: Daniel Drascek
: Kulturvergleichende Perspektiven auf das östliche Europa Fragestellungen, Forschungsansätze und Methoden
: Waxmann Verlag GmbH
: 9783830985877
: 1
: CHF 28.00
:
: Volkskunde
: German
: 208
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
In den letzten Jahren hat die Volkskunde / Europäische Ethnologie einen intensiven Prozess der Selbstreflexion bezüglich der Forschung zum östlichen Europa eingeleitet und kritisch über die Entwicklung dieses Forschungsfeldes, über die wichtigsten Akteure und das bisher Erreichte diskutiert. Deutlich geworden ist in diesem Zusammenhang eine lange Fachtradition und eine starke, teilweise zeitbedingte Fokussierung auf bestimmte Felder, in denen sich das Fach als nach wie vor breit gefächert und forschungsstark erweist.
Vor diesem Hintergrund richtet sich der Fokus dieses Bandes auf aktuelle kulturwissenschaftliche Ansätze zu Themenfeldern, die in der bisherigen Osteuropaforschung bisher zu wenig Beachtung gefunden haben. Neben historischen Aspekten wurden verstärkt gegenwartsbezogene Fragestellungen und das entsprechende methodische Instrumentarium ins Auge gefasst. Erfreulich ist, dass sich mittlerweile eine jüngere Generation weitgehend unbefangen mit der sozialistischen Kultur des 20. Jahrhunderts im östlichen Europa auseinandersetzt und einen etwas anderen Blick auf gegenwärtige Transformationsprozesse sowie moderne Formen der Alltagskultur wirft. Gerade einer kulturvergleichenden Perspektive, die sich keineswegs auf das östliche Europa beschränkt, kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu.
Auch wenn die Forschungsbefunde nicht ganz so revolutionär sein mögen, wie das Titelbild mit dem wilden Gorilla suggeriert, so sind es doch ungewöhnliche Fragestellungen und Perspektiven, die zur Diskussion stehen. Dies gilt für die immer noch gängige Dichotomisierung in Ost und West, die wechselseitigen stereotypisierten Narrationen, die wieder verstärkt national codierten Erinnerungskulturen, komplexe Migrationsbewegungen, moderne Mythen, laufende Modernisierungsprozesse und enttäuschte Wohlstandserwartungen im Hinblick auf die Europäische Union, oder die Frage nach einer Entwicklung der kulturwissenschaftlichen Osteuropaforschung zur Europäisierungsforschung.
Buchtitel1
Impressum4
Inhalt5
Kulturvergleichende Perspektiven auf das östliche Europa. Editorial (Daniel Drascek)7
Ethnografische Perspektiven auf Erinnerungsorte, nationale Mythen und EU-Europäische Standortbestimmungen im östlichen Europa (Marketa Spiritova)9
Konfligierende Geschichtsnarrative und ihre Popularisierung13
Die ‚Wiedererfindung‘ nationaler Mythen und Erinnerungsorte19
EU-europäische Positionierungen und der Blick nach Osten23
Zum Schluss: Kulturvergleichende Perspektiven auf das östliche Europa26
Quellen und Literatur27
Zurück nach Europas Mitte. Ethnografische Erkundungen zu identitätspolitischen Positionierungen im nordöstlichen Europa am Beispiel der litauischen Hauptstadt Vilnius (Irene Götz)33
Vilnius als ‚Europe en miniature‘: Das Narrativ der ‚Einheit in der Vielfalt‘37
Europäisierung durch Bildung und Konsum39
Europäisierung als Entsowjetisierung und Renationalisierung45
‚In der Mitte Europas‘: Geografischer Raum und symbolische Identitätspolitik47
Fazit49
Quellen und Literatur51
Kulturhauptstädte in Osteuropa. Zugänge, Perspektiven und Spezifika (Daniel Habit)53
‚Einheit in Vielfalt‘ – Zur Entwicklung des Konzepts54
Fokus Kulturhauptstadt – Methodische Überlegungen56
EU-Kulturpolitik – Zwischen ‚Einheit in Vielfalt‘ und internem Kolonialismus58
Europa regieren – „Governance“ und „Gouvernementalität“59
Du bist Kulturhauptstadt – Responsibilisierungen und Aktivierungen61
Umkämpfte Städte – Konkurrenzen und Wettbewerbe63
Selbstkulturalisierungen – Kreativitätsregime und die Prädikatisierung kulturellen Erbes65
Zur Spezifik osteuropäischer Kulturhauptstädte67
Quellen und Literatur68
Weder sesshaft noch migrantisch. Alltagsmobilität im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet des 19. Jahrhunderts und Probleme ihrer Kategorisierung (Katrin Lehnert)71
Bewegung in Zahlen: Wie ländliche Unterschichten und Frauen in der Statistik verloren gingen73
Mobile, ländliche Lebensläufe: Beispiele kleinräumiger und temporärer Arbeitswanderungen77
Mobilität, Migration, Grenze82
Fazit84
Quellen und Literatur86
Das ‚Grenz- und Auslandsdeutschtum‘ im östlichen Europa als Forschungsfeld. Aspekte zur wissenschaftlichen Konzeption eines modernen Minderheitenverständnisses in der Weimarer Republik (Cornelia Eisler)89
Historischer Rückblick90
Das akademische Interesse am ‚Grenz- und Auslandsdeutschtum‘96
Forschungsfragen105
Quellen und Literatur106
„Wer mit hinübergeht, muß ein Jungmann mit guter innerer Haltung sein“ Über die Fahrten Nationalpolitischer Erziehungsanstalten zu den ‚Auslandsdeutschen‘ in Südosteuropa (Juliane Tiffert)113
Im Vorfeld der Fahrt115
Zur Performanz der Auslandsfahrt121
Die Eigenlogik und Wirkmechanismen der Fahrtenberichte125
Quellen und Literatur127
„Heute Butterbreze, morgen Spaghetti Bolognese,übermorgen Borschtsch“ Ernährung als Identitäts- und Akkulturationsindikator am Beispiel einer russlanddeutschen Spätaussiedlerin (Anna Flack)129
Identität – ein menschliches Grundbedürfnis130
Integration und Akkulturation132
Kontinuität und Wandel als Identitäts- und Akkulturationsindikatoren136
Festtage: Advent, Totengedenktag, Geburtstag137
Festtage: Weihnachten139
Hybride Identität als Ergebnis des Zusammenspiels von Kontinuität und Wandel145
Quellen und Literatur146
Eliten als Vorbilder? Gewinner?Images und Erfolgs?Sujets im heutigen Bulgarien (Katerina Gehl)151
Herrschaftsstrukturen in Südosteuropa – Annäherungen aus ethnologischer Sicht151
Die bulgarische Medienlandschaft – methodische Herausforderungen154
Soziale Rollen und soziale Positionen im Spannungsfeld zwischen Legalität und Legitimität159
Multifunktionalität und die Ökonomie des Privaten – legitimatorische Strategien165
Fazit168
Quellen und Literatur170
Osteuropa- und Migrationsforschung querdenken (Sanna Schondelmayer)173
Neue Perspektiven in der Osteuropaforschung: Die Kategorie Migrant_in als Produkt der Fokussierung auf die Staat-Individuum-Beziehung177
Ethnozentrische Fokussierung auf ein dezentrales Phänomen180
Mobile Praxen als neuer Analyserahmen182
Quellen und Literatur183
Autorinnen und Autoren187
Literatur189