1. KAPITEL
Radierer schmeckten wie Kaugummi vermischt mit Sand. Elaine Lowry wusste das so genau, weil sie gerade einen durchgekaut hatte, während sie auf den Terminkalender starrte, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag.
An zwei Tagen in der Woche arbeitete sie in der Praxis von Dr. Harold Gussman. Sie führte die Patientenkartei des Zahnarztes und verschickte die Erinnerungen an die Vorsorgeuntersuchungen.
Elaine schob sich den braunen Pony aus der Stirn, rieb sich die schmerzende Stelle über der rechten Augenbraue und seufzte. Sie vertrat Sue, die Sprechstundenhilfe, für ein paar Minuten, und hatte gerade gesehen, dass für Viertel nach vier Steph Lowry eingetragen war.
Steph Lowry.
Steph. Kurz für „Stephanie“.
Lowry. Kurz für „die geistlose, silikonbusige Wasserstoffblondine, die meinen Ehemann gestohlen hat“.
Nicht, dass Elaine nachtragend war. Aber das kurz bevorstehende Erscheinen der neuen – und viel jüngeren – Ehefrau ihres Exmannes erforderteirgendeine Reaktion. Jedenfalls mehr als das professionelle „Keine-Angst-es-tut-nicht-weh“-Lächeln, das sich anfühlte, als hätte man ihr die Oberlippe an den Gaumen geklebt.
Aber so bin ich eben, dachte Elaine. Nur keine Szene.
Sie war nicht dazu erzogen worden, in außergewöhnlichen Situationen die Fassung zu verlieren.
Also verzichtete sie darauf, neben Steph Lowrys Namen das WortWurzelbehandlung zu notieren.
„Danke, dass du die Festung gehalten hast, Süße.“ Sue Kelsey, die seit neun Jahren die Patienten empfing, strich mit einem Acrylfingernagel über die Nachmittagstermine.
„Für sechs sind gleich zwei Füllungen eingetragen“, stöhnte sie. „Mist. Vor sieben bin ich hier nicht weg.“ Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Was nützt mir da die Zeitumstellung? Wann gehst du denn?“ Sue klopfte mit der flachen Hand auf Elaines Arm. „He.“
„Hmm?“
„Gehst du bald?“
„Gehen?“
„Ja. Nach Hause.Sayonara.Hasta la vista. Weg von hier.“ Hinter der Brille mit dem golden glitzernden Gestell kniff Sue die Augen zusammen. „Was ist los mit dir? Du siehst aus, als hättest du dir eine Ladung Novocain gespritzt.“
Elaine hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Novocain klang nicht schlecht. Mit einer leichten Betäubung wäre dieser Nachmittag vielleicht durchzustehen.
„Es geht mir gut.“ Elaine legte ein wenig Fröhlichkeit in ihre Stimme und schaute auf ihre Timex – die Kevin ihr vor drei Jahren zum zehnten Hochzeitstag geschenkt hatte. Dreizehn Minuten nach