Der Heimkehrer
Um ein Uhr früh bog der Kombi in seine Einfahrt.
Harold wollte nicht gehen.
Ein trügerischer Frieden hatte sich über die Palmen und Agaven des nächtlichen Gartens gelegt, und es kam ihm so vor, als ob der Kombi etwas Bedrohliches wäre, das nun schlangengleich über den Rasen auf ihn zuglitt. Auf einmal dachte er wieder an das Dach, das er ausbessern, und den Pool, den er reinigen musste, und an seine angebrochene Flasche Bourbon und das angebrochene Kreuzworträtsel und all die vielen anderen guten Gründe, nicht in diesen Wagen zu steigen, sondern hier auf seinem schützenden Berg in der warmen Brise des Pazifik zu bleiben. Doch er wusste, dass ihm kaum eine Wahl blieb.
Argwöhnisch verfolgte er, wie die schimmernden Türen sich lautlos öffneten. Susan und ihr Mann stiegen aus und winkten ihm zu.
»Ihr seid spät dran«, stellte er fest, während sie näherkamen. Die Finger hatte er fest um den Griff des Samsonite geschlossen. »Wollten wir nicht schon vor Mitternacht los?«
»Hi, Daddy«, sagte Susan und drückte ihn kurz. Er verkrampfte sich. »Es tut mir leid. Es gab einfach noch so viel zu regeln, ehe wir uns für ein paar Tage aus dem Staub machen konnten ...«
»Wollen wir hoffen, dass euer Wagen der Herausforderung gewachsen ist.« Er kniff skeptisch die Augen zusammen. »Kommt’s mir nur so vor, oder werden sie von Jahr zu Jahr kleiner? Ist das ein japanisches Fabrikat?«
»Guten Abend, Mr. Tanner.« Steve hielt ihm die Hand hin. »Wie geht es Ihnen?«
»Gut, gut«, sagte Harold und schüttelte seine Hand, ohne ihn richtig zur Kenntnis zu nehmen. »Ist das nicht eine Menge Gepäck da im Kofferraum?«
»Wir haben nicht halb so viel gepackt wie du«, scherzte Susan. »Wieso nur musst du immer wie für eine Weltreise packen? Steve, hilf mir doch mal.«
»Ist nicht meine Schuld«, sagte Harold, während seine Tochter und sein Schwiegersohn ihr Bestes gaben, den schweren Samsonite auf der Rückbank zu verstauen. »Niemand hat Donna darum gebeten, in Vegas zu heiraten. Herr im Himmel! Ich hätte ihnen eine schöne Hochzeit hier in La Jolla ausrichten können, und wir hätten nicht durch die verdammte Wüste dafür fahren müssen.«
»Daddy, lässt du es bitte gut sein? Wir haben das seit Thanksgiving diskutiert. Deine Älteste hat ihren großen Tag, und da darf sie sich auch aussuchen, wo sie feiert, selbst wenn es dir ein paar Unannehmlichkeiten bereitet. Oder uns, was das angeht. Wenn sie Vegas will, soll sie Vegas kriegen.«
»Was ist mit Jennifer?«, fragte Harold. »Hast du schon was von Jennifer gehört?«
Sie zögerte. »Sie wird auch da sein, Daddy. Sie freut sich schon sehr, dich zu sehen.«
»Wieso? Was verspricht sie sich davon?«
»Sie verspricht sich einen schönen Tag mit ihrer Familie, Daddy. Nicht mehr und nicht weniger.«
»Die letzten fünf Jahre waren wir alles, aber keine Familie, Susie, und das weißt du genau.«
Sie kam näher und griff seine Hand. »Bitte, Daddy. Fang nicht wieder damit an.«
»Na schön.« Er räusperte sich. »Vegas erwartet uns. Wie lange brauchen wir bis Sin City?«
Susan warf ihrem Mann einen eindringlichen Blick zu. »Vor Sonnenaufgang sind Sie in Ihrem Bett«, versicherte ihm Steve. »Das ist ein schneller Wagen,