: Arthur Conan Doyle
: Sherlock Holmes als Einbrecher Drei Sherlock Holmes-Kurzgeschichten
: Books on Demand
: 9783743126848
: 1
: CHF 0.90
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 84
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sherlock Holmes ist eine vom britischen Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle geschaffene Kunstfigur, die in seinen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert spielenden Romanen als Detektiv tätig ist. Besondere Bedeutung für die Kriminalliteratur erlangte Holmes durch seine neuartige forensische Arbeitsmethode, die ausschließlich auf detailgenauer Beobachtung und nüchterner Schlussfolgerung beruht. Er gilt bis heute weithin als Symbol des erfolgreichen, analytisch-rationalen Denkers und als Stereotyp des Privatdetektivs. Der Kanon um den Detektiv umfasst 56 Kurzgeschichten und vier Romane.

Die drei Studenten


Es war im Jahre 1895, als uns der Gang von Ereignissen, auf die ich hier nicht näher eingehen will, veranlaßte, ein paar Wochen in einer unserer bedeutendsten und ältesten Universitätsstädte zuzubringen. In dieser Zeit passierte aber nebenbei eine kleine eigenartige Geschichte, die ich jetzt erzählen will. Ich brauche dabei wohl kaum besonders zu bemerken, daß ich irgendwelche Angaben, aus denen der Leser auf die wirkliche Begebenheit schließen könnte, vermeiden muß, denn es würde sonst ungerecht und beleidigend sein, und es ist besser, wenn man über einen so peinlichen Vorfall Gras wachsen läßt. Bei der nötigenDiskretion kann man jedoch das Vorkommnis selbst wohl mitteilen, und ich möchte dies daher nicht unterlassen, besonders auch, weil sich dabei die hervorragendsten Fähigkeiten meines Freundes Sherlock Holmes wieder einmal in glänzender Weise zeigten.

Wir bewohnten damals ein paar möblierte Zimmer in der Nähe einer Bibliothek, wo Holmes eifrig alte englische Schriften studierte und ein dermaßen überraschendes Resultat hatte, daß ich dieser Sache gewiß später noch einmal ein besonderes Kapitel widmen werde.

Eines Abends, als wir von einem Spaziergang am Flußufer heimgekehrt waren und rauchend auf unserem Zimmer saßen, klopfte es plötzlich an der Tür, und herein trat ein bekannter, wegen seines wissenschaftlichen Rufes hoch angesehener Professor vom St. Lucas College.

Er war ein großer, magerer Mann von nervösem, leicht erregbarem Temperament; sein glattrasiertesGesicht trug alle Spuren einer äußerst regen geistigen Tätigkeit. Ich hatte ihn nie anders als unruhig gesehen, aber diesmal befand er sich doch in einem solch hohen Grade der Erregung, daß entschieden etwas Außergewöhnliches geschehen sein mußte.

Er nahm sich gar nicht die Zeit, uns zu begrüßen, sondern platzte sofort los:

Sie müssen mir ein paar Stunden Ihrer kostbaren Zeit opfern, Herr Holmes. In meinem College ist uns etwas sehr Unangenehmes passiert, und ich wüßte, wenn Sie nicht zufällig hier wären, wahrhaftig nicht, was ich anfangen sollte. Sie allein, Herr Holmes, können mir helfen.

Ich bin gerade in diesen Tagen sehr beschäftigt und kann keine Ablenkung brauchen, erwiderte mein Freund, der sich nicht von seinem Stuhl erhoben hatte. Ich rate ihnen daher, lieber polizeiliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Holmes hatte noch nicht zu Ende gesprochen,als ihm der Professor in sichtlicher Erregung entgegnete:

Nein, nein, mein lieber Herr; das ist vollständig unmöglich. Sobald man eine Sache der Polizei übergeben hat, kann man sie nicht mehr zurückziehen, und hier liegt gerade ein Fall vor, wo im Interesse der Anstalt in erster Linie jeder Skandal vermieden werden muß. Von Ihnen weiß ich nun, daß Sie verschwiegen sind, und kenne auch Ihre Fähigkeiten.