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WAS IST KLASSISCHER
LIBERALISMUS?
Am eindeutigsten lässt sich Klassischer Liberalismus darüber definieren, welchen Stellenwert er der individuellen Freiheit beimisst. Natürlich haben wir auch andere Werte – Ehrlichkeit, Loyalität, Sicherheit, Familie und vieles mehr. Doch sobald unser gesellschaftliches, politisches und wirtschaftliches Leben betroffen ist, sind Klassisch Liberale überzeugt, dass wir danach streben sollten, die Freiheit des Individuums zu vergrößern.
Klassisch Liberale sind überzeugt, dass jeder Mensch sein Leben so leben können sollte, wie er oder sie es selber wünscht, mit möglichst geringen Einschränkungen seitens anderer Individuen oder Autoritäten. Sie akzeptieren die Tatsache, dass Freiheit niemals absolut sein kann, da ja die Freiheit des einen mit der des anderen in Konflikt geraten kann, so wie wir alle Bewegungsfreiheit haben, uns jedoch nicht alle zur selben Zeit auf den gleichen Punkt zubewegen können. Auch meint Freiheit nicht die Freiheit, andere zu berauben, zu bedrohen, zu etwas zu zwingen, anzugreifen oder umzubringen, weil dadurch deren Freiheit verletzt würde.
Was also sind die Grenzen individueller Freiheit? Der Klassische Liberalismus hat keine einfache Antwort darauf. Er ist kein dogmatisches Regelwerk. Klassisch Liberale sind sich nicht vollständig einig darüber, wo die Grenzen für die Handlungen von Individuen oder Regierungen liegen sollten. Aber sie stimmen im Großen und Ganzen überein, dass jede Antwort die individuelle Freiheit vergrößern sollte und dass jeder, der sie einschränken möchte, dafür sehr gute Gründe vorbringen muss.
ZEHN PRINZIPIEN DES KLASSISCHEN LIBERALISMUS
Zehn Prinzipien können alle Klassisch Liberalen zustimmen.
1. Im Zweifel für die Freiheit
Klassisch Liberale stehen im Zweifel immer auf Seiten individueller Freiheit. Sie wollen Freiheit in unserem gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Leben vergrößern. Ihre Ausgangspunkte, die sie zu dieser Schlussfolgerung führen, unterscheiden sich jedoch.
Für viele ist Freiheit ein Wert an sich. Sie argumentieren auf Basis psychologischer Beobachtungen, dass, vor die Wahl gestellt, jeder Mensch für sich persönlich Freiheit gegenüber dem Zwang bevorzugen würde. Vertreter der Naturrechtstheorie erklären, dass Freiheit etwas sei, das uns von Gott oder der Natur gegeben wurde. Einige begründen Freiheit auch mithilfe des Gesellschaftsvertrages, indem sie feststellen, dass Menschen im »Naturzustand« sich für die Freiheit entscheiden müssten, wenn sie Chaos und Konflikte vermeiden wollten.
Viele weisen darauf hin, dass Freiheit eine grundlegende Voraussetzung für Fortschritt sei. Manche wählen die humanistische Begründung, indem sie feststellen, dass Freiheit ein wesentlicher Teil dessen sei, was es bedeute, Mensch zu sein. Wer von anderen kontrolliert werde, sei kein vollwertiger Mensch. Schließlich halten utilitaristische Klassisch Liberale Freiheit für das beste Mittel, um die Wohlfahrt einer Gesellschaft als Ganzes zu maximieren.
2. Der Vorrang des Individuums
Klassisch Liberale räumen dem Individuum einen wesentlichen Vorrang vor dem Kollektiv ein. Sie würden die individuelle Freiheit nicht für das Wohl eines Kollektivs opfern – zumindest nicht ohne eine außerordentlich gute Rechtfertigung. Dafür haben sie verschiedene Gründe.
Eine Sichtweise – der methodologische Individualismus – lautet, dass ein Koll