: Bernhard Kegel
: Abgrund
: mareverlag
: 9783866483309
: 1
: CHF 9.60
:
: Spannung
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
So hatte sich Anne Detlefsen den ersten gemeinsamen Urlaub nicht vorgestellt: Statt mit ihr die Sonne von Santa Cruz zu genießen, hat Hermann Pauli sich auf die Suche nach einem seltsamen Hai begeben, der selbst den Experten der örtlichen Charles-Darwin-Forschungsstat on Rätsel aufgibt. Ist es möglich, dass die Lebensgemeinschaften im Meer sich rasant verändern? Und auch Anne bekommt plötzlich zu tun. Als vor der Insel Nacht für Nacht Schiffe in Flammen aufgehen, juckt es die Leiterin der Kieler Mordkommission in den Fingern, der Sache auf den Grund zu gehen. Kommt der Brandstifter aus den Reihen der Fischer, die zur Durchsetzung ihrer Interessen bekanntlich auch vor Gewalt nicht zurückschrecken? Die Verhältnisse sind kompliziert - im Wasser wie an Land. Fesselnd und zugleich sachlich fundiert gewährt Bernhard Kegel in seinem neuesten Wissenschaftsroman Einblicke in Faszination und Abgründe der biologischen Forschung - diesmal vor der zauberhaften und legendenumrankten Kulisse des Galapagos-Archipels.

Bernhard Kegel, Jahrgang 1953, ist promovierter Biologe und vielfach ausgezeichneter Autor von Romanen und Sachbüchern. Im mareverlag erschienen bereits seine ersten beiden Hermann Pauli-Romane 'Der Rote' (2007) und 'Ein tiefer Fall' (2012). Bernhard Kegel lebt mit seiner Familie in Brandenburg und Berlin.

James Island (Isla Santiago), Galápagos, Oktober 1835


»Covington!«

Syms kniete im dichten Gestrüpp auf dem Boden, um den Vogel zu untersuchen, den er gerade geschossen hatte. Gehört hatte er nichts, seine Ohren waren taub vom Knall des Schusses. Doch irgendein Gefühl ließ ihn aufblicken. Hatte jemand gerufen? Er hob den Kopf, schob den Hut in den Nacken, streckte den Rücken und sah sich nach allen Seiten um.

»Hier bin ich, Covington. Hier drüben.«

Auf einer kleinen Lichtung, etwa fünfzig Meter entfernt, sah Syms Covington einen jungen Mann, der wild mit den Armen durch die Luft ruderte und zu lachen schien. Er saß auf etwas, das einem großen runden Stein ähnelte, einem Stein, der sich offenbar bewegte. »Sieh dir an, wie stark sie sind«, rief der Mann. Seit sie zusammen über die endlose Weite der Pampa geritten waren, nannte Syms ihn gern Don C. D.

Er runzelte die Stirn und staunte. So ausgelassen hatte er seinen Herrn noch nie erlebt. Ihm gegenüber gab er sich sonst eher ernst und wortkarg, und nun saß er auf dem Rücken einer grotesk riesigen Schildkröte und amüsierte sich wie ein Kind. Jetzt riss er die Knie hoch wie ein Rodeoreiter und brach erneut in Gelächter aus. »Ich wette, sie können einen erwachsenen Mann tragen. Versuch’s auch mal.« Er schlug mit der flachen Hand auf den Panzer. »Los, beweg dich! Mach schon!«

Syms verstand nichts von dem, was sein Herr rief, war aber aufgestanden, um besser sehen zu können, zeigte ein breites Grinsen und winkte. Er wollte nicht, dass Don C. D. merkte, wie schlecht es mittlerweile um sein Gehör stand. Er hatte um diese Position gekämpft, und er hatte sie verdient, mehr als jeder andere an Bord, deshalb wollte er sie unter keinen Umständen verlieren. Während dieBeagle auf See ihre Messungen durchführte, unternahm der Naturforscher immer wieder weite, mitunter wochenlange R