: Arto Paasilinna
: Das Jahr des Hasen Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732531547
: 1
: CHF 9.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 237
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Liebevoll-sk rriler Roadtrip durch die finnische Wildnis

Seine Arbeit ödet ihn an, seine Ehe ist schon seit Jahren eine Qual - der Journalist Vatanen schleppt sich von einem Tag zum nächsten. Bis ihm auf der Heimfahrt von einem seiner üblichen langweiligen Pressetermine ein junger Hase vors Auto hoppelt ... und Vatanens ehemals so hübsch geordnetes Leben zum Abenteuer wird, das ihn quer durch Finnland führt.

Ein wunderbar erzählter Roman, todernst und urkomisch zugleich - von Arto Paasilinna, dem vielfach ausgezeichneten Meister des skurrilen Humors



<p>Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.<br></p>

1. Kapitel


Der Hase


Zwei Männer fuhren zur Mittsommerzeit eine Sandstraße entlang. Sie waren übermüdet, und die untergehende Sonne, die durch die staubige Frontscheibe drang, blendete sie. Die finnische Landschaft zog an ihnen vorüber, aber die Schönheit des Abends ließ sie vollkommen gleichgültig.

Sie waren dienstlich unterwegs, ein Redakteur und ein Fotograf, zwei unglückliche, zynische Menschen. Beide waren um die vierzig, und die Hoffnungen ihrer Jugend hatten sich nicht erfüllt, nicht einmal annähernd. Beide waren sie betrogene und enttäuschte Ehemänner, beide litten sie an einem Magengeschwür, und beide waren sie von den Sorgen des Alltags gezeichnet.

Sie hatten sich gerade darüber gestritten, ob sie heute noch bis Helsinki fahren sollten oder ob es besser wäre, in Heinola zu übernachten. Jetzt redeten sie nicht mehr miteinander. Steif und stur fuhren sie durch den schönen Abend und merkten nicht, wie erbärmlich das war. Eine anstrengende Fahrt.

Auf einem sanften Hügel tummelte sich ein junger Hase in der Sonne. Vom Sommer berauscht machte er mitten auf der Straße Männchen. Die rote Sonne umrahmte ihn wie ein Gemälde.

Der Fotograf, der am Steuer saß, bemerkte das kleine Wesen, aber sein Hirn reagierte nicht schnell genug. Der staubige Halbschuh trat schwer auf die Bremse, doch zu spät. Das erschreckte Tier sprang vor der Kühlerhaube in die Höhe, schlug mit einem dumpfen Knall gegen die Frontscheibe und flog in hohem Bogen in den Wald.

»He, wir haben einen Hasen überfahren!«, sagte der Redakteur.

»Verfluchtes Vieh, beinahe wär die Scheibe kaputt gewesen.« Der Fotograf hielt an und fuhr rückwärts zum Ort des Geschehens. Der Redakteur stieg aus.

»Siehst du ihn?«, fragte der Fotograf gleichgültig. Er hatte das Seitenfenster heruntergekurbelt, ließ den Motor aber weiterlaufen.

»Was?«, rief der Redakteur aus dem Wald.

Der Fotograf zündete sich eine Zigarette an und saugte mit geschlossenen Augen. Er fand erst in die Wirklichkeit zurück, als ihm die Zigarette die Finger verbrannte. »Komm schon, ich habe keine Zeit, wegen eines blöden Hasen hier herumzustehen!«

Der Redakteur lief zerstreut durch das lichte Gehölz, gelangte an eine kleine Wiese, sprang über einen Graben und starrte in das dunkelgrüne Gras. Dort saß das Häschen.

Sein Hinterlauf war gebrochen. Die Pfote hing kläglich herab und bereitete dem Tier solche Schmerzen, dass es nicht weglief, obwohl es einen Menschen kommen sah. Der Redakteur hob das verschreckte Häschen hoch. Er brach einen Zweig ab und schiente den Hinterlauf mit Stoffstreifen, die er von seinem Taschentuch riss. Das Häschen barg Schutz suchend den Kopf zwischen den kleinen Vorderpfoten, sein Herz klopfte so stark, dass seine Löffel bebten.

Von der Landstraße tönten nervöses Motorengebrumm, zwei gereizte Hupsignale und