Dardilly, Frankreich,
Gegenwart
Paul Vianney lauschte. Es dauerte einige Momente, bis er über sein laut pochendes Herz hinweg den regelmäßigen Atem seiner Frau wahrnahm. Madeleine schlief tief und fest. Gut so. Seine psychischen Aussetzer der letzten Wochen gingen langsam auch über ihre Kräfte. Wie oft war sie ebenfalls aufgewacht, wenn er stöhnend oder gar brüllend aus dem Schlaf hochfuhr. Und wie er selber hatte sie danach zumeist nicht mehr einschlafen können. Dieser permanente Schlafmangel forderte irgendwann seinen Tribut, ganz klar.
So leise wie möglich schlug Vianney die Bettdecke zurück. Natürlich hatte er Angst. So schreckliche Angst wie noch nie in seinem Leben. Denn was ihn da heimsuchte, schien sich nicht nur auf Albträume zu beschränken. Es hatte auch etwas sehr Reales an sich. Bisher hatte er das immer nur geahnt. Jetzt war die Ahnung Wirklichkeit geworden. Die Befürchtung, dass er plötzlich vollkommen verrückt geworden war und sich nicht existierende Dinge einbildete, hatte er spätestens in dem Moment beerdigt, als die Schlafzimmertür aufgegangen war. Mochte der huschende Schatten vielleicht noch als Einbildung durchgehen, die geöffnete Zimmertür tat es ganz sicher nicht. Zum ersten Mal präsentierte sich sein geheimnisvoller Gegner nun real. Und wurde somit angreifbar.
Vianney hoffte, dass er es nun zu Ende bringen konnte. Indem der Fremde in ihr Haus eindrang, musste Vianney nun auch seine Frau als direkt gefährdet betrachten. Das würde er nicht zulassen. Niemals. Und deswegen mit aller Härte reagieren. Madeleine war ohnehin schon zu stark in dieses fürchterliche Spiel involviert.
Spiel?
Psychoterror war kein Spiel. Irgendjemand jagte ihn und trieb sich jetzt in seinem Haus herum. Wie auch immer der Unbekannte sich Zugang verschafft hatte – so nahe war er Vianney noch nie gekommen.
Zu Vianneys Charakter gehörte wilde Entschlossenheit. Sie hatte ihn dorthin gebracht, wo er heute war. Er blickte kurz zu den schweren Vorhängen, die das Licht des Vollmonds weitgehend aussperrten und nur ein ganz klein wenig davon ins Zimmer ließen. Sonst hätte er die Bewegung vielleicht gar nich