Zweiter Teil.
Wie der Brigadier die »Brüder« erschlug.
Der alte Brigadier saß im Café im Kreise seiner Freunde und erzählte:
So oft Napoleon einer hilfreichen Hand bedurfte, erwies er mir stets die Ehre, sich des Namens Etienne Gerard zu erinnern, wenngleich sein Gedächtnis ihn gelegentlich im Stiche ließ, sobald es galt, Dienste zu belohnen. Immerhin darf ich mich über meine Laufbahn nicht beklagen, war ich doch mit achtundzwanzig Jahren bereits Oberst und mit einunddreißig Kommandeur einer Brigade, ja, wer weiß, ob ich nicht den Marschallstab erlangt hätte, falls der Krieg noch einige Jahre gedauert, und dann war der Schritt bis zu einem Throne nicht mehr weit. Hatte nicht Murat seine Husarenmütze gegen eine Krone vertauscht? Aber die Schlacht von Waterloo machte allen diesen Träumen ein Ende. Eswar manchem würdigen Namen nicht vergönnt, in den Blättern der Geschichte verzeichnet zu werden, aber die Männer, die in den großen Kriegen des Kaiserreiches mitgefochten haben, kennen ihn wohl.
Heute sollen Sie von einem seltsamen Ereignis hören, einem Abenteuer, dem ich eigentlich mein schnelles Emporsteigen verdanke, und das mich in geheime Beziehungen zum Kaiser brachte.
Doch zuvor ein kurzes Wort der Mahnung! Vergessen Sie nie, meine Freunde, daß ich die folgende Begebenheit mit meinen eigenen Augen geschaut, mit meinen eigenen Ohren gehört habe, und versuchen Sie es nicht, mich widerlegen zu wollen, indem Sie die Darstellung irgend eines Gelehrten oder eines Mannes der Feder anführen, der ein Buch über Geschichte geschrieben. Denn glauben Sie mir, diesen Herren ist vieles unbekannt, und vieles wird der Welt überhaupt unbekannt bleiben. Ich selbst könnte Ihnen mancherlei mitteilen, worüber Sie staunen würden, wäre mir die Zunge nicht gebunden. Auch über die folgende Tatsache habe ich geschwiegen, so lange der Kaiser lebte, weil ich es ihm versprochen hatte, nun aber sehe ich kein Unrecht mehr darin, vonder sonderbaren Rolle zu reden, die mir dabei zufiel.
Zur Zeit des Friedens von Tilsit war ich weiter nichts als ein armer Leutnant. Ich bezweifle ja nicht, daß meine Erscheinung und meine galanten Abenteuer sehr zu meinen Gunsten sprachen, und daß ich bereits als einer der tüchtigsten und kühnsten Offiziere in der Armee bekannt war, indes genügte das bei der großen Anzahl tüchtiger Männer, die den Kaiser umgaben, noch nicht, schnelle Karriere zu machen. Da kam mir der Zufall in wunderbarer Weise zu Hilfe.
Als der Kaiser nach dem Friedensschlusse im Jahre 1807 zurückkam, war er häufig mit der Kaiserin und dem