KAPITEL 1
MAGNUS
LIMEROS
Frauen sind hinterlistige, gefährliche Kreaturen. Sie gleichen alle giftigen Spinnen, die mit einem einzigen Biss töten können. Denk immer daran.«
Dieser Rat, den sein Vater ihm einst gegeben hatte, klang in Magnus’ Erinnerung nach, während er vom Hafen in Rabenhorst zusah, wie das Schiff der Kraeshianer in der Dunkelheit verschwand. Der König hatte keiner Frau je völlig vertraut. Weder seiner Königin noch seiner früheren Geliebten und Beraterin, ja, nicht einmal der Unsterblichen, die ihm in seinen Träumen Geheimnisse zuflüsterte. Das meiste, was sein skrupelloser Vater sagte, ignorierte Magnus einfach, doch jetzt hatte er Bekanntschaft mit der gefährlichsten, hinterlistigsten Frau von allen gemacht.
Amara Cortas hatte die Essenz – eine Aquamarinkugel, die reine Wassermagie enthielt – gestohlen und auf ihrer Flucht eine Spur von Tod und Zerstörung hinterlassen.
Das bitterkalte Schneegestöber drang ihm unter die Haut und betäubte den Schmerz in seinem gebrochenen Arm. Es würde noch Stunden dauern, bis die Sonne aufging, und die Nacht war frostig genug, dass er sich den Tod holen könnte, wenn er nicht vorsichtig war.
Und dennoch starrte er weiter wie gelähmt auf das schwarze Wasser hinaus – irgendwo dort draußen war der gestohlene Schatz, derihm zustand.
»Was jetzt?« Cleos Stimme riss ihn aus seinen düsteren Gedanken.
Einen Moment hatte er vergessen, dass er nicht allein war.
»Was jetzt, Prinzessin?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und bei jedem Wort bildeten sich kleine Dampfwolken vor seinem Mund. »Nun, ich denke, wir sollten die kurze Zeit genießen, die uns noch bleibt, ehe die Männer meines Vaters hier auftauchen und uns auf der Stelle hinrichten.«
Auf Verrat stand die Todesstrafe, selbst wenn der Betroffene der Thronerbe war. Und er hatte zweifellos Verrat begangen, als er ebenjener Prinzessin, die nun neben ihm stand, zur Flucht verholfen hatte.
»Ich habe einen Vorschlag, Eure Hoheit.« Es war Nics schneidende Stimme, die die Stille durchbrach. »Wenn Ihr damit fertig seid, das Wasser nach Hinweisen abzusuchen, springt doch einfach rein und schwimmt diesem mörderischen Miststück hinterher.«
Wie üblich, wenn er mit Magnus sprach, troff die Stimme von Cleos Lieblingslakai vor unverhohlener Verachtung. »Wenn ich eine Chance sehen würde, sie zu fassen, würde ich es tun«, entgegnete er in ebenso giftigem Ton.
»Wir werden uns die Essenzen zurückholen«, meinte Cleo. »Und Amara wird für ihre Taten büßen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Eure Zuversicht teile.« Erst jetz