: D. H. Lawrence
: Lady Chatterley (Letzte, unzensierte Version)
: Cloudship
: 9783961126200
: 1
: CHF 2.70
:
: Erzählende Literatur
: German
: 360
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
D. H. Lawrence: Lady Chatterley und ihr Liebhaber. Letzte, unzensierte VersionFür die eBook-Ausgabe neu editiert, in aktualisierter Rechtschreibung und modernisierter Übersetzung. Mit eBook-Inhaltsverzeichnis und verlinkten Fußnoten?Sie hatte gedacht, eine Frau würde dabei sterben vor Scham. Stattdessen starb die Scham.?Mittelengland, 1920: Constance Chatterley, Baronin in Wragby Hall, ist vom Zusammenleben mit ihrem Ehemann Clifford, der durch eine Kriegsverletzung impotent geworden war, frustriert. Da lernt sie Oliver Mellors, den neuen Wildhüter ihres Mannes kennen. Einerseits abgestoßen von seiner Respektlosigkeit und Derbheit, andererseits angezogen von seiner vitalen Männlichkeit, gerät Constance in ein Chaos der Gefühle. Die Faszination überwiegt, und sie beginnt eine Affäre mit dem Mann, die immer leidenschaftlicher, intimer und zügelloser wird. Constance erlebt körperliche Intensität, sexuelle Praktiken und eine wollüstige Befriedigung, wie sie dies nie für möglich gehalten hätte. - Kompliziert wird die Geschichte, als sie feststellt, dass sie schwanger ist ... © Redaktion CloudShip?Lady Chatterley und ihr Liebhaber? ist ein Klassiker der erotischen Literatur und enthält zeitlose Wahrheiten über das Zusammensein von Mann und Frau. Und gleichzeitig ist es ein Skandalbuch erster Güte, das viele Jahre lang in den meisten Ländern Europas auf dem ?Index? stand und nur versteckt gehandelt werden konnte.

Erstes Kapitel

Unser Zeitalterist dem Wesen nach tragisch, darum sträuben wir uns dagegen, es tragisch zu sehen. Eine Katastrophe ist geschehen, wir stehen inmitten des Trümmerhaufens, wir fangen an, neue kleine Wohnstätten zu bauen, neue kleine Hoffnungen zu hegen. Es ist eine zähe Arbeit. In die Zukunft führt keine glatte Straße. Aber wir schlagen uns durch, wir klettern über Hindernisse. Wir müssen leben, ganz gleich, wie viele Himmel eingestürzt sein mögen.

In dieser Lage befand sich mehr oder weniger auch Constance Chatterley. Der Krieg hatte ihr das Dach über dem Kopf zum Einstürzen gebracht, und sie hatte erkannt, dass man im Leben nie fertig ist.

Sie heiratete Clifford Chatterley, als er im Jahre 1917 für einen Monat auf Heimaturlaub war. Ihre Flitterwochen währten einen Monat. Dann ging er zurück in den Krieg nach Flandern – und wurde sechs Monate später wieder nach England verfrachtet, mehr oder weniger in Stücken. Constance, seine Frau, war damals dreiundzwanzig Jahre alt, er selbst war neunundzwanzig.

Seine Lebenszähigkeit war bemerkenswert. Er starb nicht, und die Stücke schienen wieder zusammenzuwachsen. Zwei Jahre lang blieb er in der Obhut der Ärzte. Dann wurde er für geheilt erklärt und konnte ins Leben zurückkehren. Die untere Körperhälfte allerdings, von den Hüften abwärts, war für immer gelähmt.

Das war im Jahr 1920. Das Paar bezog Clifford Chatterleys altes Heim, Wragby Hall, den »Familiensitz«. Da sein Vater gestorben war, war Clifford nun ein Baronet1, Sir Clifford, und Constance war Lady Chatterley. Sie begannen ihren Haushalt und ihr Eheleben auf dem recht verlassenen Stammsitz der Chatterleys mit kaum ausreichendem Einkommen. Cliffords einzige Schwester war weggezogen. Andere nahe Verwandte gab es nicht. Der ältere Bruder war im Krieg gefallen. Clifford, für immer ein Krüppel, der wusste, dass er nie Kinder haben würde, kam nach Hause in die nebligen Midlands, um den Namen der Chatterleys lebendig zu erhalten, solange er konnte.

Er war nicht wirklich niedergeschlagen. Er konnte in einem Rollstuhl umherfahren, und hatte auch ein Modell mit anmontiertem kleinen Motor, mit dem er langsam durch den Garten und den schönen melancholischen Park kutschieren konnte, auf den er so sehr stolz war, obgleich er tat, als wäre ihm nichts daran gelegen.

Er hatte so viel durchgemacht, dass er nun bis zu einem gewissen Grad die Fähigkeit zu leiden verloren hatte. Er wirkte seltsam heiter und fröhlich, ja beinahe vergnügt, möchte man sagen, mit seiner rosigen, gesunden Gesichtsfarbe und seinen blassblauen, herausfordernd glänzenden Augen. Seine Schultern waren breit und stark, die Hände sehr kräftig. Er war teuer gekleidet und trug elegante Krawatten aus der Bond Street2. Doch in seinem Gesicht war der wachsame, aber ein wenig leere Blick des Krüppels.

Er war so nahe daran gewesen, sein Leben auszuhauchen, dass das, was davon übrig war, ihm wundervoll köstlich erschien. Der gierige Glanz seiner Augen verriet, wie stolz er war, nach der großen Erschütterung noch am Leben zu sein. Doch die Verwundung war auch so schlimm gewesen, dass irgendetwas in ihm zugrunde gegangen, dass einige seiner Gefühle verschwunden waren. Irgendwo war eine Lücke, eine leere, empfindungslose Stelle.

Constance, seine Frau, war ein rotwangiges, ländlich aussehendes junges Mädchen mit weichem braunem Haar, kräftigem Körper und bedächtigen Bewegungen, und sie war voll ungewöhnlicher Energie. Sie hatte große, wundervolle Augen und eine weiche sanfte Stimme, und schien eben aus ihrem Heimatdorf gekommen zu sein. Dem war keineswegs so. Ihr Vater war das einst wohlbekannte Mitglied der königlichen Akademie der Künste, der alte Sir Malcolm Reid. Ihre Mutter war in den besten Tagen des Präraffaelismus3 eine jener kultivierten Fabierin