: Ronald T. Miscavige
: Rücksichtslos Mein Sohn, der Scientology-Chef
: Kösel
: 9783641209544
: 1
: CHF 8.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Wahrheit über Scientologys Nr. 1
Nach über 41 Jahren verließ Ron Miscavige 2012 Scientology. Was er nicht wusste: So einfach wollte man ihn nicht gehen lassen. 2015 berichtete die LA Times von der Festnahme zweier Privatdetektive, die Ron Miscavige über 18 Monate verfolgt hatten. In ihrem Wagen wurden mehrere Schusswaffen, über 2000 Schuss Munition und ein selbstgebauter Schalldämpfer gefunden. Angeblich sollten diese privaten Übungszwecken dienen. Auftraggeber der Privatdetektive: David Miscavige, Oberhaupt von Scientology und Ron Miscaviges Sohn.
Die Angst davor, dass sein Vater Insiderwissen verraten könnte, muss groß gewesen sein.
'Rücksichtslos' ist das einzige Buch, das den Aufstieg des heutigen Scientology-Chefs zeigt. Wie konnte er werden, was er ist? Ron Miscavige schildert die Kindheit seines Sohnes, seinen eigenen Beitritt zu Scientology und die Folgen, die das für seine ganze Familie haben sollte. Ein vernichtender Blick auf das Leben in der Welt der berüchtigten Sekte.

Mit einem Vorwort der deutschen Scientology-Expertin und Politikerin Ursula Caberta.



Ron Miscavige, geboren 1936, ist der Vater von David Miscavige, dem heutigen Anführer von Scientology. 1970 traten er und seine Familie Scientology bei. Er arbeitete fast 27 Jahre für die 'Sea Organization', Machtzentrale und paramilitärische Kadertruppe Scientologys, bevor er die Sekte 2012 endgültig verließ. Er ist ehemaliger Marine und Musiker.

WIE ALLES BEGANN

Am 30. April 1960 saß ich an einem knackig kühlen Morgen im Wartezimmer des Lower Bucks Hospital in Bristol im Bundesstaat Pennsylvania. Meine Frau Loretta war im Kreißsaal. Drei Jahre zuvor hatten wir unser erstes Kind bekommen, einen Sohn, den wir Ronnie getauft hatten. Jetzt erwarteten wir Zwillinge. Loretta war Krankenschwester. Ihre Schwester Dolores stand ihr bei der Entbindung bei. Ich saß da und wartete, wartete und wartete, wobei ich mit jeder Stunde, die verstrich, nervöser wurde. Schließlich gingen die Türen auf und der Geburtshelfer, Dolores und eine zweite Krankenschwester kamen heraus. Alle drei hielten Deckenbündel in der Hand. Du liebe Güte, dachte ich, es sind Drillinge! Wenigstens würden wir noch weniger Steuern zahlen. Wir waren ja schon darauf vorbereitet, dass Loretta Zwillinge bekommen sollte, was machte da noch ein Kind zusätzlich. Ich mochte Kinder. Ich hatte sie gern um mich herum. Also sprang ich auf und eilte auf Dolores zu. Ich schlug die Decke zurück und blickte in die blauen Augen meiner Tochter Denise. »Hallo, Kleines!«, sagte ich und gab ihr einen Kuss. Die nächste Decke wurde gelupft. Wieder blaue Babyaugen. Sie gehörten David. Ich gab ihm auch einen Kuss. Da warf plötzlich die dritte Krankenschwester ihre Decke in die Luft, und sie lachten mich im Chor aus. Ein kleiner Streich auf Kosten des stolzen Papas und der Beginn meiner Beziehung zu meinem Sohn David.

Ich weiß, dass das Leben manchmal verschlungene Pfade geht und die Zukunft uns verschlossen ist, doch wenn ich an diesen Augenblick zurückdenke, an meinen ersten Blick in das süße kleine Gesicht, dann begreife ich heute noch nicht, was da passiert ist.

Der Hauptgrund für dieses Buch ist, dass ich nachvollziehen möchte, welchen Weg Davids Leben genommen hat. Er ist heute ein erwachsener Mann in mittleren Jahren, und ich sehe immer noch dieselbe Intelligenz und Energie in ihm, die ihm als Kind eigen waren. Doch während er diese Gaben früher dafür einsetzte, gute Noten zu bekommen oder einen Baseball gut zu schlagen, ist er heute Vorsitzender eines Millionen-Dollar-Unternehmens, das sich als Kirche bezeichnet. Und dieses Unternehmen ist so kontrovers wie streitbar, so manipulativ wie verschlossen, so zwanghaft, wie es – in meinen Augen – böse ist. Ja, ich glaube fest, dass Scientology sich mittlerweile zu einer unmoralischen Organisation entwickelt hat, die unter dem Schutz des Ersten Zusatzartikels unserer Verfassung, der die Religionsfreiheit garantiert, eine lange Reihe von Schandtaten begangen hat.

Ich kam in den Kohlerevieren von Pennsylvania zur Welt. Dort hat man mir einen gesunden Respekt für Ehrlichkeit und harte Arbeit beigebracht, aber auch viel gesunden Menschenverstand, der Regeln, Gesetze und Autorität stets hinterfragt. Damit will ich sagen, dass der Geist eines Gesetzes stets über dem Buchstaben steht. Als Loretta und ich unsere Familie gründeten, versuchten wir, diese Werte an unsere Kinder weiterzugeben. Wir hatten zwei Jungen und zwei Mädchen: Ronnie, die Zwillinge Denise und David sowie die Jüngste, Lori. Jedes der Kinder hat den Wert harter Arbeit kennengelernt, aber ich komme immer mehr zu der Einsicht, dass Eltern ein Kind nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen können. Letztlich ist es selbst für seinen Weg verantwortlich.

David ist nun schon seit vielen Jahren der Kopf und die oberste Autorität der Church of Scientology. In den frühen Achtzigerjahren bekam er zum ersten Mal einen gewissen Einfluss. Die volle, unbestrittene Kontrolle erlangte er einige Jahre später, nachdem er sich einen Machtkampf mit den beiden Nachfolgern von L. Ron