Anpfiff 1. Halbzeit
1
„Wie der Meier den wieder reingemacht hat – irre!“, rief Jana Kern voller Freude. Sie war wie aufgelöst, warf ihren Eintracht-Schal um Andreas Rauschers Hals, zog ihn an sich heran und gab ihm einen Schmatzer auf den Mund. Sie wirkte dabei, als wolle sie die ganze Welt mit ihrer Liebe zur Eintracht überschütten.
„Der hat ihn doch fast versemmelt“, erwiderte der Kommissar und strich über ihre raspelkurzen, blondgefärbten Haare. An den Anblick ihres neuen Schnitts musste er sich erst gewöhnen.
„Quatsch, das war klasse. Meier – Fußballgott!“, schrie Jana.
In Frankfurt-Sachsenhausen, im überdachten Hof des Gemalten Hauses, einer der traditionellen Apfelweinwirtschaften der Stadt, brodelte die Stimmung. Auf der Großbildleinwand wurde das Eintracht-Spiel übertragen. Soeben war gegen Mitte der ersten Halbzeit das 1:0 für die SGE gefallen. Ringsherum an den Tischen sprangen ein paar ältere Semester euphorisch auf, was man ihnen gar nicht mehr zugetraut hätte. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen und schrien ihre Siegesgewissheit heraus. Selbst Susanne, die Kellnerin, stellte den Schoppenträger mit den goldgelb glänzenden Gerippten für eine Weile ab und blickte gebannt auf die Wiederholung der Torszene, um mitjubeln zu können. Im Hintergrund lief Axel vorbei, Kellner seit einer Ewigkeit, Eintracht-Fan und der gute Geist des Hauses. Auch er stoppte kurz, warf einen Blick auf die Leinwand und freute sich diebisch.
Die Stimme des Reporters überschlug sich. „Toooooor für die Eiiiiiiiiintracht. Und wieder mal der Meier!“
Immer mehr Gäste sprangen auf und ließen ihrem Jubel freien Lauf. Andere freuten sich nur innerlich oder stießen mit ihren Schoppen an. Die Stimmung an diesem vorgerückten Samstagnachmittag hätte kaum besser sein können. Ein Mann hatte sein Geripptes beim Jubelschrei umgeworfen, das goldfarbene Stöffche tropfte vom Tisch.
„Champions League“, rief einer vom Nachbartisch.
„Meister!“, kam prompt die Antwort aus den hinteren Reihen.
Rauscher grinste. Typisch! Der Eintracht-Fan, wie er leibt und lebt. Kaum waren drei Spiele am Stück erfolgreich verlaufen, schwebten schon einige auf der Fußballwolke gen Meister