1. KAPITEL
Am liebsten hätte Leo Reynolds seine persönliche Assistentin geheiratet. Sein Leben wäre dadurch sehr viel einfacher geworden!
Leider war seine Assistentin aber schon verheiratet – und fast doppelt so alt wie er.
Leos Problem war, dass er in der Woche im Schnitt hundert Stunden arbeitete. Diese Tatsache hatte bis jetzt noch jede Frau in die Flucht geschlagen! Die Einsamkeit war der Preis dafür, dass es ihm gelungen war,Reynolds Capital Management an die Spitze der Risikokapitalbranche zu katapultieren.
„Sie haben mein Leben gerettet, Mrs. Gordon.“ Leo lächelte seine Assistentin dankbar an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Sein Laptop weigerte sich, mit dem Drucker zu kommunizieren, und ein wichtiges Dokument hatte deshalb nicht ausgedruckt werden können. Das unterzeichnete Dokument, das Leo nun glücklich in den Händen hielt, musste in weniger als einer Stunde beiGarrett Engineering sein – auf der anderen Seite von Dallas.
„Ein Angebot auszudrucken heißt ja wohl noch nicht, Ihr Leben zu retten.“ Mrs. Gordon blickte betont deutlich auf ihre Armbanduhr. „Es ist schon spät und außerdem Freitag. Führen Sie Jenna in das neue Restaurant am Victory Park aus, und überlassen Sie das Angebot mir. Entspannen Sie sich mal! Das wird Ihnen guttun.“
Leo verzog das Gesicht. Ein Schatten des Bedauerns spiegelte sich kurz in seinen Zügen und verschwand dann wieder. „Jenna und ich haben uns getrennt. Sie ist bereits mit jemand anderem zusammen.“
Hoffentlich würde diese neue Beziehung sie glücklich machen. Jenna verdiente einen Mann, der sie mit Aufmerksamkeit und Zuneigung überschüttete. Inzwischen bedauerte Leo es, dass er ihr nicht das hatte geben können, was sie brauchte. Aber es wäre unfair gewesen, sie in dem Glauben zu lassen, er würde sich jemals auf eine ernsthafte Beziehung einlassen können.
„Das wundert mich nicht! Schließlich haben Sie sich so selten bei ihr blicken lassen, dass Jenna reichlich Zeit hatte, sich nach einem anderen umzusehen!“ Mrs. Gordon verschränkte die Arme vor der Brust und sah Leo missbilligend an. „Mit wem werden Sie dann zur Einweihung des Museums gehen?“
Leo stöhnte. Das hatte er praktischerweise vergessen, aber er konnte sich auf keinen Fall vor der Einweihungsfeier drücken. Denn das neue Kindermuseum im Kunstviertel von Dallas trug seinen Namen, da er den Bau gesponsert hatte. „Sie haben am nächsten Samstag doch noch nichts vor, oder?“
Mrs. Gordon kicherte, als ob er einen Witz gemacht hätte. „Irgendwann werde ich Ja sagen, wenn Sie mich bitten, mit Ihnen auszugehen. Und dann gnade Ihnen Gott, denn ich werde Sie gründlich aufmischen. Wenn Jenna nicht mehr zur Verfügung steht, suchen Sie sich doch eine andere Frau. Daran mangelt es Ihnen doch wirklich nicht, oder?“
Nein, Leo konnte sich nicht beklagen. Frauen, die gern mit ihm ausgegangen wären, gab es tatsächlich in Hülle und Fülle. Allerdings nur so lange, bis sie herausfanden, wie wenig Zeit er für sie übrig hatte. Und das ging in der Regel sehr schnell.
Plötzlich hatte er wieder dieses h