: Alexandre Dumas
: Akte Illustrierte Ausgabe
: Books on Demand
: 9783743173897
: 1
: CHF 0.90
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 207
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alexandre Dumas der Ältere (auch"Alexandre Dumas Davy de la Pailleterie" oder"Alexandre Dumas père"; geboren 24. Juli 1802 in Villers-Cotterêts, Département Aisne; gestorben 5. Dezember 1870 in Puys bei Dieppe, Seine-Maritime) war ein französischer Schriftsteller. Heute ist er vor allem durch seine zu Klassikern gewordenen Historienromane bekannt, etwa"Die drei Musketiere" und"Der Graf von Monte Christo".

I.


Es war am 7. Mai (der bei den Griechen Thargelion heißt) im Jahre 57 n. Chr. und 810 nach der Gründung Roms, als ein junges Mädchen von fünfzehn bis sechzehn Jahren zu dem westlichen Stadttor von Korinth heraustrat. Schlank, schön und hurtig wie die jagende Diana lief sie zur Meeresküste hinab. Bei einer kleinen Wiese, die auf der einen Seite von einem Olivenwäldchen, auf der andern von einem Bach begrenzt war, der im Schatten von Orangen- und Oleanderbäumen dahinfloß, hielt sie inne und fing an, Blumen zu suchen. Einen Augenblick schwankte sie, ob sie Veilchen und Anemonen wählen sollte, die im Schatten vonMinervas Bäumen hier erblühten, oder Narzissen und Seerosen, die am Rande des Wassers standen und auf seiner Oberfläche schwammen. Bald entschied sie sich für die letzteren und lief in fröhlichen Sprüngen wie ein junger Faun zum Flusse hinab.

An seinem Ufer blieb sie stehen; ihre langen Haare hatten sich bei dem raschen Laufe gelöst. Sie kniete am Rande des Wassers nieder, neigte sich über dessen Spiegel und lächelte dem schönen Bilde zu, das ihr daraus entgegenstrahlte. Mit ihren herrlichen dunklen Augen, der jonischen Nase und den frischen Korallenlippen war sie gewiß eines der entzückendsten Mädchen Griechenlands. Stark, wie aus Marmor gemeißelt, und doch zugleich biegsam wie ein Schilf, erschien ihr Körper wie eine Statue des Phidias, der Prometheus Leben eingeflößt hatte. Nur die Füße wollten nicht ganz zu der kraftvollen Gestalt passen, sie waren anscheinend zu klein, um die Last des Körpers zu tragen. Das war das einzige, worin man einen Schönheitsfehler hätte finden können, wenn man überhaupt daran denken dürfte, einem jungen Mädchen aus solcher Unvollkommenheit einen Vorwurf zu machen. So schön war die jugendfrische Erscheinung, daß auch die Nymphe Pyrene, in deren zum Quell gewordenen Tränen sie sich jetzt spiegelte, (obwohl sie doch auch ein Weib war) nicht umhin konnte, das Bild in seiner ganzen Anmut und Reinheit wiederzugeben. Einen Augenblick blieb das Mädchen in stilles Betrachten versunken, dann ordnete sie ihr Haar in drei Strähnen, flocht aus den an den Schläfen herabhängenden zwei Zöpfe und befestigte sie auf dem Scheitel mit einem Kranz von Oleander- und Orangenblüten, den sie soeben gewunden hatte; die übrigen Haare ließ sie frei nach rückwärts herabwallen wie die Mähne auf dem Helme der Pallas. Dann beugte sie sichüber das Wasser, um den Durst zu löschen, der sie zu diesem Wiesengrunde hingezogen hatte. Aber so fühlbar er auch gewesen war, galt es doch zunächst ein dringenderes Bedürfnis zu stillen. Vor allem mußte sie sich überzeugen, ob sie noch immer das schönste Mädchen von Korinth sei. – Die schöne Wirklichkeit und ihr Bild kamen sich unmer