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Ein halbes Dutzend Pralinen später ärgerte sich Yvette immer noch über ihre grenzenlose Dummheit. Warum hatte sie sich nicht konsequent geweigert? Weil sie hier deutlich besser bezahlt wurde, als alle Haushaltshilfen, die sie in Ham-sur-Heure kannte? Weil sie für einen Hunderter extra erst den Kamin angeschürt hatte und jetzt den Boden wischte? Und das alles in dem verboten neckischen Kostümchen!
Mehr als ihre Knie schmerzten jedoch die gierigen Blicke, die auf ihrem Körper brannten. Es war so erniedrigend. Sie fühlte sich wie eine Sklavin vor hundert Jahren. Aber hatte sich eigentlich im Lauf der Jahrhunderte irgendetwas geändert? Außer den Methoden vielleicht? Fakt war doch nach wie vor, dass skrupellose Typen wie ihr Patron ihre Bediensteten gnadenlos ausnutzten. Und das nur, weil sie durch ihren Reichtum die notwendige Macht hatten.
Yvettes Hände verkrampften im nassen Lappen, den sie abermals über das Parkett zog. Sie wusste, dass der widerliche Lustmolch den Scotch in blanker Absicht auch unter den Sessel geschüttet hatte, damit sie nur schwer an die kleinen Pfützen herankam. Die Mischung aus Wut und Scham wurde unerträglich. Weniger wegen der Schikane, den Boden schrubben zu müssen, sondern weil das Schnauben hinter ihr immer verräterischer wurde. Yvette musste sich nicht umdrehen, um ihren Verdacht bestätigt zu bekommen. Es gab keinen Zweifel: Luc Rochemont geilte sich an dem Anblick, den er inszeniert hatte, immer mehr auf. Yvette rutschte vor ihm über den Boden, präsentierte dem alten Sack ihre Kehrseite, über die längst das schamlos kurze Röckchen gerutscht war. Er schenkte sich mehrmals nach und fing schwer zu keuchen an. Der Patron bewies damit einmal mehr, dass er genau das sehen wollte: dunkelhäutige, nackte Schenkel und stramme Pobacken – und vor allem ihr nur von einem dünnen, weißen Baumwollslip bedecktes Geschlecht.
Yvette fluchte leise vor sich hin. Durfte sie sich für läppische hundert Euro von dem fiesen Typ so erniedrigen lassen? Gut, für Yvette war das viel Geld, trotzdem hätte sie Rochemont ins Gesicht spucken müssen. Dann hätte sie schnurstracks das Landhaus verlassen, hätte seine Frau anrufen müssen. Ja, es wäre die einzig richtige Entscheidung gewesen, aber weil sie permanent in Geldnöten war, hatte sie instinktiv nach den Scheinen gegriffen – und somit verloren. Mit dieser Geste hatte sie die Wünsche von Luc Rochemont akzeptiert. Fatal: Yvette hatte sich zur Sklavin des lüsternen Hausherrn gemacht!
„Wenn es dir vor dem Kaminfeuer zu heiß wird, kannst du gern dein Höschen ausziehen“, lechzte der etwa zwei Meter hinter Yvette Stehende. „Würde mich nicht stören.“
Yvette ignorierte den unerhört schlüpfrigen Vorschlag.
„Später musst du das Parkett wieder hübsch aufpolieren, Kindchen“, gluckste er wenig später. „Sonst gibt das üble Flecken. Das wollen wir doch nicht, oder?“
„Natürlich nicht, Monsieur.“
„Schön, Yvette. Jetzt darf ich mein Angebot wiederholen: Also, wenn du für die Bodenpflege deinen Slip benutzt, soll es dein Schaden nicht sein. Ich könnte dann ein weiteres Scheinchen investieren. Was meinst du?“
Wutschnaubend biss Yvette die Zähne zusammen, traute ihren Ohren nicht, als der Alte jetzt kurzatmig schnaubte: „Habe ich dir eigentlich schon von meinen Freunden aus dem Golfclub erzählt? Das sind wahre Gourmets. Sie behaupten