: Jennifer Ryan
: Der Frauenchor von Chilbury Roman
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462317268
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Der Frauenchor von Chilbury« erzählt von den Kämpfen, Affären, Enttäuschungen und Erfolgen eines Chors während des Zweiten Weltkriegs. Als England in den frühen Tagen des zweiten Weltkriegs in das Kriegsgeschehen eingreift und die Männer in der Ferne kämpfen, schmieden die Frauen des Dorfes Chilbury einen ungewöhnlichen Plan. Sie widersetzten sich der Entscheidung des Vikars den Chor aufzulösen. Stattdessen singen sie weiter und lassen sich als Frauenchor von Chilbury wieder auferstehen. Tauchen Sie ein in die Schicksale fünf außergewöhnlicher Chormitglieder:Eine ängstliche Witwe ist am Boden zerstört als ihr Sohn in den Kampf zieht; die ältere Tochter des Brigadegenerals fühlt sich hingezogen zu einem mysteriösen Künstler; ihre jüngere Schwester ist unmöglich verliebt, eine Jüdin, geflohen aus der Tschechoslowakei, hütet ein Familiengeheimnis; und eine Hebamme schmiedet Pläne, um ihrer zwielichtigen Vergangenheit zu entkommen. Jennifer Ryans Debütroman ist eine zauberhafte Geschichte voller Intrigen, Romantik und den wichtigen Fragen des Lebens. Sie beleuchtet spannend die wahre Stärke der Frauen an der Heimatfront.

Jennifer Ryan wurde in England geboren. Vor ihrer Arbeit als Autorin war sie Lektorin in London. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Washington, D.C. und schreibt historische Romane wie »Der Frauenchor von Chilbury«.
Inhaltsverzeichnis

Tagebuch der Kitty Winthrop


Samstag, 30. März 1940

In diesen schwierigen Zeiten ist Tagebuch schreiben gut fürs Durchhaltevermögen, das behaupten sie jedenfalls im Rundfunk. Deshalb habe ich beschlossen, meine Gedanken und Träume in mein altes Schulheft zu schreiben. Niemand darf es lesen, außer vielleicht, wenn ich alt oder tot bin, und dann sollte es ein gedrucktes Buch werden, finde ich.

Wichtige Dinge über mich

Ich bin dreizehn Jahre alt, und wenn ich groß bin, will ich Sängerin werden, dann kann ich tolle Kleider tragen und das Publikum in London und Paris begeistern, vielleicht sogar in New York. Ich glaube, ich kann gut mit dem Erfolg umgehen, man wird mich bestimmt für meine souveräne Haltung schätzen.

Ich wohne in einem muffigen Dorf voller alter Häuser, in denen es immer feucht ist und nach Mottenkugeln riecht. Es gibt eine Wiese mit einem Ententeich, einen Kolonialwarenladen, einen Gemeindesaal und eine mittelalterliche Kirche mit überwuchertem Friedhof. In der Kirche hat sich sonst immer der Chor getroffen, bis der Vikar beschloss, dass wir ohne Männer nicht weitermachen können.

Seitdem liege ich dem Vikar in den Ohren, aber dieser Mann hört einfach nicht zu. Also habe ich erst mal einen Schulchor gegründet. Früher war ich auf dem Internat, doch dann haben sie alle Schüler nach Wales evakuiert. Weil Mama mich nicht gehen lassen wollte, muss mich unser neuer Butler Proggett jetzt jeden Morgen fünf Meilen zur Schule in Litchfield fahren. Es ist nicht schlecht da, nur leider will keiner bei meinem Chor mitmachen.

Ich habe eine garstige Schwester namens Venetia, die ist achtzehn. Bis vor Kurzem hatte ich auch einen Bruder, doch der wurde in der Nordsee von einer Bombe getroffen. Wir wohnen im größten Haus des Dorfes, Chilbury Manor, das zwar furchtbar herrschaftlich, aber im Winter eiskalt ist. Es ist nicht so imposant wie Brampton Hall, wo Henry Brampton-Boyd lebte, bis er zur Royal Air Force ging, um in seiner Spitfire die Deutschen abzuschießen. Wenn ich alt genug bin, heiraten wir und kriegen vier Kinder. Dann führen wir ein Luxusleben mit drei Katzen und einem großen Hund namens Mozart. Allerdings gehört uns Brampton Hall erst, wenn der alte Mr Brampton-Boyd das Zeitliche gesegnet hat, und weil der lieber in Indien ist, weiß keiner, wann das sein wird. Venetia macht sich lustig darüber und meint, dass er dort nur ausharrt, damit er seine Frau, die herrische Mrs B., nicht sehen muss. An seiner Stelle würde ich es genauso machen.

Über den Krieg

Dieser Krieg geht schon viel zu lange – schon mehr als sechs Monate. Das Leben ist unerträglich. Alle haben schrecklich viel zu tun, es gibt kein Essen, keine neuen Kleider, keine Dienstboten, kein Licht nach Sonnenuntergang und keine Männer mehr im Dorf. Immer müssen wir unsere Gasmasken mitschleppen und jedes Mal, wenn die Sirenen losg