: Henry David Thoreau
: Ktaadn Mit einem Essay von Ralph Waldo Emerson
: Jung und Jung Verlag
: 9783990271537
: 1
: CHF 14.10
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 160
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Am Ende des Sommers 1846 macht sich Henry David Thoreau auf in den Norden. Was als Reise beginnt, mit Eisenbahn und Dampfschiff, setzt sich auf Pferd und Wagen, im Kanu und schließlich zu Fuß fort und wird nach und nach zu einer Expedition. Sein Ziel: »Der große Berg«, 1606 Meter hoch, der höchste Punkt von Maine - Ktaadn, wie er in der Sprache der Ureinwohner heißt. Der Weg führt durch unkartiertes Gebiet, durch eine labyrinthische Landschaft von Seen und Flüssen und die ausgedehnten Wälder einer weitgehend unberührten und unwegsamen Natur. Die Grenzen menschlicher Lebensräume sind bald überschritten, es geht tiefer und tiefer in die Wildnis. Die letzten Zeichen der Zivilisation, vom Alkohol zugrunde gerichtete Indianer, die Spuren der Holzfäller und Pelzhändler, zeugen von Gier und Zerstörungswut. Und doch erscheint Thoreau die Natur in ihrer ganzen Vielfalt und Ausdehnung davon unberührt und gleichgültig - gleichgültig auch gegenüber den Fragen, die sich dem stellen, der sich ihr ungeschützt aussetzt: »Wer sind wir? Wo sind wir?«

Schriftsteller und Philosoph, 1817 in Concord, Massachusetts, geboren, wo er 1862 starb. Sein Buch Walden; or, Life in the Woods hat ihn weltweit berühmt gemacht.

Am 31. August 1846 fuhr ich mit Eisenbahn und Dampfboot von Concord, Massachusetts, nach Bangor und ins Hinterland von Maine, um einen im Holzhandel tätigen Verwandten bis zum Damm am westlichen Nebenfluss des Penobscot zu begleiten, wo er Land kaufen wollte.1 Ich schlug vor, von dort aus, ungefähr hundert Meilen von Bangor flussaufwärts, dreißig Meilen von der Houlton Military Road und rund fünf Meilen jenseits der letzten Holzhütte, Abstecher zum Berg Ktaadn, dem zweithöchsten in Neuengland, ungefähr dreißig Meilen entfernt, und zu einigen der umliegenden Seen des Penobscot zu unternehmen, entweder allein oder in Gesellschaft, wenn sich dort welche finden würde. Zu dieser Jahreszeit, wenn die Holzfäller ihre Arbeit getan haben, trifft man so tief in den Wäldern nur selten auf ein Lager, und ich war froh, dennoch einer Gruppe Männer zu begegnen, die Schäden vom großen Hochwasser im Frühjahr reparierten. Man kann den Berg leichter und direkter zu Pferd oder zu Fuß vom Nordosten her über die Aroostook Road und den Wassataquoik River erreichen, doch so sieht man viel weniger von der Wildnis, dem herrlichen Fluss und der Seenlandschaft und erfährt auch nichts überbatteaux und das Leben der Bootsführer. Zudem war die Jahreszeit günstig, denn im Sommer machen Myriaden von Gnitzen, Moskitos und Stechmücken oder, wie die Indianer sie nennen, »no-see-ems«2 das Wandern in den Wäldern so gut wie unmöglich; doch nun war ihre Herrschaft schon fast zu Ende.

Ktaadn oder Katahdin, nach einem indianischen Wort, das »höchstes Land« bedeutet, wurde von Weißen erstmals 1804 bestiegen. 1836 wurde er von Professor J. W. Bailey aus West Point erkundet, 1837 vom staatlich beauftragten Geologen Dr. Charles T. Jackson und 1845 von zwei jungen Männern aus Boston.3 Alle haben Berichte über ihre Expeditionen geschrieben. Seit ich dort gewesen bin, haben zwei, drei an