2. KAPITEL
Lauren Conover starrte auf ihr Spiegelbild. Wo war die entschlossene selbstbewusste Lauren geblieben, die ihr heute Morgen aus dem Spiegel entgegengesehen hatte, bevor sie sich auf den Weg zum Lake Tahoe machte? Jetzt erblickte sie nur eine unsichere Frau mit geröteten Lippen, die sie erschreckt und verwirrt ansah.
„Du wolltest doch einfach hineinstürmen und die Verlobung sofort lösen“, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. „Es war keinesfalls vorgesehen, dass du ihn plötzlich attraktiv findest. Das ist einfach lächerlich!“
Aber sie fand ihn attraktiv, sehr sogar. Das war ja das Verrückte, was sie so ratlos machte. Als sich die Tür zu diesem wunderschönen Landhaus öffnete, stand Matthew Barton vor ihr und sah aus, wie er immer ausgesehen hatte. Dunkles Haar, dunkle Augen, ein schmales, sehr gut geschnittenes Gesicht, das alles war ihr vertraut. Und dennoch, noch nie hatte sie sich von ihm so angezogen gefühlt.
Dann hatte er sie hereingebeten. Und als sie mit dem Rücken zum Feuer vor dem Kamin stand, hatte sie auch die Hitze gespürt, die von Matthew ausging. Ein Feuer, das sich zwischen einem Mann und einer Frau entwickelte, die einander begehrten. Es ließ ihren Puls rasen und ihre Haut prickeln.
Dabei war sie extra hergefahren, um ihm zu sagen, dass sie ihn nicht heiraten wollte.
Und sie würde ihn auch nicht heiraten!
Als ihre Mutter an dem bewussten Morgen einen Stapel Zeitschriften für Brautausstattungen vor Lauren auf den Tisch geknallt hatte, hatte diese nur einen Blick darauf geworfen und dann ihre dreizehnjährige Schwester angesehen. Ihre Schwester, die noch ein richtiger Wildfang war, nervte sie, seit vor zwei Wochen die Verlobung bekannt gegeben worden war.
„Du musst schnell etwas tun“, hatte Kaitlyn gedrängt und sah dabei die Hochglanzmagazine so angewidert an, als blicke sie in ein Schlangennest. „Oder Mom zwingt mich, eins dieser scheußlichen Kleider anzuziehen, die die Brautjungfern tragen müssen. Und das würde ich dir nie verzeihen.“
Lauren wusste, Kaitlyn hatte recht. Ihre Mutter nahm keinerlei Rücksicht auf die Gefühle anderer, sondern verfolgte stur ihre Pläne. Nur deshalb hatte es überhaupt so weit kommen können, und ehe Lauren sich’s versah, war sie mit einem Mann verlobt, den sie kaum kannte. Das Drängen ihrer Mutter und die mehr als deutlichen Hinweise ihres Vaters auf die blühende Zukunft der eigenen Firma bei einer Verbindung mitBarton Limited hatten Lauren in die Knie gezwungen. Hinzu kam, dass sie schon dreimal verlobt gewesen war, ohne dass sie es zum Altar geschafft hatte. Das war peinlich genug gewesen, zumal sie die Männer selbst ausgewählt hatte.
Der Mann, den ihre Eltern nun für sie ausgesucht hatten, konnte auch nicht schlimmer sein. Und so hatte sie zugestimmt, trotz der deutlichen Worte ihrer kleinen Schwester.
Aber als sie dann mit den Brautkleidern in den Hochglanzmagazinen konfrontiert wurde, war Lauren aus einer Art Erstarrung erwacht, die sie seit ihrer Rückkehr aus Paris vor sechs Monaten befallen hatte. Das Brautkleid, ein Familienerbstück, das in dem alten Zedernschrank der Eltern hing und bisher dreimal nicht benutzt worden war, stand ihr wie eine Drohung vor Augen und hatte sie zu einer Art Zombie gemacht. Sie hatte zu viel geschlafen, zu viel ferngesehen und wie ein Roboter auf die Befehle der Eltern reagiert.
Ein Blick auf die mit einer Tiara geschmückte Braut auf der Titelseite desMatrimonial, und Lauren wusste, was sie tun musste. Ihr war, als habe ihr jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie konnte Matthew Barton nicht heiraten. Sie konnte einen Mann nicht aus den gleichen kalten und rationalen Gründen heiraten, aus denen ihr Vater einen Geschäftspartner wählte.
Also hatte sie nach ihren Autoschlüsseln gegriffen, ihren ganzen Mut zusammengenommen und war zum Lake Tahoe gefahren. Matt