KAPITEL 2
Bailey
Ich hatte eine Mission.
Ich wollte die Kluft überwinden, die sich jüngst zwischen mir und meinem Freund Tom aufgetan hatte. Wir waren seit zehn Jahren zusammen, und dass man nach so langer Zeit auch mal eine schwierige Phase durchmachte, war ganz normal.
Aber wenn man im Bett von seinem Freund weggestoßen wird, weil er angeblich zu müde ist, um Sex zu haben, dann liegt ein ernsthaftes Problem vor.
Und ich war fest entschlossen, dieses Problem aus der Welt zu schaffen.
Im ersten Moment hatte ich ihn angebrüllt und ihn ein Arschloch genannt, denn seien wir ehrlich: So ein Verhalten ist wirklich einfach nur arschlochhaft.
Nachdem ich mich allerdings etwas beruhigt hatte, fing ich an nachzudenken. Schmiedete einen Plan, wie ich die Situation wieder ins Lot bringen konnte.
Meine Lösung: verführerische Dessous und ein Regenmantel.
Dafür brauchte ich zunächst einmal die verführerischen Dessous. Sicher, ich hatte einige heiße Teile im Schrank, aber die kannte Tom ja bereits. Ich wollte ihn mit etwas Neuem überraschen.
Die kleine BoutiqueSherry’s Trousseau in der Nähe der Main Street hatte zwar gesalzene Preise, aber weder in einem der anderen Läden des Ortes noch in der Mall bei Dover gab er so hübsche Sachen wie bei Sherry. Leider barg es ein gewisses Risiko, Dessous in einer Kleinstadt zu kaufen, denn die anderen Kundinnen sowie die Ladenbesitzerin wussten natürlich sofort, dass ich auf eine heiße Nummer mit meinem Freund aus war. Und sie scheuten sich auch nicht, das Thema ganz offen anzusprechen – als hätten sie ein Anrecht auf Einzelheiten aus meinem Sexleben.
»Tom wird bestimmt seinen Spaß haben, wenn er dir das auszieht.« Sherry tippte den Preis für die rote Federboa, denBH, das Höschen, den Strapsgürtel und die hautfarbenen Seidenstrümpfe in die Registrierkasse. Ich hatte noch ein Paar rote Stilettos zu Hause, die ich zu dem neuerworbenen Ensemble tragen wollte.
»Bestimmt«, sagte ich. »Er wird vor Lust explodieren.«
Ich grinste schadenfroh, während Sherry vor Scham rot anlief. Dann verließ ich den Laden.
Was dachte sie sich eigentlich? Sie erlaubte sich eine Bemerkung über den Erregungszustand meines Mannes, und ich durfte nicht von den Folgen dieser Erregung sprechen? Tja, Pech gehabt. Eigentlich hätte sie ohnehin an meine deplatzierten Kommentare gewöhnt sein müssen. Sie machten das Leben in einer Kleinstadt erträglich. Ich sagte immer, was ich dachte, ungefiltert, und wenn die Neugier der Leute wieder mal zu groß wurde, schlug ich sie mit ihren eigenen Waffen, indem ich Einzelheiten preisgab, die selbst sie gar nicht so genau wissen wollten.
Das machte Spaß.
Ich warf einen Blick über die Schulter zurück, um nachzusehen, ob Sherry sich gerade bei