: Inge Seiffge-Krenke
: Die Psychoanalyse des Mädchens
: Klett-Cotta
: 9783608203530
: 1
: CHF 45.10
:
: Psychoanalyse
: German
: 432
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Es ist eine auffallende Diskrepanz zu beobachten: Mädchen, eigentlich die Gewinner der Bildungsentwicklung, sind immer häufiger in Therapien anzutreffen. Warum ist das so? Und wie können wir therapeutisch und erzieherisch damit umgehen? Die Autorin zeigt, welche Konstellationen und zentralen Beziehungskonflikte zu psychischen Störungen führen, was daran »typisch weiblich« ist, und welche therapeutischen Herausforderungen sich daraus ergeben. Inge Seiffge-Krenke analysiert, ob Autonomie heute noch Angst macht, welche zentralen Beziehungsdilemmata Mädchen lösen müssen und wie wir sie dabei unterstützen können. Sie zeigt, welche Konstellationen und zentralen Beziehungskonflikte zu psychischen Störungen führen, was daran »typisch weiblich« ist, und welche therapeutischen Herausforderungen sich daraus ergeben: - Psychoanalytische Weiblichkeitstheorien - wo bleibt das Mädchen? - Entwicklung von Mädchen aus psychoanalytischer und entwicklungspsychologischer Sicht - die Beziehung der Mädchen zu ihren Müttern, ihren Vätern, zu Geschwistern und Freundinnen - Mädchenkörper und Sexualität - Erste Liebe, romantische Erfahrungen und Gefährdungen - Aggressives und selbstschädigendes Verhalten - Ängste, Depressionen, Ess- und Persönlichkeitsstörungen - Probleme von Mädchen aus Migrantenfamilien - Hilfreiche Vergleiche mit klinisch-unauffälligen Mädchen zur Einschätzung der Krankheitswertigkeit einer Störung - Therapeutische Hilfen Dieses Buch richtet sich an: - PsychoanalytikerInnen - Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutIn en - EntwicklungspsychologInnen - ErziehungsgsberaterInnen - KinderärztInnen - SozialarbeiterInnen

Inge Seiffge-Krenke, Dr. phil., war Professorin für Entwicklungspsychologie und Gesundheitspsychologie an der Universität Mainz mit Schwerpunkt Jugendforschung. Sie ist Psychoanalytikerin und in der Lehre und Supervision von Ausbildungskandidaten für Kinder- und Jugendlichentherapeuten tätig.
Aus dem Vorwort Dieses Buch wäre wahrscheinlich ohne die freundliche aber auch beharrliche Unterstützung von Hans Hopf nie geschrieben worden. Nachdem er 2014 mit seinem Buch über die Psychoanalyse des Jungen eine umfangreiche Anthologie des Jungen vorgelegt und in dieses Buch die ganze Kompetenz, Kreativität und Begeisterung, eines erfahrenen Therapeuten, sicherlich unseres bekanntesten Kinderanalytikers überhaupt hineingelegt hat, entstand die Idee, auch eine Psychoanalyse des Mädchens zu verfassen. Ich habe lange gezögert - schließlich gibt es ja schon so viel über Weiblichkeit und Psychoanalyse, und dies seit Jahrzehnten - was konnte ich da noch hinzufügen? Andererseits: In den frühen analytischen Schriften von Helene Deutsch und Karen Horney, erst recht aber in den analytischen Diskursen der Nachkriegszeit standen mehr die Mütter und (und seltener) Töchter im Vordergrund - wäre es da nicht an der Zeit, die Töchter etwas stärker in den Blick zu nehmen? Schließlich: Es gibt viele entwicklungspsychologische Befunde zu Mädchen- sollte ich da nicht als Entwicklungspsychologin versuchen, diese beiden Perspektiven, Psychoanalyse und Entwicklungspsychologie stärker zusammen zu bringen? Dies gilt ja insbesondere für Lebensbereiche des Mädchens, die in der Psychoanalyse gar nicht so bekannt sind wie Freundschaftsbeziehungen, körperliche Entwicklung, die erste Liebe - aber auch für die Mädchenspiele, die aggressive Auseinandersetzung, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie sehen wir heute das Latenzmädchen, die weibliche Jugendliche? Gerade für Therapeuten und Therapeutinnen kann es doch hilfreich sein, Rahmendaten über nicht-klinisch auffällige Mädchen zu haben, markieren sie doch Grenzen, um die Krankheitswertigkeit eines Verhaltens, einer Störung besser einschätzen zu können. Die zu starke Konzentration auf die Eltern, speziell die Mutter als Dritte im Bunde des therapeutischen Geschehens fand ich ungut. Mädchen auf der Suche nach ihrer Identität zu begleiten und die einzigartigen, besondere Charakteristiken dieses Geschlechts herauszuarbeiten und Skotome wie die Aggressivität aufzugreifen, war mir wichtig. Das Buch von Hans Hopf über Jungen ist unerschrocken und mutig aber auch mutmachend - und es zeugt von einem unglaublich reichen theoretischen und therapeutischen Wissen. Was konnte ich nun, in Ergänzung seines Werks, Neues über Mädchen berichten, was nicht schon in der jahrelangen Diskussion der Weiblichkeitstheorien immer und immer wieder beschworen worden war? Das konnte einen schon verzagt machen. Dann aber fiel mir auf, das Mädchen viel stärker als Jungen zur Symbolisierungen neigen, in denen Beziehungen erprobt werden- seien es nun Tagbücher, blog, oder Fantasiefreundinnen. Das hat mich sehr beschäftigt, was das bedeuten soll, ist das ein Alleinstellungsmerkmal, etwas Besonderes, dass nur Mädchen haben- und warum ist das der Fall? Ist das wirklich nur alles auf die inner genitality zurückzuführen, wie die Autorin Vera King behauptet? Oder ist das wiederum zu sehr von der Mutter aus gedacht? ... Inge Seiffge-Krenke
Cover1
Inhalt6
Vorwort14
1 Hurra – ein Mädchen?! Der Wunsch nach einem Mädchen ...17
1.1 Die Geburt eines Mädchens als Makel – in einigen Ländern18
1.2 Wunschbaby Mädchen21
1.3 Die psychoanalytische Sicht: Homme manque und naive Theorien bis 196026
1.4 Das imaginäre und das reale Mädchen: Betrauern des Geschlechts27
1.5 Ein Mädchen wird »gemacht«30
2 Konzepte über Weiblichkeit in der Psychoanalyse35
2.1 Die frühe Sichtweise Freuds: Das kleine Mädchen als Mangelwesen35
2.2 Diskrepanzen: Starke, souveräne Frauen um Freud – und dennoch keine eigenständigen Konzepte zur Entwicklung des Mädchens?40
2.3 Hier irrte Freud!44
2.4 Weiterentwicklungen: Konzepte der narzisstischen Wunde, der Verleugnung der Vagina, des weiblichen Narzissmus und der weiblichen Schuldgefühle46
2.5 Im Schatten der Mutter: Jokastes Tochter51
2.6 Erstaunlich: Warum gibt es keine Psychoanalyse des Mädchens?52
3 Die Entwicklung des Mädchens aus psychoanalytischer Sicht: Das Babymädchen55
3.1 Von den Trieben zum Objekt, zum Selbst und zur Intersubjektivität: Ein wichtiger Schritt56
3.2 Babymädchen – das Mädchen als Säugling aus der Sicht der Psychoanalyse: Von Klein zu Winnicott57
3.3 Objektbeziehungen von Anfang an!? Die Entwicklung des Selbst und früher Objektbeziehungen aus der Sicht von Melanie Klein und Margaret Mahler63
3.4 Die Sicht auf das Babymädchen: Die Urangst vor der Beschädigung des Körperinneren66
3.5 Ergebnisse der ersten Säuglingsbeobachtungen: Lächeln, Fremdeln und Second Skin – René Spitz und Esther Bick67
3.6 Daniel Stern: Koordinierte Interaktionen zwischen Mutter und Baby als Grundlage des Selbstempfindens69
3.7 Was können Babys? und wie passt das zur Genese der Intersubjektivität beim kleinen Mädchen?71
3.8 Eine neue Sicht des Babymädchens: Aktiv, differenziert und besonders beziehungsfähig77
4 Die Psychoanalyse des Kindergartenmädchens80
4.1 Prägenitalität – ist diese heute bei der psychoanalytischen Sicht auf das kleine Mädchen noch von Bedeutung?81
4.2 Die heutige Sicht auf den weiblichen Ödipuskomplex: Primäre Weiblichkeit, problemlosere Identitätsentwicklung – aber kein Begehren?87
4.3 Der vollständige Ödipuskomplex: Ein Tagtraum der Liebe, der in Enttäuschung und Verzicht enden muss90
4.4 Metapher des Mangels: Was ist dran am Penisneid?92
4.5 Ein wichtiger Lernfortschritt in der Triade: Das Erleben der elterlichen Paarbeziehung und das Akzeptieren des Ausgeschlossenseins94
4.6 Anerkennung von Grenzen, Strukturbildung und die Identifizierung mit beiden Eltern95
4.7 Wenn der Ödipuskomplex schiefläuft: Die Schwierigkeit der Integration oraler, analer und urethraler Impulse und der Bezug zu den Eltern als Paar97
4.8 Entwicklungspsychologische Befunde: Zunehmende kognitive Reife, beschleunigte Empathie- und Schamentwicklung und die Ausweitung des sozialen Raumes100
5 Latenzmädchen: Das Mädchen in der mittleren Kindheit105
5.1 Die Latenzphase – doch keine Phase, in der die Sexualität ruht?106
5.2 Nochmals »das Hemd der Mutter« und das Fortbestehen ödipaler Themen110
5.3 Selbsterleben, Gefühlswelt und Intersubjektivität des Latenzmädchens113
5.4 Die Bedeutung der Schamaffekte für die Identitätsentwicklung und die Selbst-Objekt-Differenzierung117
5.5 Stärkere Emotions- und Verhaltenskontrolle und stärkere Beschämung als Konsequenz einer starken intersubjektiven Bezogenheit119
5.6 Strenge soziale Normen, starke Geschlechtstypisierungen in der Gruppe der Mädchen121
5.7 Die tüchtigen Mädchen: Kognitive Entwicklung, Schulleistungen und zweierlei Hirn123
5.8 Auf der Suche nach der Lebenswelt der »Lückemädchen«125
6 Die weibliche Jugendliche: Kind bleiben oder Frau werden?130
6.1 Die Adoleszenz: Mehr als eine Neuauflage des Ödipuskomplexes131
6.2 Was sagt das Fünfphasenmodell der Adoleszenz von Peter Blos über Mädchen aus?134
6.3 Die heutige Sicht auf die Entwicklung der weiblichen Identität137
6.4 Weitere sozial-kognitive Reife, adoleszenter Egozentrismus und eine immer noch nicht ganz abgeschlossene Hirnreifung141
6.5 Ein neuer Blick auf das Selbst: Die relationale Identität der Mädchen143
6.6 Eine zweite Chance für die Eltern – trotz Separationsangst144
6.7 Veränderungen in den familiären Beziehungen, schulische Belastungen und Zukunftsängste146
6.8 Ritenarmut und der adoleszente Initialtraum: Kind bleiben oder Frau werden?152
6.9 Selbstexploration in Tagebüchern, Blogs, WhatsApp, www.mädchen.de155
7 Mütter und Töchter159
7.1 Die Anfänge der Beziehung: Regression, Affektabstimmung und ein Gefährdungspotential159
7.2 Gleichgeschlechtlichkeit von Mutter und Tochter: Identifikatorische Prozesse, frühe Aggression und die Kontamination von oraler und genitaler Erregung164
7.3 Die Mutter als erste Lustquelle, sexuelle Verschmelzungsphantasien und Sexualität als trennendes Element168
7.4 Wenn die Differenzierung misslingt: Intrusi