: Stephan Hähnel
: Gefallen auf dem Feld der Ehe Mordsgeschichten
: Periplaneta
: 9783959960236
: 1
: CHF 7,00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 182
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Ja, ich will. Bis, dass der Tod uns scheidet.' Menschen heiraten aus Liebe. Zumindest glauben sie das im Moment der Eheschließung. Schade, dass dieser Zustand nicht immer von Dauer ist. Scheidung wäre zwar eine Option, doch sind die Protagonisten in den Kurzgeschichten von Krimiautor Stephan Hähnel weitaus kreativer. Und so entledigen sie sich ihrer Ehepartner lieber auf unkonventionelle Weise, manchmal blutig, auch mal unbeabsichtigt, aber stets endgültig. Traurig möchte man meinen, wenn es dabei nicht so unterhaltsam wäre. Geschichten für glücklich bis unglücklich Verliebte, Nicht- oder Nichtmehrverliebte, aber vor allem für Liebhaber des Schwarzen Humors rund um das Thema Angewandte Beziehungsdramatik.

Der Scheidungsstammtisch


»Ehen werden im Himmel geschlossen und in der Hölle gelebt.«

Maria Callas

Eva zog genervt die Augenbrauen hoch. »Nochmal!«, sagte sie betont ruhig und wandte sich direkt an Anne. »Wenn du dir meinen Mann vornimmst, und ich Claudias eliminiere, dann könnte Paul sich Renates Kerl annehmen und Renate das mit deinem Ex klären. Und Claudia ist für das Miststück von Paul verantwortlich.«

Bei ihrem Bemühen zu sortieren, wer wen umbringen sollte, klappte Anne der Unterkiefer herunter. Als sie endlich begriff, für wen sie zuständig sein sollte, rutschte ihr beinahe das Glas mit dem Latte Macchiato aus der Hand.

»Kann ich mich nicht um Pauls Exfreund kümmern?«, fragte sie fast flehend. Sie wusste, dass Evas Ehemaliger nicht nur über ein preußisches Gardemaß verfügte, sondern auch dreimal die Woche im Fitnesscenter den Alphatierstatus seines Körpers auffrischte. Ihr klang noch in den Ohren, wie Eva, die Initiatorin ihres wöchentlichen Treffens, davon berichtet hatte, dass ihr Verflossener es liebte, wie ein Berggorilla zu brüllen, wenn er endlich den Liebesakt vollbracht hatte. Seitdem verfolgte Anne die Vorstellung, dass Evas Exmann anschließend gebieterisch auf seine zuckenden Brustmuskeln trommelte, als sei ein schwerer Kampf siegreich gefochten worden.

»Ich meine nur«, ergänzte Anne, »von uns allen bin ich doch nun wirklich die Kleinste und Schwächste. Ich will mich ja nicht drücken. Aber wie soll ich denn diesen Unmenschen …«

Die fünf treuen Teilnehmer des Scheidungsstammtisches schauten sich nachdenklich an. Die Bedenken der zarten Frau waren nachvollziehbar. Dennoch, keiner der Anwesenden wollte sich freiwillig bereit erklären, diesem Testosteronmonster den Garaus zu machen.

»Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«, fragte die Inhaberin des Chokocafés freundlich und nahm das leere Geschirr weg. Zusammen mit ihrer Schwester hatte sie aus den winzigen Räumlichkeiten ein kleines Paradies geschaffen. Beide sorgten dafür, dass die Gäste sich wohl fühlten. Allein ihre Anwesenheit garantierte, dass sich gestresste Mitbürger bei einer Tasse Kaffee entspannten und mit einem Lächeln alles Belastende vergaßen.

»Vielleicht noch ein Stück Kuchen? Heute gibt es Eierschecke. Kann ich wirklich empfehlen.«

Renate hob als Einzige die Hand. Zu Kuchen konnte sie niemals nein sagen. Ein Sprachfehler, wie sie behauptete.

Der wöchentliche Scheidungsstammtisch fand regelmäßig im Chokocafé in Char