: Benedikt Jeßing
: Arbeitstechniken des literaturwissenschaftlichen Studiums Eine Einführung - Jeßing, Benedikt - Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur
: Reclam Verlag
: 9783159612010
: Reclams Studienbuch Germanistik
: 1
: CHF 10.50
:
: Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
: German
: 168
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wie schreibe ich eine gute Hausarbeit? Wie halte ich ein interessantes Referat? Wo finde ich die nötige Fachliteratur und wie weise ich sie korrekt nach? Fragen, die alle Studierenden sich stellen ... Benedikt Jeßing kann sie alle beantworten: Didaktisch versiert führt er in die Arbeitstechniken des literaturwissenschaftlichen Studiums ein, wobei er der aktuellen Studienrealität der B.A.- und M.A.-Studiengänge Rechnung trägt. Neben der ausführlichen Einführung in online- und software-gestützte Rechercheinstrumente thematisiert er auch Formen des eLearnings und setzt sich intensiv mit der Plagiatsproblematik auseinander. Jeßings bewährter grüner Band in der Universal-Bibliothek erscheint nun als vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage im attraktiven Studienbuchformat mit Tabellen, Schaubildern und Merkboxen, einem Glossar zentraler Begriffe und Definitionen und wertvollen Literaturempfehlungen.

Benedikt Jeßing ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Als Studiendekan widmet er sich intensiv der Fachberatung von Studierenden; seine Forschungsschwerpunkte sind Frühe Neuzeit, Aufklärung und Goethezeit.

2.2 Vorlesungsmitschrift


Selbstverständnis der VorlesungVorlesungen präsentieren meist in rein monologischer Form einen größer umrissenen systematischen oder historischen Teilbereich der Literaturwissenschaft, oft aus der aktuellen Forschungsarbeit der oder des Lehrenden heraus perspektiviert – ein Wissen also, das einerseits umfängliches Grundwissen des Faches darstellt, andererseits aber auf die Forschungsinteressen und Arbeitsschwerpunkte der oder des jeweiligen Lehrenden zurückgeht. Die Aneignung dieses Wissens im Zuhören und intensiven Nacharbeiten verhilft also dazu, sich größere literarhistorische oder systematische Wissenbestände des Faches zugänglich und verfügbar zu machen.

Grundsätzlich sindBasiswissen oder Forschungsorientierungzwei verschiedene Arten von Vorlesung an jeder Universität denkbar: einerseits Vorlesungen, die ›einfach‹ Grundwissen vermitteln, andererseits Vorlesungen, die neueste Forschungsperspektiven präsentieren. Beispielsweise ist eine Vorlesung zum »Sturm und Drang« wahrscheinlich weitgehend eine Vorlesung, die das literaturgeschichtliche Grundwissen zu dieser Epoche ausbreitet. Wenn sie allerdings von jemandem gehalten wird, der sich intensiv forschend mit Gegenständen dieses literaturgeschichtlichen Bereichs beschäftigt, dann heißt das natürlich, dass hier eben nicht nur Grundwissen, sondern auch aktuelle Forschung präsentiert wird. Häufig auch verlässt die Lehrveranstaltungsform der Vorlesung den Bereich der bloßen Grundlagenvermittlung völlig: Sie präsentiert einen nur scheinbar klaren Gegenstand aus völlig neuer methodologischer Perspektive – und dadurch verändert sich natürlich auch der Gegenstand selbst. Als Beispiel wäre hier etwa eine Vorlesung zur Literaturgeschichte des19. Jahrhunderts aus systemtheoretischer Perspektive zu nennen, die, sowohl was den Zuschnitt epochaler Segmente als auch was die Begründung und inhaltliche Füllung der einzelnen Epochenbegriffe angeht, zu Ergebnissen kommt, die vom alten Grundwissen deutlich abweichen.

Eine Vorlesung zu besuchen ist also›Sinn‹ des Vorlesungsbesuchssinnvoll, weil man erstens Grundwissen präsentiert bekommt und zweitens im Idealfall am Prozess der Herstellung eines Wissens teilnehmen kann, über das in dieser Form noch niemand verfügt. An einer Vorlesung intensiv teilzunehmen heißt im besten Fall, ganz aktuelle Ergebnisse avancierter Forschung präsentiert zu bekommen. Und ebenso sinnvoll ist es, diese Ergebnisse in irgendeiner Weise aufzuschreiben. Auch das Grundwissen aufzuschreiben, macht Sinn. Denn der oder die Vortragende hat dieses Wissen selbst ja aus mehr oder weniger unzähligen literaturwissenschaftlichen Werken, literaturgeschichtlichen Darstellungen, Biographien und Werkinterpretationen zusammengetragen – in einer Dichtheit, wie sie selten ein einzelnes Lehrbuch zu bieten vermag, und zusätzlich noch aus der Perspektive einer Forscherin oder eines Forschers, die/der Freude an diesem Gegenstand hat, vielleicht sogar noch etwas Neues an ihm entdeckt.

Nutzbarkeit und Zweck der VorlesungsmitschriftVorlesungsmitschriften begleiten oft das gesamte Studium und dienen selbst noch in der Prüfungsvorbereitung der Selbstverständigung über ganze Themenkomplexe. Die gute Vorlesungsmitschrift gibt es nicht, ihre Qualität ist auch nicht von der Kongenialität des Zuhörers abhängig, von seiner Ausdauer o. Ä. – Hier handelt es sich um eine eigentlich schlichte und einübbare handwerkliche Technik, deren positive Effekte allerdings nicht zu unterschätzen sind.

Generell hat die Vorlesungsmitschrift doppelten Sinn: Sie ist einerseits die Möglichkeit