1. Kapitel
Wayne presste eine Hand gegen sein schwaches Herz. Adrenalin und Angst erfüllten ihn. Er hatte nicht mehr lange.
Nach außen gab er sich so, als wäre er bereit, aber in seinem tiefsten Innern wollte er noch mehr Zeit. Die Chance, alles besser zu machen. Zeit, seine Söhne verheiratet und mit ihren eigenen Familien zu sehen. Er wäre so gern Großvater geworden, für ein kleines, süßes Mädchen oder einen wilden Burschen.
Die Haustür knallte zu, so wie sie es immer tat, wenn seine Jungs kamen oder gingen. Es erinnerte ihn daran, wie sie früher hineinstürmten, um etwas zu essen, oder herausrannten, um draußen zu spielen. Vieles hatte sich seither verändert, Erinnerungen verschwammen. Jetzt, am Ende, erinnerte er sich vor allem an die einfachen Dinge, und genau diese liebte er.
Zufrieden blickte er zurück, auf das, was er erreicht hatte, auf die kleinen und großen Freuden und die Liebe zu den Menschen, die ihm am meisten bedeuteten.
Doch es gab auch Dinge, die er bedauerte, von denen er wünschte, sie wären anders gelaufen. Unerfülltes, das an ihm nagte.
»Dad.«
Die Kinder hatte er spät bekommen. Hätte er früher angefangen, wäre er womöglich nicht so nachgiebig, sondern strenger gewesen. Vielleicht wären aus Simon und seinem Bruder Josh nicht die verwöhnten, egoistischen Männer geworden, die sie heute waren. Er hatte ihnen immer alles geben wollen, hatte ihnen aber damit nur beigebracht, alles zu erwarten, ohne dafür arbeiten zu müssen.
»Ich bin hier.« Wayne schnappte sich seinen Cowboyhut vom Schreibtisch. Er hatte ein Date mit seinem Mädchen und wollte nicht zu spät kommen. Mit zweiundsiebzig Jahren und einem schwachen Herzen hatte er keine Zeit mehr zu verschwenden. Er setzte sich seinen Lieblingshut auf und drehte sich zu seinen geliebten – und ja, manchmal nervigen und enttäuschenden – Söhnen um.
»Es ist schon spät. Wo willst du hin?« Simon stellte sich in die Tür, gegen den Türrahmen gelehnt.
Direkt vor ihm stand Josh, die Lippen grimmig aufeinandergepresst. Manchmal fragte sich Wayne, ob der Junge schon so geboren wurde. »Lass mich raten, ein Date mit dieser Kellnerin. Die ganze Stadt lacht hinter eurem Rücken darüber, weißt du das?«
Das verächtliche Augenrollen seines Sohnes gefiel Wayne nicht. »Es ist mir ziemlich egal, was irgendwelche Leute denken. Ihr eingeschlossen. Was ich mache und wieso, geht euch nichts an.«
»Aber die Ranch geht uns etwas an. Wir müssen reden.« Josh kam einen Schritt näher, die Hände in den Taschen vergraben. Mit dieser scheinbar entspannten Haltung konnte er Wayne nichts vormachen. Aus dem Jungen, der einst gern seinen Willen durchgesetzt hatte, war ein Mann geworden, der andere manipulierte.
»Die Ranch gehört mir. Seit eurer Geburt habt ihr euch so gut wie gar nicht dafür interessiert.«
Simon