: Mark Twain
: Prinz und Bettler Illustrierte Ausgabe
: Books on Demand
: 9783743187863
: 1
: CHF 0.90
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 209
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
"Der Prinz und der Bettelknabe" (engl."The Prince and the Pauper") ist ein historischer Roman von Mark Twain, den dieser 1881 schrieb. 1956 erschien die deutsche Erstausgabe. Die Geschichte spielt Mitte des 16. Jahrhunderts und handelt von zwei Jungen, die einander so ähnlich sehen wie eineiige Zwillinge, aber unter völlig unterschiedlichen Bedingungen aufwachsen: Der Bettelknabe Tom Canty und der Sohn Heinrichs VIII., Prinz Edward. Das Buch ist Twains erster historischer Roman, auf den später unter anderem"Ein Yankee am Hofe des König Artus" folgte. In diesem Roman benutzt Twain einen für ihn ungewöhnlichen Stil, der an Charles Dickens erinnert.

Drittes Kapitel. Wie Tom mit dem Prinzen zusammenkam.


Tom erhob sich hungernd und hungrig schlenderte er hinweg. Seine Gedanken beschäftigten sich immer noch mit dem goldenen Zauber seines nächtlichen Traumes. Er wanderte dahin und dorthin, achtete nicht auf den Weg, noch auf das, was um ihn vorging. Die Leute stießen ihn an und gaben ihm rauhe Worte, aber er merkte es kaum. Immer weiter kam er von Hause weg, bis er endlich die Mauern der Stadt hinter sich hatte.

Er kam in ein Dorf und ruhte hier ein wenig. Dann ging er weiter und bog in eine schöne, ruhige Straße ein, an deren Ende ihm ein ungeheures Gebäude entgegenwinkte. Tom starrte in heller Verwunderung nach den mächtigen Pfeilern des Gebäudes, den ausgedehnten Flügeln, den drohenden Bastionen und Türmen, dem gewaltigen steinernen Torweg mit dem vergoldeten Gitter und der prachtvollen Reihe von granitenen Löwen und anderen Zeichen und Symbolen des Königtums. Sollte sich der Wunsch seines jungen Lebens endlich erfüllen? Hier, ja hier mußte der Palast des Königs sein! Der Himmel hatte sich sicherlich erbarmt und wollte das Sehnen eines armen Knaben stillen.

Zu jeder Seite des vergoldeten Hauptportals stand eine lebende Statue, eine stramm, stattlich und bewegungslos dastehende Schildwache, von Kopf zu Fuß in glänzender Stahlrüstung. Vor ihnen in achtungsvoller Entfernung gruppierten sich neugierige Leute vom Lande und aus der Stadt. Prächtige Wagen mit glänzenden Herren und Damen fuhren durch verschiedene andere Portale des gewaltigen Baues ein und aus.

Der arme kleine zerlumpte Tom kam mit pochendem Herzen näher und schlich sich scheu und langsam hinter die Schildwachen. Und seine Hoffnung wurde nicht getäuscht. Durch die vergoldeten Gitterstäbe hindurch bot sich ihm ein Schauspiel, über das er beinahe vor Freude gejauchzt hätte.

Drinnen im Schloßhof stand ein hübscher, von der Sonne leicht gebräunter Knabe, der ganz in Seide und Atlas gekleidet war und von Juwelen schimmerte. An seiner Hüfte hing ein kleiner, mit Edelsteinen besetzter Degen. Seine Füße staken in zierlichen Halbstiefeln mit roten Fersen. Seinen Kopf schmückte ein karmesinrotes Mützchenmit wallenden Federn, die ein blitzender Stein festhielt. Mehrere prächtig gekleidete Herren standen herum, ohne Zweifel seine Diener. O das war ein Prinz, ganz ohne Frage, ein lebendiger Prinz, ein wirklicher Prinz!

Tom wagte beinahe nicht zu atmen, und seine Augen vergrößerten sich vor Verwunderung und Entzücken. Alles drängte sich bei ihm in einen Wunsch zusammen: dem Prinzen