Prolog
Nel mezzo del cammin di nostra vita, mi ritrovai per una selva oscura.
In der Mitte unseres Lebenswegs kam ich zu mir in einem dunklen Walde.«
So beginnt eines der berühmtesten und schwierigsten Gedichte, die je geschrieben worden sind, DantesGöttliche Komödie. Ein Epos in vierzehntausend Versen über die Seelenreise durch das Leben nach dem Tod. Die Spannung zwischen den Pronomen sagt schon alles: obwohl das »Ich« zu Dante gehört, der 1321 starb, ist seine Reise ein Teil »unseres Lebens«. Die Verse legen nahe, dass wir alle eines Tages in einem dunklen Walde zu uns kommen werden.
Für mich kam jener Tag vor acht Jahren, am 29. November 2007, ein Morgen wie jeder andere. Irgendwo im Staat New York verließ ich mein Zuhause um halb neun Uhr morgens und fuhr zum nahe gelegenen Bard College, wo ich Professor für Italienisch bin. Es war kalt und nass, die Luft trotz des diesigen Graus klar. Nach dem ersten Seminar ging ich in mein Büro, um Unterlagen zu holen, und machte mich auf den Weg zum nächsten Seminar, das um halb elf begann.
Ich scherzte noch mit meinen Studenten, während wir uns niederließen, als ich im Augenwinkel etwas Ungewöhnliches sah: An der Tür stand ein Sicherheitsbediensteter der Uni.
»Guckt mal, jetzt werde ich verhaftet«, sagte ich und lachte. Aber der bullige Wachmann lächelte nicht.
»Sind Sie Professor Luzzi?«
Ich habe nichts Schlimmes getan, war mein erster Gedanke.
»Ja – warum?«
»Bitte kommen Sie mit.«
Ich schob mich aus dem Seminarraum und sah, wie der stellvertretende Dekan und Vizepräsident der Universität die Treppe hochrannte. Auch ich begann zu laufen, die Treppe hinunter und aus dem Gebäude. Draußen wartete ein Van der Sicherheitsfirma auf mich.
Joe, deine Frau hatte einen schrecklichen Unfall.
Die Worte kamen von irgendwoher aus der Nähe, aber sie klangen gedämpft, als wären sie durch andere Dimensionen zu mir gekommen. Zeit und Raum krümmten sich um mich.
Ich betrat den dunklen Wald.
Früher an jenem Morgen, um Viertel nach neun, fuhr meine Frau Katherine Lynne Mester aus der Tankstelle und fädelte sich in den Verkehr ein, nur fünfzehn Kilometer von dem Ort entfernt, wo ich saß und eine Prüfung in Italienisch beaufsichtigte. So nahe, wie sie war, hörte ich dennoch den zermalmenden Aufprall des herannahenden Lastwagens auf das weiche Aluminium ihrer Fahrertür nicht, sah auch nicht, wie ihr Jeep schlingerte und sich drehte, während er über die Bundesstraße schlitterte und schließlich sieben Meter von dem Aufprall entfernt auf der anderen Straßenseite stehen blieb. In der klösterlichen Stille des Seminarraums hatte ich den größer werdenden Konvoi der Rettungsfahrzeuge nicht wahrgenommen, die die Route G9 hoch gerast waren, um meine Frau aus dem verbogenen und verkrümmten Metall zu befreien und sie so schnell wie möglich in das eine halbe Stunde entfernte Saint Francis Hospital von Poughkeepsie zu bringen.
Diese Rettungsfahrzeuge transportierten nicht nur meine Frau: Katherine war im achteinha