

Die dunklen Augen der aparten Frau sahen Frau Rennert bittend an. »Wenn Sie geradeaus weitergehen, um den Springbrunnen herum, dann stoßen Sie auf das Parkcafé. Dort setzen Sie sich bitte auf die Terrasse und warten auf mich. Ich werde mich beeilen.«

»Ach nein«, wehrte die mütterliche Frau ab. »Ich begleite Sie, und dann trinken wir zusammen einen Kaffee.«

Entschieden schüttelte Denise den Kopf. »Kommt überhaupt nicht infrage. Ich habe Sie heute schon genug durch Maibach gehetzt. Sicher werden Ihnen die Füße wehtun.«

Frau Rennert sah auf ihre Füße, die tatsächlich schmerzten. Sie seufzte: »Man ist schließlich nicht mehr die Jüngste.«

»Na, sehen Sie! Gehen Sie nur voraus. Im Parkcafé gibt es ausgezeichneten Kuchen, aber verraten Sie das nicht Magda. Sie ist ja überzeugt, den besten Kuchen weit und breit zu backen.«

Ein zustimmendes Lächeln glitt über Frau Rennerts Gesicht. Sie wusste, Denise von Schoenecker hatte völlig recht. Magda, die etwas beleibte Köchin von Sophienlust, konnte vorzüglich kochen, wollte dies aber immer wieder bestätigt wissen.

»Bis gleich!« Noch ehe die Heimleiterin etwas sagen konnte, machte Denise auf dem Absatz kehrt und eilte den Weg zurück. Sie dachte an Heidi, das jüngste Dauerkind von Sophienlust. Heidi wünschte sich ein Buch mit vielen Bildern. Die Fünfjährige war am meisten fasziniert von der Märchenwelt, hatte aber von Rotkäppchen und Aschenbrödel ihre eigenen Vorstellungen. Ein Lächeln huschte über Denises Gesicht. Sie wusste, es würde schwer sein, etwas zu finden, was dem Geschmack der Kleinen entsprach.

Bellend hetzte ein Hund zwischen den Sträuchern hervor. Bei Denise blieb er hechelnd stehen. Es war ein sehr schöner Hund, ein Collie. Ohne zu zögern streckte Denise die Hand nach ihm aus.

»Bessy, wo bist du? Wirst du zurückkommen!«, rief eine helle Mädchenstimme.

Der Hund drehte kurz den Kopf und gab einen Laut von sich, dann sah er Denise von Schoenecker mit seinen klugen Augen wieder voll an.

»Du bist also Bessy«, sagte Denise und beugte sich zu dem Hund hinab.

»Was tust du denn da?« Atemlos tauchte ein Mädchen auf. »Wirst du sofort herkommen!«

Der Hund drehte den Kopf, machte aber keine Anstalten, dem Ruf seiner kleinen Herrin Folge zu leisten.

»Du bist ein ganz böser Hund!« Die Stimme des Mädchens klang weinerlich. »Du musst doch bei mir bleiben.«

»Ist es dein Hund?«, fragte Denise das Mädchen, das einige Meter entfernt stehen geblieben war.

»Er gehört mir ganz allein«, antwortete die Kleine. »Sie dürfen ihn nicht anrühren.«

»Warum nicht?«

»Weil er mein Hund ist.« Trotzig hob das Mädchen den Kopf. »Bessy, komm sofort her!«

Diesmal gehorchte der Hund. Schwanzwedelnd lief er auf das Mädchen zu, stupste mit der Schnauze liebevoll gegen die Hand der Kleinen. Diese schlang sofort ihre Arme um den Hals des Hundes und drückte ihr Gesicht an dessen zottiges Fell.

Der Anblick rührte Denise eigenartig. Unwillkürlich trat sie einige Schritte näher. »Du hast deinen Hund wohl sehr gern?«

Die Kleine hob den Kopf, und Denise las Angst in ihren Augen. »Er gehört nur mir. Niemand darf ihn mir wegnehmen.«

Denise hockte sich vor dem Kind nieder. »Es ist ein sehr schöner Hund.«

Eifrig nickte das Mädchen. »Er ist auch sehr klug. Er kann viele Kunststücke.«