Der lächelnde Bettler
Während das ganze Land noch tief und fest schlief, marschierte der kleine Buddha einem neuen Kapitel seines Lebens entgegen. Über ihm strahlten die Sterne und vor ihm lag das große Unbekannte, dunkel wie die Nacht. Was würde ihn wohl unterwegs erwarten? Welche Orte würde er kennenlernen, welchen Menschen würde er begegnen? Worüber würde er sich freuen und was würde ihm Kummer bereiten?
Er wusste bereits, dass eine Reise immer viele verschiedene und unvorhergesehene Erfahrungen mit sich bringt. Neben wunderschönen und manchmal sogar magischen Erlebnissen gehören zu einer Reise aber auch anstrengende, ermüdende, traurige oder schmerzhafte Momente und dann fragt man sich, warum man nicht lieber zu Hause geblieben ist. Doch diese Höhen und Tiefen sind nun einmal Teil einer Reise. Mehr noch: Es sind genau diese Höhen und Tiefen, die eine Reise so aufregend machen!
Der Grund, warum der kleine Buddha mitten in der Nacht losgegangen war, hatte mit den vielen Menschen zu tun, die ihn jeden Tag unter seinem Baum besuchten. Wenn er den Wartenden erst einmal in die Augen geschaut hatte, dann musste er auch versuchen, ihnen zu helfen. Er konnte gar nicht anders, es war wie ein Instinkt. Zwar wusste er, dass die Menschen auch ohne ihn klarkommen würden, aber trotzdem fiel es ihm schwer, ihnen den Rücken zuzukehren. Da die ersten Besucher immer früh am Morgen kamen, war es also das Beste gewesen, schon mitten in der Nacht aufzubrechen und so gar nicht erst in Versuchung zu kommen, sein Vorhaben zu verschieben. Denn genau das wäre ansonsten passiert und dann hätte er es womöglich nie geschafft, ein weiteres Mal zu verreisen.
Als es allmählich hell wurde, war er bereits einige Stunden Fußmarsch von seinem Zuhause entfernt. Sein Leben unter dem Baum hatte er vorerst zurückgelassen. Das Einzige, was er mitgenommen hatte, war eine Umhängetasche mit einer warmen Decke und etwas Proviant. Mehr brauchte er nicht. Er fühlte sich leicht wie eine Feder und freute sich riesig, wieder unterwegs zu sein. Völlig frei der aufgehenden Sonne entgegenzuwandern – konnte es etwas Schöneres geben?
Nach einiger Zeit erreichte der kleine Buddha dieselbe Kreuzung, an der er schon auf seinen ersten beiden Reisen vorbeigekommen war. Beim ersten Mal war er geradeaus gegangen, in Richtung der großen Stadt. Beim zweiten Mal hatte er sich von einem Schmetterling leiten lassen und war nach rechts abgebogen, gen Süden. Da er stets neugierig war und alles ausprobieren wollte, brauchte er überhaupt nicht zu überlegen, welchen Weg er dieses Mal einschlagen sollte. Er blickte noch einmal zurück, nahm einen tiefen Atemzug und ging dann frohen Mutes nach links.
Den ganzen Morgen über wanderte er ohne Pause an flachen Hügeln entlang und vorbei an ausgedehnten Feldern. Dabei summte er eine fröhliche Melodie un