1. Dienstag 2.0
„Zurück … gut … schön … und noch mal! Zurück …!“ Vorsichtig steigt Sokrates rückwärts über die Stangen, ohne eine einzige zu berühren. Er kaut auf seiner und ich auf meiner Unterlippe, beide sind wir hochkonzentriert.
„Super gemacht, Sokrates!“, lobe ich ihn, als er die letzte hinter sich gebracht hat. „Mein Guter, mein Hübscher! Suuuper! Fein! Und jetzt den Slalom!“
Ich lasse ihn einmal im Schritt durch den Hütchen-Slalom gehen, damit er Gelegenheit hat, ihn sich anzusehen. Dann traben wir durch, einmal, zweimal, dreimal. Als das perfekt funktioniert, steige ich ab und verknote die Zügel, damit mein Haflo-Araber sich nicht darin verheddern kann. „Sokrates, follow!“, rufe ich, greife mit der Hand in meine Leckerlitasche und laufe ein Stückchen von ihm weg. Er folgt zögernd, bleibt dann stehen, dehnt den Kopf nach vorn, schnüffelt am Sand des Vierecks. „Sokrates, follow!“, rufe ich erneut. „Leckerli!“ Er wirft mir einen schwer zu deutenden Blick zu, streckt den Hals erneut ganz nach unten und beginnt, mit einem Huf zu scharren.
„Hey! Lass das!“, rufe ich, als ich endlich schnalle, was er vorhat. „Wälzen kannst du dich später, nicht jetzt!“ Ich sprinte zu ihm zurück und ziehe ihn gerade noch am Zügel weiter, bevor er mit den Vorderbeinen einknickt.
„Sokrates, follow!“, versuche ich es erneut und belohne seine ersten zwei Schritte in meine Richtung sofort mit einem Leckerli. Als ich jetzt die Hütchen etwas enger stelle, lasse ich nie mehr als zwei Schritte Abstand zwischen uns. Nach jedem Hütchen kriegt er ein Leckerli, und diesmal folgt er mir ganz brav, bis der neue, schwierigere Slalom fertig ist. Allerdings habe ich den Verdacht, dass das Ganze ohne Leckerli nicht halb so gut funktionieren würde. „Das werden wir wohl noch etwas üben müssen!“, erkläre ich ihm, als ich wieder aufsteige. Nach einer Runde Trab auf dem Hufschlag lasse ich ihn erneut den Slalom laufen. Er macht es brav, nur ein Hütchen fällt um, beim zweiten Durchgang dann gar keines mehr.
„Du bist der Beste, mein Großer!“, erkläre ich ihm, sattle ihn ab und steige dann nochmals auf. Letztes Jahr gab es beim Sommer-Turnier keine Bareback-Aufgabe, aber wer weiß? Es schadet nicht, im Training zu bleiben, sage ich mir und jage im Indianergalopp ein paar Runden durch das Viereck. Dann versuche ich, mich aus dem Galopp vom Pferd zu beugen und den Horseball aufzuheben, den ich in der Mitte des Vierecks abgelegt habe. Die Stallkatze wählt genau diesen Moment, um vor uns quer über das Viereck einer Maus nachzujagen, Sokrates schlägt eine