Neuntes Kapitel
Der für die Ausführung der wichtigsten Pläne Pierre Lenets bestimmte Tag war einer von den düstersten jenes Frühjahrs. Der Regen fiel zart und dicht auf die Rasenstücke von Chantilly, einen grauen Nebel durchstreifend, der die Gebüsche des Gartens und das Gehölz des Parkes umhüllte. In den weiten Höfen warteten fünfzig gesattelte Pferde mit hängenden Ohren und ungeduldigem Scharren; Meuten von gekoppelten Hunden ließen sich nur schwer mit der Peitsche in Ruhe halten.
Jeder Offizier im Dienst des Prinzen, jeder Klient dieses Hauses Condé war auf das Rundschreiben Pierre Lenets nach Chantilly geeilt. Die durch den Gesundheitszustand der Prinzessinwitwe veranlasste Unruhe war überdies durch ein günstiges Bulletin von Bourdelot zerstreut worden.
Um zehn Uhr waren alle persönlichen Gäste der Frau von Condé eingetroffen. Jeder wurde nach Überreichung seines Briefes eingeführt, und die, welche diesen zufällig vergessen hatten, erhielten, von Lenet erkannt, Einlass auf ein Zeichen des Letzteren gegen den Pförtner. Diese Eingeladenen mochten, mit den Dienern des Hauses, achtzig bis neunzig Personen ausmachen, von denen die Mehrzahl um den prachtvollen Schimmel versammelt war, der mit einem gewissen Stolz vor seinem großen französischen Sattel einen kleinen samtenen Lehnsitz für den Herzog von Enghien trug, worauf dieser seinen Platz bekommen sollte, wenn Vialas, sein Stallmeister, sich auf den Hauptsattel gesetzt haben würde.
Man sprach jedoch nicht davon, zur Jagd aufzubrechen, und schien noch andere Gäste zu erwarten.
Gegen halb elf Uhr kamen drei Edelleute mit sechs Dienern, die bis unter die Zähne bewaffnet waren und so volle Felleisen bei sich führten, dass man hätte glauben sollen, sie wollten eine Reise durch ganz Europa machen.
Sogleich erschien ein blau gekleideter Mann mit einem silbernen Wehrgehänge und nähert sich, die Hellebarde in der Hand, den Ankömmlingen, die, wie man an ihrem vom Regen durchnässten Gepäck und an den von Kot beschmutzten Stiefeln sah, einen langen Weg zurückgelegt hatten.
»Woher kommt Ihr, meine Herren?«, fragte der Schweizer, seine Hellebarde vorhaltend.
»Vom Norden«, antwortete einer der Reiter.
»Und wohin geht Ihr?«
»Zum Leichenbegängnis.«
»Der Beweis?«
»Seht unsern Trauerflor.«
Die drei Herren hatten wirklich Trauerflore an ihren Degen.
»Entschuldigt mich, meine Herren«, sagte nun der Schweizer, »das Schloss steht zu Eurer Verfügung; es ist eine Tafel bereit, eine Halle geheizt, die Lakaien harren Eurer Befehle; Eure Leute wird man im Gesindesaal bewirten.«
Kaum saßen diese drei Edelleute bei Tisch, als sechs weitere Reiter mit sechs ebenso ausgestatteten und bewaffneten Lakaien einherkamen und wie ihre Vorgänger befragt und nach Erteilung der gleichen Antwort in gle